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Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin

23. August 2003, 00:00 Uhr von Uwe

Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen… (mathematischer Hinweis: gilt im Allgemeinen auch für den Fall, daß mehrere eine Reise tun) Und da andere im Allgemeinen auch dran interessiert sind, was man denn so zu erzählen hat, wird das jetzt hier mal halbwegs chronologisch sortiert wiedergegeben.

Vorbereitungen
Die Grundidee war der Besuch des Deutschen Technischen Museums in Berlin. Da meinereiner keine Blechkalesche sein Eigen nennt, richtete sich die Terminfindung auf einen Samstag, weil wegen Schönes-Wochenende-Ticket und so. Jenes wiederum gilt ja für mehrere Personen, und so meldeten sich noch der chö, die Gabi, und zu guter Letzt noch Maya. Ich kaufte dann am Freitag die Fahrkarte und guckte mir eine passende Verbindung raus.

23.8., gegen 4:00 Uhr – *gähnschnarch*
Nur für Frühaufsteher Der Wecker (lies der Radiostream von Rockland) weckte mich mit einer halbwegs passenden Musik, Maya war auch schon wach (wie er später erzählte schon eine ganze Weile länger), und der chö prüfte auch schon mal seine Digiknipse. Gabi hatte sich als Chauffeuse zum Bahnhof für gegen 4:15 angekündigt, also futterte ich die letzten Schokoriegel und Kekse und wartete. Leider verspätete sich Gabi dann irgendwie, und nach einigem Hin und Her und zwei Telefonaten (endlich mal eine sinnvolle Verwendung von Handys) stellte sich heraus, daß es mit dem Abholen nicht klappen würde. Also latschten wir dann zu dritt gegen 4:40 Uhr Richtung Hauptbahnhof und kamen so zu einem unfreiwilligen Frühsport, da wir uns auch noch beeilen mußten, der Zug sollte schließlich 5:11 Uhr abfahren.

5:05 Uhr – Chemnitz Hauptbahnhof
Ziemlich munter (kein Wunder nach dem erfrischenden Fußmarsch) trafen wir Gabi dann am Bahnhof und stellten umgehend fest, daß der Zug mit 30 min Verspätung angezeigt wurde. Ein kurzer Blick auf den in weiser Voraussicht ausgedruckten Reiseplan sagte mir dann, daß damit auch die Anschlüsse weg sein würden, also disponierten wir spontan (hallo Anja ;-)) um und fuhren mit dem SEV nach Wittgensdorf und dann mit einem schön alten Triebwagen weiter nach Leipzig, um dann von dort aus weiter Richtung Berlin zu gondeln.

zwischen 7 und 8 Uhr – Leipzig Hauptbahnhof
In Leipzig angekommen suchte ich den Service Point heim, um die nächste Verbindung zu erfragen, und dann hatten wir plötzlich viel Zeit, denn weitergehen tat es dann erst 8:08 Uhr Richtung Bitterfeld. Die Zeit wurde genutzt zum Erwerb von Frühstück, dem Teeren der Lungenwege (bei Gabi jedenfalls) und zum Beobachten des morgendlichen Bahnbetriebs meinerseits (inkl. Interconnex, hab ich vorher auch noch nicht gesehen). Kurz nach 8 enterten wir den Zug (BR143+nichtklimatisierte Dostos mit reichlich verquer dimensionierten Sitzen, vermutlich auf das 5%-Perzentil zugeschnitten, ich mußte meine 1.85m jedenfalls ganz schön falten). Die Fahrt selbst war relativ ereignislos, da wir noch nicht so richtig munter waren.

kurz nach halb 9, Bitterfeld
Einmal umsteigen Richtung Jüterbog, da die Züge dankenswerterweise an benachbarten Gleisen hielten brauchte man nur einmal quer übern Bahnsteig latschen, da taten es dann auch die 3 Minuten Umsteigezeit. Der Zug wurde dann erstmal etwas voller, wir waren offensichtlich nicht die einzigen, die nach Berlin wollten. Auffallend war die Anzahl der Jugendlichen Raucher/Säufer auf dem Bahnsteig (dazu später mehr). Im Zug selbst (Garnitur analog dem vorangegangenen) kriegten wir dann doch ganz brauchbare Sitzplätze im unteren Bereich und während ich versuchte, mal drei Minuten am Stück die Augen zu schließen, diskutierten Maya und chö über hochtrabende philosophische Themen wie den elementaren Unterschied zwischen „hier“ und „dort“ bei der Ansage des Zugendes, über den Zug als Einheit und wo da vorne und hinten ist und anderen solchen Quark. Die benachbarten Mitreisenden guckten jedenfalls teilweise recht blöd.

dreiviertel 10, Jüterbog
Illuminaten in Brandenburg?Nochmal umsteigen in einen RE, diesmal mit (Überraschung) BR143+klimatisierten 160km/h-Dostos. Warum in Jüterbog Bahnsteig 5 und Bahnsteig 1 benachbart sind leuchtet mir zwar nicht ein, aber es sparte zumindest viel Zeit beim Umsteigen. Unser Sitzplatz im Fahrradabteil war dann auch ganz brauchbar und mit viel Beinfreiheit gesegnet, leider stand die Klimaanlage auf Arktis und so fröstelte es denn auch ein wenig, obwohl es draußen gar nicht so warm war. Auch hier fiel die enorme Anzahl jugendlicher Raucher auf, den Vogel schoss eine Göre von nicht mehr als 13 Jahren mit Glöckchen an den Schuhen ab, die sich über den langen Weg zum Raucherabteil aufregte. Die ganzen zugedröhnten Kiffer verblassten dagegen dann doch. Und ich dachte immer, man müsse mindestens 40 sein, um sich über „die Jugend von heute“ aufzuregen…
Während es draußen anfing zu regnen, entdeckten wir Hinweise auf Illuminatenverschwörungen in Brandenburg (siehe Fotobeweis) und diskutierten weiter über jede Menge Blödsinn, der hier nicht wiedergegeben werden muß, aber das meiste davon hab ich eh schon wieder vergessen (ja, ich werde alt…). Ansonsten gabs als Highlight für mich noch den zweiten Interconnex des Tages, BR185+4 Waggons, während der chö eine Begegnung der dritten Art mit einem ihm bekannten Plauener hatte.

10:40, Berlin Ostbahnhof
Am Potsdamer Platz (1)Endlich in Berlin angekommen beschaffte sich Gabi Nachschub zum Teeren der Lunge, chö kaufte einen Stadtplan, und meinereiner guckte, wie wir abends von Berlin wieder heimwärts fahren konnten, damit wir wußten, wie lange wir nun Zeit zur Stadtbesichtigung hatten. Anschließend wurde der Weg zum Museum ausgeknobelt (praktischerweise kann man mit dem SWT auch S- und U-Bahn fahren). Während wir auf dem Bahnsteig warteten, bis Gabi mit der Teererei fertig war, entdeckte der chö auf dem anderen Bahnsteig eine gute Bekannte, was zu einigen dummen Kommentaren unsererseits und einem kleineren Ausraster der Marke „ARGH, die verfolgt mich“ seinerseits führte. Anschließend fuhren wir mit der S-Bahn zur Warschauer Straße, latschten zur benachbarten U-Bahn-Station (warum heißt das Ding U-Bahn, wenns oberirdisch verkehrt?) und beschlossen bei der Gelegenheit, uns den Fernsehturm wegen mangelhaften Wetters zu verkneifen. Wegen Bauarbeiten fuhr die U-Bahn nicht ganz bis dahin, wo wir wollten, also latschten wir mal eben die paar Meter weiter und stellten fest, daß man in Kreuzberg keinen Döner oder nen anderen Imbiß findet. Unterwegs machte der chö Bekanntschaft mit einer offenbar geistig verwirrten Frau, die uns die ungemein wichtige Information gab, daß Landeskirche und Eiswagen nicht zusammenpassen (oder sowas in der Richtung, ich hakte es einfach unter „wirres Geschwafel“ ab). Witzigerweise stand vorm Museumseingang ein Eiswagen… Zufälle gibts.

gegen 11:30 Uhr, DTMB
Am Potsdamer Platz (2)Das Museum entpuppte sich als lohnenswert, insbesondere für mich als Eisenbahnfan (es liegt auf dem Gelände des ehemaligen Anhalter Bahnhofs und hat daher auch nen Schwerpunkt auf Eisenbahnen), und der Eintrittspreis war auch sehr human, für 1.50 EUR bekommt man anderswo nicht mal ne Tasse Kaffee. Und so stapften wir dann rund zweieinhalb Stunden durch die Ausstellungshallen. Neben den Lokomotiven (darunter bay. S10, BR 01, 50, 52, E19, V200 West und V180 Ost), der Sonderausstellung zum Wirken von Konrad Zuse (mit Nachbau des Z1, ein ziemlich beeindruckendes Gerät), diversen Fernsehern aus Staßfurt und Spinnereimaschinen aus Chemnitz war die Ausstellung zum Thema Fotografieren recht interessant, insbesondere quasi-3D-Fotos aus dem Berlin um 1900 (zwei Bilder aus leicht versetzten Blickwinkeln aufgenommen ergaben ungemein plastisch wirkende Szenen). In einer anderen Sonderausstellung erklärte uns die Sendung mit der Maus, daß man Eier nicht mit der Post verschicken kann, solang sie nicht in Karton verpackt werden, und im Museumsshop stellte ich fest, daß die guten alten DDR-Stabilbaukästen Marke „construction“ in moderner Form nach wie vor erhältlich sind. Das Wetter hatte sich inzwischen gebessert, somit konnte einer Sightseeing-Tour nix mehr im Wege stehen, wobei wir vorrangig erstmal was zu essen brauchten.

irgendwann am frühen Nachmittag, Potsdamer Platz
Am Potsdamer Platz (3)Am Potsdamer Platz (4)Erster Halt der Sightseeing-Tour war das Sony-Center am Potsdamer Platz. Himmel und Menschen unterwegs, der chö machte ein paar Fotos, und anschließend suchten wir einen Imbiß, was in dieser Gegend gar nicht so einfach ist, weil rundrum nur Restauranzen der gehobenen Preisklasse verfügbar… In einem Einkaufscenter zwei Querstraßen weiter fand sich dann doch noch die Möglichkeit, eine Currywurst (Gabi), eine Rostbratwurst ohne Senf (ich), einen Döner (chö) und Vitamin-C-Bomben aka Obst (Maya) zu erstehen. Danach verschwand Gabi bei H&M, und der chö und ich im Saturn. Das Angebot war irgendwie nicht das Wahre, und Kunstgriffe wie CDs für 13.99 im einen und 10.49 im anderen Stapel sorgten auch für Verwunderung. Also lieber nix ausgegeben und stattdessen überlegt, wie wir die verbleibenden drei Stunden nutzen könnten. Und so fuhren wir dann mit der U-Bahn (diesmal tatsächlich unterirdisch) Richtung Brandenburger Tor, um den Reichstag zu besichtigen.

16:20 Uhr, Brandenburger Tor/Reichstag
Gruppenfoto am Brandenburger TorInzwischen war das Wetter komplett auf Sommerbetrieb umgeschwenkt, deswegen gabs jetzt Beweisfoto mit Sonne im Rücken. Vorm Brandenburger Tor wurde ein gigantischer Fußball aufgebaut, der Sinn der Aktion blieb allerdings unklar. Also weiter kurzer Fußmarsch durchs Brandenburger Tor, dann rechts und die nächste wieder links zum Reichstag. Da standen allerdings massenhaft Leute so als wie wenns da Bananen gäbe, womit wir uns die Besichtigung der Glaskuppel dann auch schenkten.

16:35 Uhr, zwischen Reichstag und Lehrter Bahnhof
Reichstag (1)Reichstag (2)Als Ausgleich besichtigten wir ausgiebig die Beispiele moderner Betonklotz-Architektur (wahrscheinlich dachte sich der Architekt, daß große Betonklötzer zu Betonkopf-Politikern passen). Da uns dann so langsam auch die Beine wehtaten und auch nur noch eine reichliche Stunde bis zur Abfahrt Zeit war ging es so langsam Richtung Lehrter Bahnhof (sozusagen Baustellenbesichtigung).

16:50 Uhr, Lehrter Bahnhof
Blick auf den FernsehturmBundeskanzleramtDer zukünftige Hauptbahnhof ist momentan nur eine Baustelle, allerdings eine gut besuchte. Die Glaskuppeln sind auch äußerst beeindruckend, nur Züge fahren noch nicht allzuviele. Ich bin auf jeden Fall gespannt, wie das Ding aussieht, wenns mal fertig ist. Mit der S-Bahn ging es dann Richtung Alex, wo ich mir bei einem unfreundlichen Mitarbeiter am Service-Terminal den Plan für die Rückreise ausdrucken ließ. Da wir bis zur Abfahrt noch eine halbe Stunde Zeit hatten, suchten wir dann noch den Saturn am Alex heim. Der Laden dort ist verdammt groß und hat quantitativ so ziemlich das beste Angebot was ich in letzter Zeit gesehen hab. Da außerdem jede Menge Sonderangebote in den Regalen standen kam ich nicht umhin, mich mit neuen Staubfängern fürs CD-Regal einzudecken.

18:10 Uhr, Regionalexpreß nach Falkenberg
Lehrter Bahnhof (1)Lehrter Bahnhof (2)
Während ich CD-Booklets durchlas, mit Gabi laberte (sehr zum Ärger von chö, der pennen wollte) und den vorbeihuschenden Bahnverkehr beobachtete, verzehrte Maya eine Vitaminbombe nach der anderen. Der große Wolkenschieber hatte ein Einsehen und bescherte uns einen schönen Sonnenuntergang über den unendlichen Weiten der ostdeutschen Pampa (in der Gegend sagen sich echt Fuchs und Hase gute Nacht). Die Fahrt in der klimatisierten Dosto-Garnitur (angetrieben von einer der allgegenwärtigen 143er) selbst verlief ansonsten recht ruhig, auch wenn sich chö über die neben uns sitzenden Damen aufregte, weil die ihn angeblich komisch angeguckt hätten…

20:00 Uhr, Falkenberg/Elster
FahrplanstudiumAuf dem Bahnhof fielen wieder jede Menge Kiddies auf, was aber auch nicht weiter störte, im Bummelzug nach Riesa (zwei nichtklimatisierte Dostos+obligatorische 143er) war trotzdem genug Platz, wenngleich die Kopffreiheit oben doch recht gering ist. So langsam wurde es dann auch dunkel, trotzdem konnte ich beim Vorbeifahren noch einen Blick aufs Gelände der Kaserne von Zeithain werfen, die ich Grundausbildung sei Dank nicht unbedingt in bester Erinnerung hab… Naja, ist vorbei, kurz darauf ging es über die von der Flut 2002 fortgespülte und anschließend neugebaute Flutbrücke bei Röderau nach Riesa.

20:40 Uhr, Riesa
Auf dem Bahnhof ließ es sich chö nicht nehmen, sich für die Schlafstörung durch Gabi (auf der Fahrt Richtung Falkenberg) zu revanchieren und baggerte ein Mädel an, die sich denn auch anbaggern ließ, was sich in einigen sehr amüsanten Kommentaren ihrer Begleiter äußerte. Ich konnte mir jedenfalls ein Grinsen nicht verkneifen, Gabi fanden das allerdings nicht so komisch… Auf der Fahrt diskutierten wir dann zu dritt (Gabi mußte wieder die Lunge teeren) über menschliche Balzrituale, was ein paar Mädels drei Sitzplätze weiter anscheinend auch recht komisch fanden, nur mitdiskutieren wollten sie dann doch nicht… Naja, wurscht, jedenfalls waren wir dann zehn vor zehn wieder in Chemnitz, Gabi fuhr uns mit dem Auto noch zum Wohnheim und ich ging dann pennen.

Fazit
Ein gelungener Tagesausflug mit einigen Startschwierigkeiten, dafür entschädigte das Museum, der Lehrter Bahnhof und die lustigen Streitgespräche zwischen uns, es dürfte also nicht das letzte Mal gewesen sein, daß ich eine Tagestour nach Berlin mache.

Ein Kommentar zu “Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin”

  1. Bla(h)fasel - Blog

    […] Uhr machen kann wurde mal ein Ausflug gemacht, nämlich nach Berlin. Darüber berichtete ich sogar hier in diesem Blog. Cool, wenn man 20 Jahre später auf so eine olte Kamelle zurückgreifen […]

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