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Album der Woche

22. Februar 2024, 18:24 Uhr von Uwe

Auch in dieser Woche gibt es wieder einen Rundumschlag mit mehreren kurzen Besprechungen, da ich mich nicht so recht entscheiden konnte, welches der relevanten Alben das eine Album der Woche sein könnte. Immerhin existiert die Band schon seit ungefähr 1968 und hat in dieser Zeit unzählige Gitarristen, Bassisten und Sänger verschlissen. Nur der Schlagzeuger ist von Anfang an dabei, das ist ja sonst immer die Position, wo wild herumgewechselt wird…

Die Band der Woche hört auf den Namen Deep Purple und ist in dieser Reihe ja schon mehrfach aufgetaucht. Die ganz großen Klassiker wurden alle abgefrühstückt, also schauen wir mal, was da nun noch so übrigbleibt.

Gehen wir zunächst mal zurück ins Jahr 1969. Da erschien das Album „Deep Purple“ als drittes Album der Bandgeschichte. Damals war die Band zwar in Amerika recht erfolgreich, in der Heimat aber noch ein recht unbeschriebenes Blatt. Musikalisch schwankte man noch zwischen psychedelischem Rock und Klassik-Adaptionen, der eigene Stil war noch nicht gefunden. Dann kamen Led Zeppelin und definierten die Grenzen des Hard Rock neu. Das beeindruckte insbesondere Gitarrist Ritchie Blackmore nachhaltig, wodurch sich die Ausrichtung der Band im Lauf des Jahres 1969 in diese Richtung bewegen sollte. Vorher war jedoch noch ein Album abzuliefern. Und das springt stilistisch noch zwischen diesen verschiedenen Richtungen, ohne wirklich zu überzeugen.

So gibt es einige relativ geradlinige Rocksongs (Chasing Shadows, Bird Has Flown), ein psychedelisches Cover eines Songs von Donovan (Lalena) und als einziges großes echtes Highlight ein zwölfminütiges dreiteiliges progressives Stück namens April, dessen Mittelteil von einem Orchester gespielt wird.

Spannender als das Album ist hingegen die direkt darauf folgende Bandgeschichte: Im April war die Band auf US-Tour, wobei das Album dort noch gar nicht erschienen war, weil die amerikanische Plattenfirma quasi pleite war. Zu dieser Zeit hatte das Trio Blackmore, Lord und Paice die zukünftige Ausrichtung zu mehr Hard Rock bereits festgelegt, nur hielten sie ihren Sänger Rod Evans und den Bassisten Nick Simper für ungeeignet für diesen Stilwechsel. Schon während der Tour war klar, dass danach mit Ian Gillan und Roger Glover neue Leute einsteigen würden, die Stimmung in der Band war also ziemlich angespannt. Bereits im Juli 1969 stand das neue Lineup (das klassische Mark II-Lineup, welches danach die großen Klassiker „In Rock“, „Machine Head“ und „Made In Japan“ eintüten würde) live auf der Bühne. Ebenfalls noch 1969 folgte das „Concerto For Group And Orchestra“, bei dem bereits eine Urversion von Child In Time dargeboten wurde.

Fazit: Das Album „Deep Purple“ ging damals völlig unter, überschattet vom folgenden Besetzungswechsel und dem wesentlich ambitionierteren Concerto For Group And Orchestra. Komplettisten sollten in April reinhören, aber wirklich zwingend ist das alles nicht.

Also weiter im Text, nächster Stopp ist im Jahr 1974. Da war gerade die Mark-II Besetzung zerbrochen, nachdem Ian Gillan und Roger Glover Mitte 1973 im Streit ausgestiegen waren. Deep Purple war zu diesem Zeitpunkt eine der größten Rockbands der Welt, entsprechend viel Presseecho hatten die Besetzungswechsel. Neu hinzu kamen David Coverdale (der nach seiner Zeit bei Deep Purple zusammen mit anderen früheren Mitgliedern Whitesnake aus der Taufe hob und bis heute anführt) sowie Glenn Hughes am Bass (später u.a. bei Black Sabbath und Black Country Communion sowieso solo aktiv) und ebenfalls am Mikro. Musikalisch verschob sich der Fokus dadurch wenig, der Hard Rock unter Federführung von Ritchie Blackmore wurde durch eine Prise Funk und Soul ergänzt. Und so erschien Anfang 1974 das Album „Burn„.

Unter den acht Stücken des Albums ragen das Titelstück (ein ganz typischer Rocker im klassischen Stil von Deep Purple) und eine Nummer namens Mistreated heraus. Letztere wurde später von Rainbow mit Ronnie James Dio am Mikro live in aller epischen Monumentalität zelebriert, auch David Coverdale bringt die Nummer mit Whitesnake nach wie vor gerne live. Die Funk-Einflüsse hört man am ehesten in You Fool No One.

Bereits im Herbst des gleichen Jahres erschien das nächste Album „Stormbringer„. Hier kommen die musikalischen Einflüsse gerade von Glenn Hughes mehr zum Tragen. Das Album hingegen ist eine eher zwiespältige Angelegenheit. Das Titelstück ist ok, aber keiner der ganz großen Klassiker, ansonsten sind noch das kurz und schmerzlos rockende Lady Double Dealer und die Ballade Soldier Of Fortune erwähnenswert. Die restlichen Songs hinterließen keinen nachhaltigen Eindruck im reichhaltigen Fundus der Band.

Ritchie Blackmore hatte keinen Bock auf die Einflüsse von Funk und Soul, die Glenn Hughes einbrachte, stieg nach der Tour zum Album aus und formierte Rainbow mit Ronnie James Dio. Der Rest der Band machte mit dem neuen Gitarristen Tommy Bolin weiter, wobei diese Phase von massiven Drogenproblem bei Bolin und Hughes überschattet war. Als Bolin Ende 1976 an einer Überdosis starb lösten sich Deep Purple auf.

Schlagzeuger Ian Paice und Organist Jon Lord landeten später bei Whitesnake, Roger Glover produzierte zahlreiche Alben u.a. für Judas Priest, Rory Gallagher und später sogar Rainbow. Und plötzlich war 1984 die Zeit reif für eine Reunion des Mark-II Lineups.

Heraus kam das Album „Perfect Strangers„. Aufgrund der Bandkonstellation und der Reunion gab es natürlich viel Wirbel, aber wenn man sich die Scheibe 40 Jahre später anhört, gibt es vor allem relativ unspektakulären Rock zu hören – natürlich klasse gespielt und produziert, aber es fehlt die Wildheit der frühen 1970er. Lediglich das fett orgelnde Titelstück wurde zu einem wirklichen Klassiker, erwähnenswert ist noch Knocking On Your Back Door, die restlichen Songs sind solide Rocksongs, aber eben auch nicht viel mehr. Die Reunion hielt bis Anfang der 90er, danach war Ritchie Blackmore endgültig Geschichte und die Band konnte mit Steve Morse neu durchstarten.

Kurz zusammengefasst: Vier Alben aus vier verschiedenen Epochen der Bandgeschichte, keins davon ein ganz großer Klassiker, aber zum Verständnis der Bandgeschichte absolut relevant. Am ehesten würde ich noch „Burn“ empfehlen.

 

 

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