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Album der Woche

11. April 2024, 17:48 Uhr von Uwe

Die Woche hatte bisher keine Highlights, eher im Gegenteil (die im Januar angekündigte Entlassungswelle rollte als Tsunami durch unsere Abteilung), aber das soll uns nicht vom Album der Woche abhalten. Das wird inzwischen auch schon wieder 30 Jahre alt und stammt von einer Band, die hier in dieser Reihe glaube ich noch gar nicht vertreten ist. Kommt ja nach vier Jahren auch eher selten vor.

Wir schreiben das Jahr 1994, Kurt Cobain hat gerade diese Welt verlassen, Grunge ist quasi tot, und mitten in diese Gemengelage platzen ein paar kalifornische Fun-Punks namens The Offspring und schlagen mit „Smash“ ein wie eine Bombe. Ähnlich wie „Dookie“ von Green Day gibt es hier einen ganzen Haufen kurze Eruptionen, nämlich 12 an der Zahl, plus einen Hidden Track, wie es als Gimmick damals auf CDs verbreitet war, und ein halbminütiges Intro.

Besagtes Intro besteht aus einer Spoken-Word-Passage, bevor es direkt mit Nitro (Youth Energy) in die Vollen geht. Mit zweieinhalb Minuten ist das einer der kürzesten Songs der Scheibe, die meisten knacken dann doch wenigstens die drei Minuten. Längster Song ist witzigerweise die bekannte Hitsingle Self Esteem, die mit einem echt fiesen Text punktet. Ebenfalls textlich recht plakativ kommt Bad Habit daher (Vorsicht vor Gewalt im Straßenverkehr), Gotta Get Away startet mit einem schicken Intro aus Schlagzeug und Bass, gleiches gilt für Come Out And Play. Beide wurden als Single ausgekoppelt. Aber auch die restlichen Songs sind bockstarke Volltreffer, wie man sie vielleicht nur einmal in der Karriere auf ein Album konzentriert hinbekommt. Egal ob es Genocide oder Something To Believe In oder Not The One ist, es geht immer mit Vollgas und auf 11 gedrehten Reglern ab.

Der Witz an der Platte ist, dass trotz des eng gesteckten musikalischen Rahmens jede Menge Abwechslung geboten wird und die Songs alle prima voneinander unterscheidbar sind. Am Ende folgt noch ein Schlagzeugpattern, der zu einem Song vom nächsten(!) Album gehört.

Die Scheibe verkaufte sich wie geschnitten Brot (bis heute zweistellige Millionen) und definierte (neben schon genannten Green Day und Bad Religion) den Punkrock der 90er mit. Sollte man also allein schon wegen der musikhistorischen Bedeutung kennen, mal davon abgesehen dass Self Esteem eine der größten Loser-Hymnen aller Zeiten ist. Ich hab das Album tatsächlich damals über die Single im damals noch real existierenden MTV kennengelernt, bzw. hat es mir ein Schulkumpel ein oder zwei Jahre später geliehen, womit es eine meiner ersten Begegnungen mit dieser Art Musik war und mich entsprechend nachhaltig geprägt hat. Insofern war das Schreiben darüber heute auch etwas wie eine Zeitreise für mich – nicht unbedingt in bessere, aber zumindest in vergangene Zeiten.

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