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Der Trend geht zur Zweitplatte

16. Dezember 2023, 11:51 Uhr von Uwe

Vor etwa 20 Jahren (ja, ich bin ein alter Sack) hab ich ja mal was mit Computern studiert. Da gabs dann eine Vorlesung zu Datenbanken (von dem Prof stammt die Idee zur Artikelüberschrift, der bewarb damit aber damals sein Buch) und auch eine zur Datensicherheit (die sich am Ende mit völlig anderen Themen befasste, die außer dem Prof keiner verstanden hat). Ganz im Gegensatz dazu geht es heute hier aber mal um ganz praktische Aspekte.

Man hat ja inzwischen zahllose Dinge, die in elektronischer Form vorliegen und die man nicht verlieren will: Urlaubsfotos, Zertifikatsdateien für sicheren Login bei unzähligen Webseiten, elektronische Kontoauszüge als PDF, und so weiter und so fort. Also Zeugs was quasi unersetzlich ist, wenn man die Daten nicht mehr lesen kann.

Man könnt es sich nun einfach machen und das alles in die Cloud schieben. Die Anbieter versprechen da redundante Speicherung und Ausfallsicherheit. Nun ist es aber so, dass ich diesen Anbietern nicht über den Weg traue: Die wollen Geld verdienen, und außerdem fühle ich mich unwohl, wenn die Daten irgendwo rumfliegen, wo ich nicht genau weiß, wer da drauf zugreifen kann. Ist ja nicht so, dass wir da nicht schon hinreichend Skandale mit geleakten Passwörtern und Daten gehabt hätten. Also hab ich da meine eigene Cloud aufgemacht. Die steht in Form eines Network-Attached-Storage (NAS) auf meinem Schreibtisch, hängt im lokalen Netzwerk und dient als Fileserver. Die Daten werden dort vom System redundant abgelegt, so dass da auch mal eine Festplatte ausfallen kann, ohne dass die Daten weg sind. So weit, so schön.

Nun machte besagtes NAS schon seit längerer Zeit komische Geräusche, während der Lüfter gar keine Geräusche mehr machte. Das ist natürlich schlecht, denn was nutzt eine redundante Datenhaltung, wenn das Datenhaltungssystem als single point of failure den Geist aufgibt? Ergo wurde Anfang Dezember ein neues NAS bestellt. Und weil der Trend zu immer mehr Daten geht, wurden gleich noch zwei neue Platten bestellt, denn das neue NAS hat vier statt zwei Einschübe für Festplatten.

Während also diverse Paketlieferdienste ein NAS und zwei Festplatten durch Deutschland transportierten, glühte meine lokale Netzwerkleitung, denn ich musste die ganzen Daten vom alten NAS ja erstmal runterkopieren. Da zeigt sich wieder, dass man immer noch irgendwo ein paar Hundert Gigabyte Plattenplatz in Reserve haben sollte. Wenn ich zurückdenke, dass der erste PC an dem ich gezockt habe, mit insgesamt schlappen 40 Megabyte Plattenplatz daherkam… Anyway, als der Postmann zweimal klingelte und mir viele Pakete in die Hand drückte, war auch datenmäßig alles vorbereitet. Ich hatte mir sogar die ganze Konfiguration aufgeschrieben, damit ich den ganzen Kram wieder genau so einrichten konnte.

Also alle Pakete aufgemacht, Platten aus dem alten NAS aus- und ins neue eingebaut, die zwei neuen Platten rein, beim Umstöpseln des Netzteils unterm Tisch ne schicke Beule am Kopf geholt (mimimi) und dann der große Augenblick: Einschalten. Die Platten ratterten los, diverse LEDs begannen ein lustig Blinkkonzert, dann piepte es, und ich konnte mich dann nach einigem Hin und Her auch auf dem Ding einloggen, um alles zu konfigurieren. Alles super, bis zum Blick auf die Hardware-Diagnostik-Seite: Eine der alten Platten war als potentiell defekt markiert. Und weil es eine blöde Idee ist, sein Datenbackup auf potentiell kaputten Platten fußen zu lassen wurde kurzerhand eine weitere Platte bestellt.

Die kam dann auch drei Tage später. An dieser Stelle muss ich mich mal über die völlig sinnlose Paketverfolgung aufregen: Das Paket sollte am Mittwoch kommen, der Postbote klingelte dann völlig überraschend am Dienstag nachmittag, als ich gerade mit einer sehr dringenden Sitzung auf dem stillen Örtchen beschäftigt war… Nun gut, also Paket aufmachen, das Paket im Paket aufmachen, die Plastetüte aufreißen und die Platte rausnehmen. Alte Platte raus, neue Platte rein, einschalten. Juhu, Platte nicht kaputt. Dafür wurde nun die zweite alte Platte als defekt angezeigt… (an dieser Stelle möge sich der Lehrer vorstellen, wie mein Kopf gegen die Wand rennt). Also same procedure as einige Tage vorher: Platte bestellen, vom Postboten überrascht werden (diesmal nicht aufm Klo, aber trotzdem einen Tag zu früh), Matroschkaverpackung entwirren, lustig Platte-wechsel-dich spielen und einschalten. Im somit nun dritten Versuch klappte auch endlich alles: Alle Platten grün, ich konnte endlich alles einrichten.

Das funktionierte auch alles problemlos, die weggesicherten Daten liegen auch wieder da wo sie hingehören. Der große Datenverlust wurde somit also grade so abgewendet: Beide alte Platten im NAS waren am Rande der spanabhebenden Datenverarbeitung angekommen. Da nutzt dann auch eine redundante Sicherung nix, zweimal futsch ist dann futsch. Da muss ich mir nun noch was einfallen lassen – ich hab ja noch ein zweites NAS für weniger wichtige Daten (Musik und so), da muss ich mir nun noch eine Datenspiegelung einrichten. Somit hätte ich dann als Redundanz zum einen die Platten innerhalb der NAS-Systeme, und zum anderen die doppelten NAS-Systeme selbst. Die hängen auch an unterschiedlichen Steckdosen mit Überspannungsschutz. Da bin ich dann hoffentlich ganz gut abgesichert. Eine Datensicherheit wie bei Steintafeln erreicht man da zwar noch immer nicht, aber zumindest sind die Urlaubsfotos dann etwa so sicher wie beim Papierabzug im Fotoalbum.

Einen dummen Datenverlust gabs am Ende trotzdem, weil ich nicht dran gedacht hatte: Auf dem alten NAS lief eine Datenbank, in der ich meine CD-Sammlung katalogisiert hatte. Die Datenbank hab ich vergessen umzuziehen, somit ist der Katalog nun vorübergehend auf „keine CDs“ geschrumpft. Das ist zwar doof, aber mit Aufwand wieder zu beheben, immerhin steht die Datenquelle hinter mir im Schrank. Ich hab also schon ein Projekt für 2024 gewonnen…

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