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Album der Woche

15. Februar 2024, 18:03 Uhr von Uwe

Auch in dieser Woche konnte ich mich mal wieder nicht entscheiden, welches Album nun das eine Album der Woche sein soll, denn von der Band feiern gleich mehrere Alben runden (oder semirunden) Geburtstag. Und da zu viel niemals genug ist gibt es deswegen erneut eine Rundumvollbedienung mit mehreren Alben.

Die Band der Woche kommt aus Hannover, ist seit über 50 Jahren aktiv und denkt irgendwie noch immer nicht ans Aufhören. Bei der Beschreibung können logischerweise nur die Scorpions gemeint sein, die hier schon mehrfach thematisiert wurden. Diesmal geht es um drei Alben aus sehr verschiedenen Epochen der Bandgeschichte.

Beginnen wir im Jahr 1974 mit dem Album „Fly To The Rainbow„, dem zweiten Album der Bandgeschichte. Im Vorfeld gab es größere personale Umbesetzungen, nachdem Gitarren-Wunderkind Michael Schenker zur britischen Band UFO abgeworben wurde. Als Ersatz kam ein gewisser Uli Jon Roth hinzu, der dann auch Bassist Francis Buchholz mitbrachte. Zusammen mit Sänger Klaus Meine und Gitarrist Rudolf Schenker waren damit vier Fünftel der klassischen 70er Jahre Besetzung der Scorpions komplett, nur am Schlagzeug wurde später nochmal umbesetzt.

Gegenüber dem noch recht im Krautrock verwurzelten Debüt ging es hier schon deutlich in Richtung geradlinigem Hardrock wie etwa im Opener Speedy’s Coming. Das nachfolgende They Need A Million beginnt mit einem ruhigen Anfangsteil, bevor dann ein treibender Rocksong mit interessanten Soli draus wird. Drifting Sun ist mit über sieben Minuten Laufzeit ein Vehikel für viel Gitarrenarbeit über einem schleppenden Rhythmus. Am coolsten auf der ersten Seite der Scheibe finde ich dann aber die abschließende Halbballade Fly People Fly, weil da nicht alles von Gitarrensoli vollgepflastert ist und das Riffing von Rudolf Schenker im Vordergrund steht. Auf der zweiten Seite finden sich drei weitere Songs, von denen der das Album abschließende Titeltrack den Rest des Albums in den Schatten stellt. Mit fast 10 Minuten Spielzeit ist Fly To The Rainbow der wohl beste Longtrack der Scorpions, eine Ansammlung von verschiedenen Ideen mit einem großen Finale (welches live noch viel gewaltiger zelebriert wurde).

Fazit: Klare Steigerung gegenüber dem Debüt, einige gute Songs und ein Alltime-Klassiker der Bandgeschichte. Die wirklich ganz großen unverzichtbaren Alben kamen allerdings erst in den Folgejahren.

Fünf Jahre später gab es erneut personelle Zäsuren. Uli Jon Roth war nach der Japan-Tour 1978 endgültig aus der Band ausgestiegen. Ein neuer Gitarrist musste her, und das zog sich etwas. Kurzzeitig kehrte Michael Schenker zurück, war aber quasi sofort wieder weg. Nach einigem Hin und Her wurde ein gewisser Matthias Jabs neuer Gitarrist, er formt mit Klaus Meine und Rudolf Schenker bis heute den Kern der Band.

Das erste Album der neuen Ära hieß „Lovedrive„, und hat ein dem Titel entsprechendes schräges Coverbild (wirklich nackte Tatsachen gibts dann auf der Rückseite). Damit steht es bei den Scorpions aber in guter Gesellschaft diverser anderer Coverabbildungen, die immer wieder Diskussionstoff boten. Wichtig ist aber der Inhalt, das gilt für Schallplattenhüllen ebenso wie für Kaffeetassen. Und da lieferte die Band ab, und zwar ziemlich voll und ganz. Die Songs wurden kürzer und kamen besser auf den Punkt, die ausladenden Soli in Richtung Jimi Hendrix waren Geschichte, dafür rückte die Rhythmusgitarre mehr ins Zentrum.

Über die Texte kann man hingegen streiten, es ging halt um Sex und Rock’n’Roll, sowas wie Another Piece Of Meat ist halt textlich eher… naja, es würde heute zurecht für größere Empörung sorgen. Große Klassiker der Bandgeschichte finden sich hier trotzdem im halben Dutzend, angefangen beim eröffnenden Loving You Sunday Morning, den kurzen und knackigen Rocker Can’t Get Enough, die Balladen Always Somewhere und vor allem den Überklassiker Holiday. Auf mehreren Songs spielt Michael Schenker noch Sologitarre, sehr cool ist dabei das instrumentale Coast To Coast, was mich immer an eine vertonte Fahrt im Cabrio auf dem Pacific Coast Highway erinnert. Das Album war der erste größere Erfolg der Band in Amerika, wo die Band in den Folgejahren den ganz großen Durchbruch schaffte, bevor man Mitte der 80er dann auch daheim in Deutschland merkte, welch große Nummer die Scorpions eigentlich waren. Der Prophet im eigenen Lande und so… Aber das ist eine andere Geschichte und die spielt fünf Jahre später und einen Absatz weiter unten.

Fünf Jahre nach Lovedrive, nämlich 1984, erschien ein Album namens „Love At First Sting„. Das Albumcover war vom renommierten Photografen Helmut Newton und illustriert den Titel des Albums in vieldeutiger Art und Weise, was die Amis wieder mal anstößig fanden. Ist aber wurscht, die Scheibe verkaufte sich wie geschnitten Brot und wurde einer der größten Erfolge der Bandgeschichte. Musikalisch hatte die Band inzwischen eine Erfolgsformel gefunden, die nur noch wenig verändert werden musste. Das kann man ebenso wie die glattere Produktion gegenüber dem schon sehr erfolgreichen Vorgänger „Blackout“ kritisieren, aber der Erfolg gibt der Band recht.

So beginnt die Scheibe mit Bad Boys Running Wild, einem geradlinigen Rocker mit einprägsamem Refrain. In die gleiche Kerbe schlägt das als Single ausgekoppelte Rock You Like A Hurricane, was einer der ganz großen Klassiker der Band darstellt und heute noch im Rockradio läuft. Der Rest der ersten Seite schlägt in eine sehr ähnliche Kerbe. Die zweite Seite enthält mit Big City Nights einen weiteren Bandklassiker, wohingegen As Soon As The Good Times Roll und Crossfire das schwindelerregend hohe Niveau meiner Meinung nach nicht ganz halten können. Andere Bands kriegen solche Songs aber in ihrer ganzen Karriere nur einmal hin, und für eine so wiedererkennbare Stimme wie die von Klaus Meine würden viele Sänger ihre Großmutter verkaufen.

Das ganz ganz große und für mich bis heute unübertroffene Meisterstück ist jedoch die abschließende Ballade Still Loving You. Das Stück ist meiner Meinung nach eine der schönsten Liebeserklärungen aller Zeiten und steigert sich vom ruhigen Beginn zum ganz großen Breitwandformat. In Frankfreich stand der Song als Single fast ganz oben in den Charts und angeblich wurde er mit einem Babyboom im Folgejahr in Verbindung gebracht. Muss man auch erstmal hinkriegen als Band sowas.

Fazit: Einer von mehreren ganz großen Klassikern im Bandkatalog, den man kennen muss. Gleiches gilt natürlich auch für „Lovedrive“.

 

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