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Album der Woche

18. Oktober 2023, 19:40 Uhr von Uwe

In dieser Woche begeben wir uns auf die andere Seite des Atlantiks und besprechen ein Album, was ich zu den wenig wirklich relevanten Live-Scheiben dieses Jahrtausends zählen würde.

Die wirklich bahnbrechenden Live-Alben der Rockgeschichte erschienen ja schon alle in den 1970ern und wurden hauptsächlich in Japan aufgenommen. Aus den 80ern fällt mir auf die Schnelle grad noch „Live After Death“ von Iron Maiden ein, und in den 90ern erschien neben P.U.L.S.E. von Pink Floyd nicht mehr so wirklich viel nachhaltig beeindruckendes. Sicher, Livealben wurden zuhauf rausgehauen, aber wenn es jeder macht, ist ja eben auch nix besonderes mehr.

Und dann kamen da so ein paar unscheinbare Herren daher, die zum ersten Mal in ihrer noch recht jungen Karriere in Südamerika auftraten und das als Livealbum verewigen wollten. Solider Plan, wenn man schon mal die größten Konzerte der Bandgeschichte macht bietet sich das an, zumal das südamerikanische Publikum eh besonders heftig ausrastet. Ganz nebenbei wurde damit auch ein Trend losgetreten, in der Folge entstanden nämlich auch weitere Livealben in Südamerika (AC/DC at River Plate Stadium, um nur mal einen Vertreter zu nennen).

Die besagten unscheinbaren Herren hören auf die Namen Geddy Lee, Alex Lifeson und Neil Peart – bekannt selbstverständlich als Rush. Sie hatten zu dem Zeitpunkt knapp 20 Jahre Bandgeschichte mit 17 Studioalben auf dem Buckel und waren sowieso lebende Legenden. Für das Livealbum wurde entsprechend mal locker das Maracanã-Stadion ausverkauft, wo dann 40.000 Brasilianer (und Zugereiste) während des über zweieinhalbstündigen Konzerts gepflegt austicken. Dabei enthält das Album das komplette Konzert in der korrekten Songreihenfolge, was ja auch nicht unbedingt üblich ist – oftmals werden Livealben ja zusammengestückelt aus diversen Aufnahmen. Selbstverständlich wurde nicht nur der Ton mitgeschnitten, sondern die ganze Sache auch mit Kameras verfolgt, so dass es sich anbietet, die DVD-Fassung von „Rush In Rio“ zu erwerben.

Damit erhält der geneigte Kunde mal eben 29 Songs und ein umfassendes Best-Of (gut, kann man drüber diskutieren, jeder vermisst da ein paar andere Songs) in fett produzierten Fassungen und vor der schon angesprochenen Kulisse von völlig freidrehenden Fans, die jede Gitarrenmelodie mitsingen. Über die musikalischen Fähigkeiten der drei braucht man eh nix sagen. Geddy Lee singt und spielt parallel noch Bass und Keyboard, während Schlagzeuger Neil Peart nebenbei noch sämtliche Effekte triggert und nebenbei noch Basslinien per Effektpad spielt, wenn Geddy Lee grad zu wenig Hände für Keyboards und Bass hat. Und Alex Lifeson spielt auf der Gitarre auf den ersten Blick unauffällig, aber andere Bands bräuchten dafür drei Gitarristen.

Wenn man nun mit Tom Sawyer als bekanntester Nummer ins Set einsteigt, hat man sowieso schon gewonnen. Im weiteren Verlauf springt die Setlist munter zwischen neueren Stücken (immerhin war es die Tour zu „Vapor Trails“) und älteren Stücken (u.a. Roll The Bones, New World Man, The Big Money und zahllose andere). 2112 gibt es nur gekürzt, aber gut, einen Zwanzigminüter kann man live nur schwerlich bringen. Zum Ende hin wird die Hitdichte naturgemäß größer, wenn man die ganz großen Klassiker auspackt – Limelight, The Spirit Of Radio und Working Man. Ebenfalls wichtig sind die instrumentalen YYZ und La Villa Strangiato, sowie das Schlagzeugsolo von Neil Peart, der hier mal eben Swing und Bigband mit verwurstet.

Fazit: Rush muss man als Rockmusikfan kennen, und „Rush In Rio“ ist der ideale Einstieg. Das ganze Ding gibts zum Angucken auch bei YouTube.

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