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Album der Woche

2. November 2023, 18:26 Uhr von Uwe

Früher war alles besser, vor allem die Zukunft. Diese Binsenweisheit gilt im kleinen (gestern sah die Saisonplanung des FC Bayern sicher noch anders aus, bevor sie im Pokal gegen Saarbrücken rausflogen, hrhr) wie im großen (vor 40 Jahren war der Klimawandel noch nicht so drängend wie heute). Und auch im musikalischen Paralleluniversum hatten damals einige Bands noch glorreiche Zeiten vor sich, die inzwischen lange zurückliegen, denn die Zukunft von gestern steht heute als gestern in der Zeitung.

Nichtsdestoabertrotz geht es zurück in die glorreichen 80er Jahre, als Benzin noch verbleit und Heavy Metal bleischwer und gemeingefährlich war. Die damals ziemlich unumstrittenen Könige des allertruesten Schwermetalls waren damals Manowar, und um die geht es heute. Seit 20 Jahren sind Majonäsen-Joey (Joey de Maio) und Co eher Witzfiguren, vor nochmal 15 bis 20 Jahren waren sie aber ziemlich unanfechtbar, insbesondere durch das markerschütternde Organ von Sänger Eric Adams.

Also schauen wir mal auf zwei Alben, die in diesem Jahr Jubiläum haben. Den Anfang mach „Into Glory Ride“ von 1983. Das Cover ist schon mal sowas von true, dass man eigentlich nur noch drüber lachen kann – die Band mit Schwertern und in Fell, als wären sie Wikinger oder so. Epic as fuck. Und damit ist die Musik eigentlich auch hinreichend umschrieben. Heavy Metal der allerschwersten Güteklasse wurde hier gehämmert, mal mehr Richtung Doom, mal etwas flotter, aber immer episch, was sich in durchschnittlichen Songlängen von über sechs Minuten manifestiert.

Die Texte stammen natürlich aus dem Power-Metal Baukasten („Steel“, „Fight“, „Death“, Valhalla“, „Metal“, „Hammer“, „Kill“, „Power“ usw.), viele Songs kann man als Vertonung von Filmen wie Conan der Barbar ansehen. Mindestens zwei Songs (Gates Of Valhalla and Revenge (By The Soldiers Of Death)) gehören zu den ganz großen Klassikern, aber eigentlich ist die Scheibe als Gesamtwerk kultig und gehört wie der Rest der 80er-Jahre Manowar zum Pflichtprogramm, ähnlich wie man auch die Klassiker von Black Sabbath und Iron Maiden kennen muss, wenn man sich selbst als Metalhead bezeichnen will.

Fünf Jahre und drei Alben später liefern Manowar das nächste Album ab, was kurz besprochen werden soll. Über die Musik des 1988 erschienenen „Kings Of Metal“ braucht man nicht viel sprechen, dafür spricht das Coverartwork von Ken Kelly für sich (der ja den halben Katalog von Manowar veredelt hat und auch für Kiss und Rainbow tätig war) – ich vermisse aber auf dem Cover irgendwie ne deutsche Flagge, dafür dass Deutschland ein sehr wichtiger Markt für die Band war und ist.

Anyway, die Scheibe umfasst 10 Songs, darunter ein Bass-Solo (Sting Of The Bumblebee, frei nach Rimsky-Korsakov) und das Hörspiel The Warrior’s Prayer, was die ziemlich längliche und nervtötende Einleitung zum epischen Abschluss Blood Of The Kings darstellt. In The Crown and The Ring (Lament Of The Kings) gibts einen fetten Männerchor (dafür fehlen die normalen Instrumente). Die restlichen Songs sind dann aber wieder Heavy Metal in Reinkultur mit den üblichen Texten (Kings Of Metal, Hail And Kill). Heart Of Steel ist sowas wie eine Ballade, die als Herz aus Stahl auch auf deutsch erhältlich war – irgendwie war das mit der Bedeutung des deutschen Markts dann doch keine Übertreibung. Mit Pleasure Slave hat sich aber auch ein Totalausfall eingeschlichen, das geht textlich einfach mal gar nicht.

Trotzdem gilt das Album als eins der besten im nicht gerade schwachen Katalog der Band und landete recht weit oben in den Charts, zu einer Zeit, als man dort Giganten wie Michael Jackson und Madonna antreffen konnte und richtig viele Einheiten verkaufen musste.

Fazit: Zweimal schwerstes Schwermetall, bei den Texten muss man ein oder zwei Augen zudrücken, aber musikalisch ist das schon weitestgehend allererste Sahne.

 

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