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Album der Woche

14. März 2024, 19:12 Uhr von Uwe

Wer stark anfängt, kann stark nachlassen. Leuchtet ein. Manche schaffen es auch, schwach anzufangen und danach stark nachzulassen. Wieder andere haben gar nicht erst angefangen. Und weil mir jetzt der rote Faden ausgeht, hör ich auch lieber gleich auf mit dieser schwachen Einleitung. Auf jeden Fall geht es heute um die Schwierigkeit, nach starkem Beginn eben nicht stark nachzulassen.

Und in eben diesem Zusammenhang geht es heute um ein Album, welches vor 40 Jahren entstanden ist und auf ein Debütalbum folgte, welches im Jahr zuvor in entsprechenden Kreisen hohe Wellen geschlagen hatte. Es geht dabei um die Band Marillion und deren Album „Fugazi„. Die hatten ja 1983 „Script For A Jester’s Tear“ vorgelegt, was hier schon besprochen wurde. Nun ging es drum, einen Nachfolger aufzunehmen, der die gestiegene Erwartungshaltung erfüllen könnte.

Im Vorfeld gab es personelle Veränderungen, am Schlagzeug wurde mehrfach umbesetzt, bis man kurz vor knapp Ian Mosley verpflichten konnte. Die Aufnahmen selbst verspäteten sich stärker als die Deutsche Bahn, so dass das Album noch gar nicht fertig war, als die zugehörige Tour begann. Der Aufnahmeprozess verteilte sich über mehrere Studios und gestaltete sich laut Zeitzeugen eher schwierig, so dass das Endergebnis irgendwie zusammengewürfelt wirkt und außerdem unter einem recht dünnen Sound leidet.

Aber der Reihe nach: Sieben Songs landeten auf der Scheibe, der Großteil eher episch und überlang angelegt mit etwa sieben bis acht Minuten Spielzeit. Der einzige Ausreißer hierbei ist das kurze Punch & Judy, dass als Single ausgekoppelt wurde. Eröffnet wird das Album davor mit dem Siebenminüter Assassing, was auch immer Chefdichter Fish mit dem Wort ausdrücken wollte, da Attentäter ja nun mal assassin genannt werden. Danach geht es holprig weiter, Emerald Lies und She Cameleon hinterlassen keinen nachhaltigen Eindruck, wobei letzteres immerhin einen spannungsreichen Aufbau bietet. Incubus klingt wie der Versuch, die Stimmung der Vorgängeralbums heraufbeschwören zu wollen, und das abschließende Titelstück ist aus mehreren Teilen zusammengestrickt, die nicht so richtig zusammenpassen wollen, wobei der abschließende Teil selbst aber ganz großes Tennis bietet: „Do you realize, this world is totally fugazi?“ (jo, und heute noch mehr als damals). Und die Leute, nach denen Fish damals Ausschau hielt, braucht es heute umso dringender: „Where are the prophets? Where are the visionaries? Where are the poets to breach the dawn of the sentimental mercenary?“

Das Album hat also so seine Momente, allerdings teilweise hier und da ziemlich versteckt. Der einzige Song, auf dem sie die Sache meiner Meinung nach von vorn bis hinten hingekriegt haben, ist das emotionale Jigsaw, eine bittere Abrechnung über eine gescheiterte Beziehung: „Stand straight, look me in the eye and say goodbye. Stand straight, we’ve drifted past the point of reasons why…“ Da kriege ich noch jedes Mal Gänsehaut.

Fazit: Das Debütalbum würde ich jederzeit vorziehen, aber das Album ist wichtig im Kontext der Bandgeschichte, bildet es ja das Bindeglied zwischen dem Debüt und dem nachfolgenden Meisterwerk „Misplaced Childhood“.

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