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Album der Woche

9. November 2023, 18:11 Uhr von Uwe

In dieser geht es ziemlich weit weg, nämlich nach Australien. Dort gibts nicht nur allerlei giftiges Getier (wahlweise mit 8 Beinen, vielen Tentakeln oder auch ganz ohne Beine), sondern auch relevante Bands, bei denen die Stromgitarre eingestöpselt wird – wahlweise in Wechsel- oder Gleichstrom.

Um die tieferen Berufsgeheimnisse der Elektrikergilde soll es aber gar nicht gehen, sondern um eine Band, die wir in dieser Reihe noch gar nicht hatten. Die hört auf den schönen Namen Rose Tattoo. Und die haben 1978 ihr selbstbetiteltes Debüt in die damals noch real existierenden Plattenläden gestellt. Das klingt wie ein fieser Bastard aus Motörhead und AC/DC, die Produzenten der letzteren saßen hier auch an den Reglern. Entsprechend gibts hier Rock’n’Roll der schwer elektrifizierten Sorte, und mit der Slide-Gitarre von Pete Wells gibt es auch ein musikalisches Alleinstellungsmerkmal, während die Reibeisenstimme von Frontglatzkopf Gary „Angry“ Anderson so klingt, als würde er regelmäßig Whisky und Rasierklingen gurgeln.

Ich hab die Band 2005 am Lausitzring gesehen, da konzentrierte sich Angry Anderson dummerweise ziemlich aufs Labern zwischen den Songs, anstatt dass sie die Musik sprechen ließen, aber gut, man kann nicht alles haben. Es wurde jedenfalls mehr oder weniger das halbe Album gespielt, was zumindest zeigt, dass die Scheibe in der Bandgeschichte eine besondere Rolle spielt – man könnte auch behaupten, sie waren nie wieder so gut.

Das beginnt schon beim eröffnenden Rock’n’Roll Outlaw, was gleich mal zeigt, wo der Hammer hängt. Die Nummer fasst auf reichlich drei Minuten die Qintessenz der Band komplett zusammen, was unzählige andere Bands beeinflusst hat. Das direkt folgende und ungleich flottere Nice Boys (Don’t Play Rock’n’Roll) – man bemerkt vielleicht das inhaltliche Muster – wurde zum Beispiel von Guns N’Roses gecovert. Das komplette Gegenteil ist danach das langsam und bleischwer daherstampfende und mit über sechs Minuten mit großem Abstand längste Stück des Albums. The Butcher And Fast Eddie erzählt eine Geschichte aus dem Gang-Milieu der Großstadt. One Of The Boys hingegen zieht das Tempo wieder an. Am schwersten an AC/DC klingt Bad Boy For Love, was textlich auch gut auf Bon Scott passt), während T.V. mit ziemlich genau zwei Minuten als kürzeste Nummer mit dem kürzesten Songtitel der Scheibe ins Ziel kommt. Eine Ausnahme im Sound stellt Stuck On You dar, bei dem die Gitarren deutlich weniger verzerrt werden. Und am Ende der Scheibe gibts dann mit Astra Wally nochmal eine Verbeugung vor AC/DC.

Fazit: Die Scheibe rockt auch heute noch, und wird das auch weiterhin tun, wenn die Bandmitglieder längst nicht mehr auf dieser Erde weilen (was leider schon für einen großen Teil der Bandbesetzung zutrifft).

 

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