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Pleiten, Pech und Pannen

15. Oktober 2023, 00:25 Uhr von Uwe

Der letzte Urlaubstag wurde in erster Linie mit nach Hause fahren verbracht. In zweiter Linie mit Fluchen und schlechte Laune haben, in dritter Linie mit Wundern und Kopfschütteln. Alles zusammen ergab dann obige Überschrift, die den Tag vollumfänglich zusammenfasst. Gut, es war nicht alles schlecht, ich kam am Ende zuhause an, sogar unfallfrei, und immerhin war bis Mittag auch alles super. Ich will ja nicht unfair zur Deutschen Bahn sein, aber die Scheiße begann, als ich Deutschland erreichte… Aber fangen wir mal vorne an:

Der Tag begann mit sehr pünktlichem Aufstehen und Frühstücken, immerhin fuhr der Zug schon kurz nach acht Uhr in Zermatt ab. Auf Kaffee wurde wegen der Wirkung auf die Peristaltik verzichtet, O-Saft und Brötchen würden es auch tun, außerdem hatte ich noch ’ne Nussmischung im Rucksack. Vor der Abfahrt hastete ich noch schnell beim Fahrkartenschalter vorbei, dort kann man sich nämlich die „Mitfahrturkunde“ für den Glacier Express geben lassen, so richtig offiziell mit Stempel und Datum und allem Dran und Drum – hatte ich zwei Tage vorher bei der Ankunft vergessen, klappte aber völlig problemlos.

Zermatt – Visp – Bern – Zürich

Mit diesem unzweifelhaft überaus wichtigen Stück Papier in der Hand enterte ich nun den Zug, suchte mir einen schönen Platz und schon gings los. Die Fahrt nach Visp hinunter war natürlich spektakulär (wie schon mehrfach beschrieben), ich erhaschte einen letzten Blick aufs Matterhorn, sah Stalden-Saas in der Morgensonne und war irgendwo schon traurig, dass der Urlaub nun vorbei war. Andererseits waren meine Beine völlig am Ende (ich hab noch zwei Einheiten Physio vor mir, dann kann ich hoffentlich auch wieder ohne Aua Treppen hoch und runter hüpfen), und gesehen hatte ich ja auch wirklich viel, vom bombastischen Wetter mal ganz zu schweigen. Zwei Wochen später waren übrigens 30 Grad weniger und Schneefall in Zermatt…

Eine reichliche Stunde später war der Zug auch schon unten im Tal in Visp angekommen und es hieß umsteigen. In der Schweiz klappt sowas ja, aber sie machten es mir tatsächlich etwas schwerer als üblich, anstatt einmal quer über den Bahnsteig zu marschieren musste ich tatsächlich durch die Unterführung auf den Nachbarbahnsteig – aus mir nicht bekannten Gründen war kurzfristige Bahnsteigänderung angesagt. Sowas gibts also dort auch (und es war nur die erste von mehreren an diesem Tag).

Das ärgerte mich prinzipiell nur aufgrund der zusätzlichen Lauferei, das heißt eigentlich ärgerten mich meine Knie, die keinen Bock auf Treppen hatten. Der Zug nach Bern kam jedenfalls pünktlich, die Fahrt via Lötschberg-Basistunnel, Spiez und Thun verlief ziemlich ereignislos, man guckte halt Landschaft an, wovon es dort ja reichlich gibt. Nach einer knappen Stunde rollte der Zug auch schon in den Bahnhof Bern.

Der ist ja mit Abstand der hässlichste der Schweiz (habe ich glaube ich schon mal irgendwo erwähnt) – ein dunkles Loch mit 70er-Jahre-Betoncharme, ganz im Gegensatz zur wunderschönen Berner Altstadt. Auch die Ein-/Ausfahrt aus dem Bahnhof mit der Aarebrücke und fetter Aussicht links und rechts macht was her, nur der Bahnhof selbst… nuja. Ich musste also erstmals in diesem Urlaub in Bern umsteigen, in sieben Minuten durch die Unterführung zum Nachbarbahnsteig. Klingt dramatisch, klappt aber problemlos, man muss nur im Menschengewusel mitschwimmen.

Nun gings also wieder nach Zürich, so wie schon eine Woche vorher und wie am ersten Urlaubstag in Gegenrichtung. Die Bahn-2000-Strecke ist jetzt auch nicht wirklich geeignet, Leute zu Bahnfans zu machen, es geht halt ziemlich schnurgeradeaus mit bis zu 200 km/h und ohne großartige Aussichten in nordöstlicher Richtung nach Olten. Ab da gibts dann immer mal wieder interessante Dinge zu bestaunen, aber den Abschnitt Olten-Aarau-Zürich kenne ich inzwischen glaube ich ganz gut. Nach knapp einer Stunde rollte der Zug also in den Zürcher Hauptbahnhof (dem geneigten Leser wird aufgefallen sein, dass jeder Zug ziemlich genau eine Stunde unterwegs war – integraler Taktfahrplan und so, Stichwort Kantenfahrzeit). Da kann der Rest der Welt noch was lernen.

In Zürich umsteigen

Ich hatte am Anreisetag, also zwei Wochen vorher, in Löhne Zürich umsteigen geübt. Und das gesammelte Wissen konnte ich nun tatsächlich anwenden, nachdem es in der Vorwoche durch einen glücklichen Zufall nicht notwendig gewesen war. Theoretisch hätte ich nur von Gleis 32 auf 33 (oder umgekehrt) umsteigen müssen, also im Tiefgeschoss von einer Seite des Bahnsteigs zur anderen. Praktisch gabs wieder eine Bahnsteigänderung. Ich kam zwar im Tiefgeschoss an, mein Anschluss stand aber auf Gleis 7 oder 8 oder so in dem Dreh. Und wer war dran schuld? Die Deutsche Bahn. Das kam nämlich so:

Der Zug, in den ich einsteigen wollte, war vorher aus München nach Zürich gefahren. Und hatte dabei (wie ich ja zwei Wochen vorher auch schon) ewig viel Verspätung eingesammelt. Damit konnte er in Zürich nicht so einfahren wie laut Fahrplan vorgesehen, sondern wurde irgendwo geparkt, wo er niemanden störte. Eben auf Gleis 7 oder 8 oder so. Und von da fuhr er dann auch wieder los zurück in Richtung München. Ich musste nun also in fünf Minuten von Gleis 33 (oder so) auf Gleis 7 oder 8 eilen. Zum Glück hatte ich a) vor der Ankunft in Zürich nochmal auf den elektronischen Fahrplan geguckt und die Gleisänderung mitbekommen und b) zwei Wochen vorher umsteigen geübt.

Ich wetzte also wie ein geölter Blitz aus dem Zug in Richtung Rolltreppe – und stand dann im Stau, denn andere Leute wollten auch da hoch. Den schweren Koffer die Treppe hochwuchten war jetzt auch keine Option, also gemütlich die Rolltreppe hoch, einmal 180 Grad gedreht, 50m durch die Ladenpassage geeilt, am Quertunnel den richtigen Abzweit gesucht, nochmal eine Rolltreppe hoch – und schon stand ich auf dem Bahnsteig, direkt am Zug. Jetzt nochmal 100m zum richtigen Wagen, einsteigen, durchatmen. Übung macht den Meister, gilt eben auch fürs Umsteigen. Und die ganze Aktion wäre ja wie gesagt überhaupt nicht notwendig gewesen wenn die Deutsche Bahn ihren Laden im Griff hätte. Die Schweizer sind ja inzwischen soweit, dass Züge aus Deutschland gar nicht mehr in die Schweiz rein dürfen, weil sie da den ganzen schön konstruierten Fahrplan durcheinanderbringen.

Ich war jedenfalls im richtigen Zug, im richtigen Wagen und auf irgendeinem erstbesten Sitzplatz, der Zug war gut gefüllt und ich hatte erst ab der Schweizer Grenze bis München eine Platzreservierung. Das war aber eh alles wurscht, wie sich schnell herausstellen sollte.

Zürich – St. Gallen – Lindau-Reutin

Der Zug kurvte also pünktlich in Zürich los und rödelte dann über Winterthur in Richtung St. Gallen. Ich hatte mir eigentlich vorgenommen, jetzt eine Runde zu pennen, der Zug sollte dreieinhalb Stunden bis München brauchen und mir fehlte noch etwas Schlaf.

Ab Winterthur war es mit dem Schlafen aber vorbei, denn der Schaffner machte eine längliche Durchsage. Aufgrund eines Oberleitungsdefektes zwischen einem Kuhkaff kurz vor München (Grafrath) und München-Pasing war nicht klar, ob der Zug überhaupt nach München fahren würde. Das hinge noch davon ab, wie kompliziert die Störung sei und was da nun disponiert werden würde. Gut, also doch nix schlafen, stattdessen warten, was da nun so durchgesagt werden würde.

Das folgende Schauspiel war so grotesk, das würde einem kein Verlag als Buch abkaufen: Der Zug würde also nicht nach München fahren (gut, damit war zu rechnen), sondern in Lindau-Reutin enden. Gut, soweit so erwartbar. Reisende nach München wurden gebeten, die Fahrt in St. Gallen zu unterbrechen (Hä?) und am nächsten Tag nach München zu fahren (Doppel-Hä?), weil in Lindau keinerlei Hotelplätze verfügbar seien (gut, Hochsommer am Bodensee, das ist schon klar). Aber wieso zum Geier wird das ernsthaft als Option genannt? Es ist die verdammte Aufgabe der Bahnunternehmen, die Fahrgäste irgendwie ans Ziel zu bringen, nicht sie vom Fahren abzuhalten. Mal ganz davon abgesehen, dass ein Fahrgast auf dem Weg zum Münchner Flughafen ganz bestimmt in St. Gallen abwartet, wie sein Flieger nach Amerika ohne ihn in München abhebt.

Ich öffnete also meinen Hosentaschencomputer und guckte nach, was da ab Lindau-Reutin gehen würde. Gibt ja mehr als eine Bahnstrecke in Bayern, irgendwie kann man sich da über Friedrichshafen oder Kempten in Richtung Ulm oder Augsburg durchschlagen. Die Fahrplanauskunft zeigte mir zu meiner großen Verblüffung einen Regionalzug ab Lindau Insel an, der – Überraschung – nach München fahren sollte. Und zwar auf der gleichen Strecke, auf der der Zug, in dem ich grade saß, nicht fahren konnte?!? Hä? Erzählen dir mir jetzt in der Fahrplanauskunft Märchen, oder stimmen die Aussagen vom Schaffner nicht?

Ich war also den Rest der Fahrt damit beschäftigt, mir eine alternative Route auszuknobeln. Von Lindau-Reutin mit der S-Bahn nach Lindau-Insel und dann mit einem Regionalzug nach München und dort dann den nächstbesten Zug Richtung Nürnberg/Erlangen nehmen – klang nach einem Plan. Und falls der Zug nach München doch nicht fahren sollte, könnte man von Lindau-Insel auch irgendwie um drei Ecken links an München vorbei Richtung Nürnberg fahren.

Nachdem das also geklärt war und ich einen Plan hatte, konnte ich noch einen Blick auf den sonnenbeschienenen Bodensee erhaschen – weit über 30 Grad, allerfeinstes Badewetter. Der Zug fuhr nun also in Lindau-Reutin ein und alle Fahrgäste stiegen aus. Alle Fahrgäste? Nein, nur die Fahrgäste, die der deutschen Sprache mächtig waren. Denn – und das darf überhaupt nicht passieren in einem international verkehrenden Reisezug als Transfer zwischen zwei internationalen Großflughäfen (Zürich und München), der explizit als Flughafentransfer deklariert ist – alle Durchsagen waren ausschließlich auf Deutsch gemacht worden. Da saßen also noch mehrere Familien aus Asien und Amerika, die keinen blassen Dunst hatten, was los war. Ich hab dann selbst beim Rausgehen nochmal eine Ansage auf Englisch in lautstark einmal durch den Wagen gemacht („blabla, train ends here due to technical issue, please ask the train crew on how to proceed from here“).

Das war insofern gemein, als dass das Personal natürlich überhaupt keinen Plan hatte. Sie hatten nämlich als nächste Verbindung einen Zug eine Stunde später nach Ulm durchgesagt, von wo aus man dann Anschluss nach München hätte – und mit zwei Stunden Verspätung in München ankommen würde. Ulm ist ja auch die völlig falsche Richtung, da fährt man ja nach Ulm und um Ulm herum. Wer also in München einen Flieger zu erwischen hatte war in den Arsch gekniffen. Andere Reisende organisierten sich spontan einen Mietwagen, weil sie zum Airport Memmingen mussten, ich hingegen stiefelte über die Überführung  – yay, Treppen, aua – zum anderen Bahnsteig, wo 10 Minuten später die S-Bahn nach Lindau-Insel einfahren sollte. Wildes Diskutieren auf dem Bahnsteig, Kopfschütteln allerorten. Willkommen in Deutschland, immer wieder geil.

Lindau-Reutin – Lindau-Insel – München

Die S-Bahn brauchte fünf Minuten bis Lindau-Insel, und dort stand tatsächlich der Regionalzug nach München bereit. Ich war nicht der einzige, der diese Verbindung ausgeknobelt hatte, der Zug war auch schon gut gefüllt, ich ergatterte grade noch so einen Platz in der ersten Klasse – vor mir stieg ein Holländer zu, der auch aus Zermatt losgefahren war, gegenüber saß ein äteres Ehepaar, dass nach München wollte und dort nochmal umsteigen musste – das gab später nochmal Drama.

Ich kam nun also mit dem Holländer ins Gespräch (auf Englisch), und wir quatschten die ganze Fahrt über über die mangelhafte Kommunikation der Bahn, über seine Reisepläne (er wollte weiter nach Prag), das Bahnfahren in Holland und allerlei andere Dinge. Das Ehepaar gegenüber lieferte sich derweil einen Kleinkrieg mit dem ausgesprochen unfreundlichen Schaffner, der wegen ihres Koffer rummotzte, der angeblich die Tür versperrte. Der versperrte gar nix, und einer älteren Dame muss man auch nicht sagen, dass sie halt weniger einpacken soll, wenn sie ihren Koffer ned oben auf die Gepäckablage heben kann.

Es stellte sich raus, dass der Schaffner einfach nur keinen Bock hatte, in Buchloe hatte er nämlich Feierabend und plötzlich hatte er auch genug gute Laune um dem Ehepaar mit einer Verbindungsauskunft zu helfen. Wir hatten nämlich latent Verspätung angesammelt (zu dem Zeitpunkt rund fünf Minuten), das Ehepaar hatte aber irgendwie nur 10 Minuten zum Umsteigen. Das ist in München aufgrund der langen Wege dann schon reichlich knapp.

Mir war das ziemlich wumpe, von München nach Nürnberg fährt ja alle Nase lang irgendein Zug, wenn nicht grad Böschungsbrand ist und gar nix mehr fährt (wie ich im Juni erst erlebt hatte). Auf jeden Fall war ich immerhin erfolgreich in München angekommen, und gegenüber der ursprünglichen Verbindung war ich auch nur eine Stunde zu spät dran, und eine Stunde schneller als das, was der Schaffner sinnloserweise in Lindau empfohlen hatte. Schlussendlich hatte der Zug bei Ankunft in München dreizehn Minuten Verspätung, ich konnte meinem unterwegs rausgesuchten ICE noch hinterher winken, das ältere Ehepaar hatte seinen Zug auch verpasst, nur der Holländer war froh, dass er noch eine halbe Stunde Zeit hatte, bis sein Zug nach Prag fahren sollte.

Ich suchte mir nun also den nächsten Zug in Richtung Nürnberg, reichliche halbe Stunde Wartezeit, was solls, die meiste Zeit des Lebens wartet der Bahnfahrer vergebens, und wenn Bahnfahren eines lehrt, dann Warten. Und irgendwann wurde der Zug auch bereitgestellt, ich suchte mir einen Platz, freute mich ob der funktionierenden Klimaanlage – man muss ja schon mit Kleinigkeiten zufrieden sein. Der Zug fuhr hielt dafür sogar in Erlangen, so dass ich nicht nochmal in Nürnberg umsteigen brauchte.

München – Nürnberg – Erlangen

Kurz vor 17 Uhr setzte sich der Zug also Richtung Nürnberg in Bewegung und gondelte gemütlich bis nach Ingolstadt, um dann auf der Schnellfahrstrecke Richtung Nürnberg zu beschleunigen. Soweit die Theorie. Tatsächlich waren wir bis Ingolstadt noch voll im Fahrplan, nur hielten wir dann in Allersberg – mitten im Nirgendwo. Die zuständige Durchsage lautete auf „Vor uns ist ein Zug liegengeblieben, unsere Weiterfahrt verzögert sich um 30 Minuten“. Bis auf leichtes Augenrollen war den anderen Reisenden nix anzumerken. Man ist es inzwischen schon gewohnt, dass bei der Deutschen Bahn einfach nix funktioniert.

Ich hingegen war sauer. Ich war jetzt grad zwei Wochen lang kreuz und quer und hoch und runter durch die Schweiz gefahren. Meine größte Verspätung dort waren 8 (in Worten acht) Minuten. Und das auf einer touristischen Strecke, wo man keine Anschlüsse abpassen musste (nämlich auf der Fahrt über den Berninapass nach Tirano). Alle anderen Züge waren pünktlich (jedenfalls an den Umsteigeknoten, wo es drauf ankommt) – gut, bis auf den ECE von München nach Zürich am Anreisetag, aber die Verspätung hatte er sich schon eingebrockt, bevor er in der Schweiz angekommen war. In der Schweiz funktionierte einfach mal alles zur vollsten Zufriedenheit.

In Deutschland saß ich nun an dem Nachmittag im dritten Zug (von vieren, wobei die vierte eine S-Bahn war, die aus Österreich kommt und nur bis Lindau fährt), der Verspätung in nicht unerheblicher Größenordnung hatte. Der ECE nach München war ja ab Lindau ausgefallen, der Regionalzug nach München hatte genug Verspätung, dass geplante Anschlüsse weg waren, und nun stand ich zwischen Nürnberg und Ingolstadt und es ging mindestens eine halbe Stunde lang nicht vom Fleck.

Zwanzig Minuten später kam eine neue Durchsage, die Weiterfahrt würde sich um weitere 30 Minuten verzögern. Also eine Stunde Verspätung. Keine Erklärung, keine Aussagen was da eigentlich los ist, keine Prognose, nix. Man sitzt also rum und wartet. Und wartet. Und verärgert das Personal des Bistros, indem man auf die Frage ob man noch etwas aus dem Bordbistro haben möchte mit „Eine große Flasche Pünktlichkeit“ antwortet. Ja, das ist unfair dem Personal gegenüber, was ja auch nix dafür kann.

Die nächste Durchsage erhöhte die Verspätungsprognose nochmal um dreißig Minuten, so dass nun also geschlagene anderthalb Stunden Verspätung zu Buche standen. Für eine Fahrt, die laut Plan 80 Minuten dauern soll. Ich bin dieses Jahr zwei Mal von München nach Erlangen gefahren, und beide Male hatte ich eine Verspätung, die die Fahrtzeit mehr als verdoppelte. Ist auch eine Leistung, aber keine auf die die Bahn stolz sein kann.

Auf jeden Fall ging es dann irgendwann in der einsetzenden Dämmerung kurz nach viertel acht endlich weiter. Was auch immer an der Strecke war – ich glaube ja im Nachhinein eher, dass es da einen Personenschaden im Gleis gab (vulgo Suizid), denn da wird dann die Strecke länger gesperrt, bis alles von den zuständigen Sachverständigen freigegeben ist. Sowas sagt man dann aus gutem Grund nicht durch, aber es wäre eben aus Fahrgastsicht hilfreich, wenn man gleich sagen würde „wir werden uns 90 Minuten verspäten, weil blabla“ und nicht scheibchenweise alle 30 Minuten nochmal 30 Minuten draufschlagen. Was soll ich denn da jemandem sagen, der mich am Bahnhof abholen soll? „Fahr schon mal los, kann aber sein, dass du eine Stunde zu früh da bist und dann ein Knöllchen wegen überschrittener Parkdauer kriegst“. Danke für nichts…

Der Zug rollte nun also gegen halbdreiviertel acht in Nürnberg ein, in Gegenrichtung kamen nun auch alle drei Minuten die Gegenzüge, die man offensichtlich in Nürnberg hatte warten lassen, was ja sehr für eine komplette Streckensperrung spricht und gegen einen simpel liegengebliebenen Zug, denn da hätte man ja auf dem Gegengleis eventuell noch die anderen Züge fahren lassen können. Aber was weiß ich schon, ich bin ja nur zahlender Fahrgast. Wie sagte mein Mathelehrer damals so schön: „Auf hoher See und in einer Matheklausur sind sie in Gottes Hand.“ Ich leite das mal nach Verkehrsmittel ab und komme auf „Bei der Deutschen Bahn kommen sie irgendwann vielleicht an, so Gott will“.

Kurz vor acht war ich dann tatsächlich in Erlangen angekommen, mit nur reichlich 90 Minuten Verspätung dieses Zuges. Laut ursprünglicher Verbindung wäre ich kurz vor 17 Uhr angekommen, also schlappe drei Stunden eher. Dass der Bus nach Hause nun auch noch 10 Minuten Verspätung hatte fiel nun auch nicht mehr weiter ins Gewicht. Um halb neun Uhr abends war dann schließlich und endlich doch daheim angekommen.

Mit entsprechender Wut im Bauch beantragte ich dann auch gleich mal eine Erstattung der Fahrtkosten, so von wegen Fahrgastrechte und so. So überwies mir die Bahn immerhin als Geburtstagsgeschenk den halben Fahrpreis…

Fazit

Die Deutsche Bahn ist unfähig (also nicht unbedingt das Personal an der Front, sondern weiter oben). So wird das nix mit der Verkehrswende. Ich kann jeden verstehen, der beim Auto bleibt, und kann inzwischen die Bahn auch nicht mehr guten Gewissens empfehlen. Ganz anders sieht das natürlich in der Schweiz aus, aber zum Beispiel auch in Italien, wie mir mein Physio jetzt erzählte.

Was nehme ich nun aus dem Urlaub mit? Nach wie vor schmerzende Beine, einen ganzen Sack voll Fotos, viele tolle Eindrücke einer herrlichen Landschaft bei allerbestestem Kaiserwetter. Der Sonnenbrand war eine Woche später verheilt und das letzte Rivella steht auch noch in der Küche – warum gibts das Zeug nicht in Deutschland verdammt?

Und damit bin ich irgendwie am Ende der Reisereportage angekommen. Wann ich das nächste Mal in die Schweiz fahre weiß ich noch nicht, die Urlaubsplanung für 2024 ist noch völlig offen. Vielleicht mach ich statt zwei Wochen am Stück eher kürzere Touren. Hamburg wär wieder dran (im Miniatur-Wunderland wird ja fleißig gebaut, da muss ich wieder hin), irgendwann vor langer Zeit (vor Corona) wollte ich mir auch mal Münster angucken, und in Düsseldorf war ich auch noch nie. Muss man mal abwarten, vermutlich wirds eh alles ganz anders kommen.

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