Kategorien

Archive

Kalender

April 2024
M D M D F S S
1234567
891011121314
15161718192021
22232425262728
2930  

Album der Woche

4. April 2024, 18:48 Uhr von Uwe

Letzte Woche war 25 Jahre alter Power Metal, diese Woche gibt es Nachschlag. Der ist ebenfalls 25 Jahre alt, und weil wir schon dabei sind, gibt es zusätzlich noch einen 40 Jahre alten Nachschlag.

Der Kenner wird nun berechtigterweise fragen, wie das gehen kann, denn Power Metal als Begriff gibt es ja erst seit den späten 80ern, und die waren ja quasi erst vorgestern, aber nicht vor 40 Jahren. Erstens stimmt das und zweitens ist die Band der Woche nicht so ganz gut einsortiert in der Power Metal-Schublade. Die fingen nämlich ganz klassisch auf den Spuren von Accept an und waren auch nie so glatt produziert wie typische Helloween-Klone, zumal sie ja eh schon vor Helloween am Start waren. Nach so viel überflüssiger Einleitung können wir nun aber auch mal auf den Punkt kommen: Die Band der Woche ist Grave Digger, und dementsprechend wird wieder zur Geschichtsstunde geladen.

Vor 25 Jahren erschien das dritte Album der „Middle Ages“-Trilogie, bei der sie sich ja mit der Geschichte Schottlands und der Geschichte der Tempelritter beschäftigten. Im dritten Album, amtlich betitelt „Excalibur“ geht es unter anderem darum, dass das Herausziehen von Schwertern aus irgendwelchen Steinen keine vernünftige Grundlage für das Regieren ist. Es geht hierbei um die Geschichte von König Artus und die Ritter der Tafelrunde, wo dann auch andere Gestalten wie Merlin und Morgane Le Fay auftauchen.

Mir fehlt grade die Motivation, den Inhalt nachzuerzählen, auf jeden Fall wurde gewissenhaft recherchiert, soweit das bei solchen Sagengestalten eben möglich ist. Wichtiger ist eh der Krach, der sich hinter dem wie üblich von Andreas Marschall gezeichneten Cover verbirgt. Und da gibt es ein Dutzend Songs, darunter ein Intro. Die Bandbreite reicht dabei vom klassischen Stampfer wie The Round Table (Forever), der deutlich von Accept beeinflusst ist über die typischen Hymnen (Excalibur) bis hin zu so etwas ähnlichem wie Halbballaden (Avalon). Typisch ist natürlich die aggressive Stimme von Chris Boltendahl, die der ganzen Sache einen ganz eigenen unverwechselbaren Stempel aufdrückt.

Das Album ist also ein typisches Qualitätsprodukt aus dem Ruhrgebiet, kann man nicht viel falsch machen. Man muss sich natürlich inhaltlich schon ein bissl dafür interessieren, ansonsten funktioniert die ganze Sache überhaupt nicht, aber das war bei den anderen Alben vorher auch schon so. Und einzelne Songs ohne den Zusammenhang des Albums funktionieren auch nur eher mal mittelprächtig.

Ganz anders sieht die Sache beim versprochenen Nachschlag aus, denn Grave Digger sind ja schon deutlich länger am Schaufeln. Das Debüt „Heavy Metal Breakdown“ erschien 1984 und muss deswegen hier auch erwähnt werden. Über den fiesen Akzent von Chris Boltendahl muss man hier hinweg hören, dann hat man das beste Accept-Album, was Accept nie gemacht haben. Chris klingt mit seiner Reibeisenstimme noch gefährlicher als Udo Dirkschneider, und die großen Klassiker kommen hier gleich mehrfach vor. Tatsächlich gibt es mindestens zwei Songs von der Scheibe, die noch heute bei kaum einem Konzert fehlen dürfen, nämlich das amtlich betitelte Headbanging Man sowie das völlig unkaputtbare Heavy Metal Breakdown. Die Produktion ist roh und simpel, um nicht zu sagen billig, die Band geht mit wenig Finesse und umso mehr Spielfreude und Elan zur Sache. So entstehen Klassiker, und das Album ist einer.

Einen Kommentar schreiben