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Album der Woche

25. Januar 2024, 19:40 Uhr von Uwe

In Zeiten großer Unstetigkeit ist es doch schön, wenn man sich auf ein paar Konstanten verlassen kann. So veröffentlichen Saxon dieser Tage wieder mal eine neue Scheibe, die (ich hab sie noch nicht gehört, gehe aber einfach mal von Erfahrungswerten aus) ungefähr so klingt wie die davor, die wiederum ziemlich genau so klang wie die, die davor erschienen war. Mit anderen Worten: Man weiß, was einen erwartet. Weil aber selbst das bei den Angelsachsen nicht immer der Fall war, gibt es heute einen Rückblick über einige Scheiben, die in diesem Jahr mehr oder minder rund jubilieren (jaja, ich weiß, ist kein richtiges Deutsch, heult woanders weiter).

Der Rückblick beginnt im Jahr 1979 mit einem Album namens „Saxon„, welches gleichzeitig das Debüt der Band darstellt. Damit waren sie ein Jahr früher dran als die großen Konkurrenten Iron Maiden, die allerdings kommerziell sehr bald größere Brötchen in den Ofen schoben (da kommen wir dann nochmal drauf zu sprechen). Musikalisch war hier noch nicht so richtig klar, wohin die Reise gehen soll. Das Eröffnungsdoppel Rainbow Theme/Frozen Rainbow geht in Richtung Prog, das danach folgende Big Teaser hat zwar einen fetten Refrain, klingt aber schwer nach Glam Rock der frühen 70er. Die acht Songs sind also irgendwie nur eher mal so mittelprächtig und kein Vergleich zu den vier wegweisenden Werken, die sie im Anschluss bis inklusive 1983 auf die Menschheit losgelassen haben.

Womit wir direkt ins Jahr 1984 springen: Saxon hatten mit Alben wie „Wheels Of Steel“ und „Strong Arm Of The Law“ die New Wave Of British Heavy Metal mit definiert, waren aber bis dato – im Gegensatz zu Iron Maiden – noch nicht auf dem riesigen und entsprechend lukrativen amerikanischen Markt angekommen. Das wollten sie nun mit einer stilistischen Kurskorrektor hinbekommen. Rausgekommen ist dabei „Crusader„, und das stellte sich als sehr zwiespältige Angelegenheit heraus. Den Fans daheim wars zu soft, die Fans in Amerika ließen sich irgendwie auch nicht so recht davon überzeugen, und am Ende begann für die Band ein Schlingerkurs zwischen Kommerz und harter Kante, der sie bis in die 90er Jahre hinein irgendwo im musikalischen Niemandsland versacken ließ. Einziges Highlight auf dem Album ist bezeichnenderweise das Titelstück, dass heute noch gern live ausgepackt wird.

Erst 1991 waren Saxon mit „Solid Ball Of Rock“ (in dieser Reihe schon behandelt) wieder klar auf Kurs, und seitdem gab es davon auch keine größeren Abweichungen mehr. Alle seither veröffentlichten Alben folgten der oben beschriebenen Formel und sind grundsätzlich guter Stoff, wenn auch selten so herausragend wie die benannten Frühwerke. Aber auch AC/DC haben nur einmal „Back In Black“ veröffentlicht, und die Stones spielen schon seit 50 Jahren immer die gleichen alten Sachen, weil sich keiner für das neue Zeug interessiert. So falsch kann es also nicht sein.

Ein Beispiel für diese Qualität ist das amtlich betitelte „Metalhead“ von 1999. Da hat man mit dem Titelstück, Conquistador (nee, nix Crusader Part 2) oder All Guns Blazing (kein Judas Priest Cover) diverse amtliche Abrissbirnen am Start. Ich hätte genauso auch Are We Travellers In Time oder What Goes Around nennen können, das nimmt sich nicht viel. Klingt alles nach klassischem Heavy Metal.

Fünf Jahre später hieß die aktuelle Scheibe „Lionheart„. Viel hat sich nicht verändert – warum auch, funktionierte ja. Die Songempfehlungen heißen hier To Live By The Sword und Searching For Atlantis, wobei die anderen Songs nicht schlechter sind. Springen wir nochmal fünf Jahre vorwärts. Anfang 2009 erschien „Into The Labyrinth„. Die Formel hat sich wie beschrieben kaum verändert, es gibt hymnischen Heavy Metal (Battalions Of Steel), getrageneres Werke wie Valley Of The Kings und schnelle Rocker (Hellcat). Der Rest verteilt sich irgendwie irgendwo zwischen diesen Eckpfeilern. Neue Fans gewinnt man damit eher keine mehr, aber die real existierende Fanbasis wird bestens bedient.

Fazit: Biff Byford ist ja nun auch schon über 70, wer weiß wie lange es die Band noch gibt (grade vor kurzem ist ja auch Tony Clarkin, der Gitarrist von Magnum, verstorben, wenige Tage bevor ihr aktuelles Album herauskam). Von den genannten Alben würde ich am ehesten „Metalhead“ empfehlen, nicht nur wegen des Titels. Die anderen Alben kann man sich danach zulegen, wobei man „Crusader“ ziemlich lange ignorieren kann.

Und ich sollte echt überlegen, ob dieser Querabriss über mehrere Alben noch in das Schema unter dem Titel „Album der Woche“ passt. Wenn ich in den Plan gucke, geht das in den nächsten Wochen auch so weiter…

 

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