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Album der Woche

10. Januar 2024, 19:10 Uhr von Uwe

Ich hatte es letzte Woche schon angekündigt, diese Woche sind Led Zeppelin dran. Warum? Weil Jimmy Page 80 geworden ist. Und Bassist John Paul Jones hatte letzte Woche auch Geburtstag. Also schauen wir mal, welche Album der bleiernen Zeppeline dieses Jahr auch so irgendwie rund Geburtstag haben.

Und da landet man dann sofort bei den ersten beiden Alben der Band, beide erschienen im Jahr 1969. Diese beiden Werke waren die ersten Paukenschläge für das Auftauchen dessen, was man heute als eine zweite Welle britischer Rockmusik bezeichnen kann (die erste Welle waren die Beatles, die Rolling Stones und The Who) und in dessen Zentrum um 1970 herum neben Led Zeppelin noch Deep Purple, Black Sabbath und mit Abstrichen Uriah Heep standen. Die machten wohlgemerkt aber alle höchst unterschiedliche Musik mit völlig anderen Ansätzen. Allerdings stellte Ritchie Blackmore später fest, dass Deep Purple erst nach dem Debüt von Led Zeppelin wussten, in welche härtere Rockmusikrichtung sie zukünftig gehen wollten.

Page und Jones selbst waren zum Zeitpunkt der Veröffentlichung bereits gestandene Profimusiker – Jimmy Page hatte schon auf Platten für The Who, die Rolling Stones oder Joe Cocker gespielt, John Paul Jones hatte auch mit den Stones gearbeitet, und beide waren zusammen (neben einem gewissen Jeff Beck) bei den Yardbirds aktiv, als diese sich im Sommer 1968 auflösten. Aus vertraglichen Gründen mussten noch Auftritte absolviert werden, um drei Ecken kam Sänger Robert Plant dazu, der wiederum Schlagzeuger John Bonham empfahl. Und so wurden aus den New Yardbirds ganz schnell Led Zeppelin. Im Januar 1969 erschien dann auch schon das Debütalbum, der Einfachheit halber Led Zeppelin I genannt und mit einem sehr passenden Zeppelin-Artwork versehen.

Viel über das Album zu erzählen ist eigentlich überflüssig, es gilt als eines der wichtigsten Debütalben aller Zeiten, als Meilenstein der Rockmusik sowieso, und überhaupt verkaufte es sich wie geschnitten Brot. Nur die Presse ließ kein gutes Haar an der Band, woran man wieder mal merkt, dass Musikjournalisten auch mal ganz grandios danebenliegen können.

Nach so viel bla bla könnt ich jetzt eigentlich auch mal was zur Musik schreiben… Neun Songs, tief verwurzelt im Blues und in alten Yardbirds-Riffs, darunter auch Coverversionen von Bluesklassikern wie You Shook Me und I Can’t Quit You Baby. Den Auftakt liefert aber der Kracher Good Times, Bad Times. Und da haut John Bonham gleich mal heftiger auf die Bass-Drum als alle anderen Schlagzeuger vor ihm, inklusive Keith Moon. Und das kriegt man mit einer einzelnen Bassdrum gar nicht so ohne weiteres hin. Das folgende Babe I’m Gonna Leave You ist ein Folksong, der in den 60ern durch Joan Baez populär wurde, hier natürlich mit ordentlich verzerrter Gitarre. Dazed And Confused war ein Folksong, den schon die Yardbirds durch den Wolf gedreht hatten. Da spielt Jimmy Page live auch mit einem Geigenbogen auf der E-Gitarre und erzeugt damit ziemlich wilde Klänge, weil die Band ja live sowieso wild improvisierte. Seite zwei beginnt mit Your Time Is Gonna Come, einer wilden Mischung aus Folk mit heftigem Schlagzeug und unpassend fröhlichem Refrain. Der größte Vorschlaghammer folgt in der Mitte der zweiten Seite mit dem Zweieinhalbminüter Communication Breakdown, bei dem Robert Plant im Endeffekt über einem schnellen Gitarrenriff von Jimmy Page schreit. Den Abschluss bildet die längste Nummer der Scheibe namens How Many More Times – ein Sammelsurium von Fragmenten, zusammengehalten vom durchgehenden Rhythmus am Bass.

Und weil man damals im Gegensatz zu heute nicht monatelang im Studio herumgammelte, erschien schon im Herbst 1969 das Nachfolgealbum, logischerweise „Led Zeppelin II“ genannt. Am Stil änderte sich nicht viel, Robert Plant wurde aber zum Haupttexter der Band, und die Einflüsse der Coverversionen gingen zurück, während noch härter rockende Eigenkompositionen diesen Platz einnahmen. Dass die Scheibe genau so ein Meilenstein ist wie der Vorgänger ist eh klar, die Hälfte der Songs kann man noch heute im Rockradio hören, und eigentlich muss man die Platte sowieso kennen.

Das geht schon beim eröffnenden Whole Lotta Love los – einer der größten Songs der Bandgeschichte, eine fünfeinhalbminütige Tour de Force par excellence, basierend auf einem der prägnantesten Riffs, die sich Jimmy Page je aus dem Handgelenk schüttelte. In der Mitte wirds ziemlich psychedelisch, bevor man wieder auf das Riff zurückkehrt und das große Finale einläutet. Die nächsten zwei Stücke stehen ziemlich im Schatten dieser Übernummer, erst die Ballade Thank You setzt wieder ein Ausrufezeichen, mit weniger Krach von der Gitarre, dafür mit Fokus auf dem Gesang von Robert Plant. Das glatte Gegenteil ist dann das folgende Heartbreaker, ein Riffrocker mit großem Gitarrensolo in der Mitte und entsprechend ein Hardrock-Meilenstein. Robert Plants Lieblingssong hingegen ist Ramble On, eine musikalische Mischung aus akustischer und elektrischer Gitarre gemischt mit mythischen Texten über Gollum und Mordor (Jahrzehnte bevor es ins Kino kam). Die Vorzeigenummer für Schlagzeuger John Bonham ist hingegen Moby Dick, ein Instrumentalsong mit Schlagzeugsolo in der Mitte, dass live noch deutlich ausgedehnt wurde. Der Rausschmeißer Bring It On Home ist dann wieder eine Verbeugung vor den Blueswurzeln, komplett mit Mundharmonika.

Fazit: Happy Birthday, Jimmy Page und John Paul Jones. Die beiden Werke haben den „test of time“ definitiv bestanden und gehören in jede halbwegs gut sortierte Sammlung.

 

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