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Album der Woche

4. Januar 2024, 10:27 Uhr von Uwe

Neues Jahr, neues Glück. Oder auch nicht. Auf jeden Fall ist es nun das letzte Jahr in der Serie. Das macht aber nix, eine Nachfolgeserie ist schon in Planung. Und daher ohne weitere Umschweife zum Album der Woche: Eigentlich hatte ich Led Zeppelin vorgesehen, die sind aber aus gegebenem Anlass nächste Woche dran, darum diese Woche andere Giganten. Und damit sind wir auch schon mittendrin.

Band der Woche ist Rush. Der Anlass ist wie immer im Januar seit vier Jahren ein trauriger, Schlagzeuggott Neil Peart verstarb ja Anfang 2020. Seine Texte prägten die Musik ebenso wie sein Schlagzeugspiel, und da ist das Album „Grace Under Pressure“ keine Ausnahme. Selbiges erschien 1984, was erschreckenderweise auch schon wieder 40 Jahre her ist. Die Band hatte Anfang der 80er Jahre den kommerziellen Zenit erreicht und den Sound vom harten Rock der 70er mehr hin in eine Synthesizer-dominierte Richtung weiterentwickelt. Das ändert aber nix an der Qualität der Scheibe, obgleich man ein Meisterwerk wie „Moving Pictures“ wohl nur einmal in der Karriere hinbekommt.

Anyway, auf dem Album finden sich acht Songs, alle irgendwas um die fünf Minuten lang und bis zum Bersten voll mit technischen Kabinettstückchen, die aber – und das ist die große Kunst – beim Hören gar nicht gleich auffallen. Beim oberflächlichen Hören ist das recht eingängiger, beinahe gefälliger gradliniger Rock, der problemlos im Rockradio laufen kann.

Die Scheibe wird von Distant Early Warning eröffnet. Da fallen sofort die Keyboards auf, die sich die Rhythmik mit der Gitarre teilen. Inhaltlich geht es um – damals ein heißes Thema – den Nuklearkrieg: Bei einem atomaren Erstschlag wären russische Raketen über Kanada in Richtung USA geflogen, die „Distant Early Warning“ Line war ein System zur Luftraumüberwachung. Das folgende Afterimage kommt rockiger daher, ist aber ein trauriger Nachruf auf einen Studiomitarbeiter, der bei einem Autounfall ums Leben gekommen war.

Für mich das Highlight, insbesondere aus textlicher Sicht, ist das nun folgende Red Sector A. Es beschreibt – ohne in konkrete Details zu gehen – den Alltag in einem apokalyptischen futuristischen Gefängnis. Allerdings passt es auch auf die Konzentrationslager aus der Nazizeit. Das kommt nicht von ungefähr, die Eltern von Geddy Lee waren polnische Juden und Überlebende des Holocaust, die nach dem Krieg nach Kanada auswanderten.

Die erste Seite wird von The Enemy Within abgeschlossen, dass mit Ska-Rhythmik überrascht. Da drängen sich Vergleiche zu Bands wie The Police auf. Die zweite Seite des Albums ist dann nicht ganz so hochkarätig, wobei andere Bands sicher ihre Großmütter verscherbelt hätten, wenn sie dafür Songs wie The Body Electric geschrieben hätten. Bei Rush sind die Maßstäbe halt etwas anders.

Zu ganz großer Form läuft das Trio nochmal zum Ende hin auf: Between The Wheels beginnt mit einer prägnanten Keyboardlinie, bevor sich eine relativ simple (für Rush-Verhältnisse) Komposition entfaltet. Inhaltlich dreht sich hier alles um das Thema „Druck“ – das erinnert mich an Teile von Dark Side Of The Moon. Neal Peart holte sich (nicht nur hier) Inspiration bei Ernest Hemingway.

Fazit: drei bis vier große Klassiker, viel Fokus auf Keyboards, aber für Neueinsteiger bei Rush vermutlich nicht unbedingt das ideale Album.

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