Kategorien

Archive

Kalender

August 2023
M D M D F S S
 123456
78910111213
14151617181920
21222324252627
28293031  

Album der Woche

10. August 2023, 16:39 Uhr von Uwe

Wenn dieser Artikel erscheint bin ich grad im Urlaub, aber als fieser Streber der ich nunmal bin hab ich da ganz hobbythekmäßig was vorbereitet. Und erstaunlicherweise wird das eine Art Wacken-Special, denn die zu besprechenden Truppen hatten alle irgendeine Beziehung zur diesjährigen Ausgabe, wenn auch manchmal nur um dreiundzwölfzig Ecken.

Der ganze Spaß beginnt mit zwei Alben aus dem Jahr 1978, die beide von Urgesteinen aus Birmingham zusammengeschraubt wurden, die damit ganz nebenbei den Wandel vom Hardrock zum Heavy Metal zelebrierten. Richtig, die Rede ist von Judas Priest. Die hatten dieses Jahr mit Wacken nicht viel am Hut, abgesehen davon dass Rob Halford (neuerdings mit Weihnachtsmannbart und Ring in der Nase) Doro zum Bühnenjubiläum gratulierte und Doro dann Breaking The Law coverte. Wie gesagt, dreiundzwölfzig Ecken…

Anyway, Album Nummer eins hört auf den Namen „Stained Class“ und erschien Anfang 1978. Auf dem Cover gibts ein schickes Metallgesicht, was als Blaupause für den Terminator gedient haben könnte. Das ist schon mal mächtig heavy, und die Songs sind es ebenso. Gegenüber den Frühwerken legt die Band hier eine Schippe Krach drauf produzierte große Klassiker im halben Dutzend.

Das beginnt beim eröffnenden Exciter, bei dem sich die Band förmlich überschlägt. Das nächste Highlight ist dann die durch den Wolf gedrehte Coverversion Better By You, Better Than Me – die gute 10 Jahre später für gerichtliche Auseinandersetzungen sorgte, weil sich zwei Teenager die Birne wegpusteten und die Band angeblich schuld dran sei, weil es im Song rückwärts abgespielte satanische Botschaften gäbe…

Das folgende Stained Class rifft ordentlich, ebenso Saints In Hell, wohingegen Invader und Savage (die Priester haben es aber auch mit den Ein-Wort Titeln) Halfords Geschrei am besten vorführen. Der ganz große Klassiker des Albums ist hingegen die überlange Halbballade Beyond The Realms Of Death, die langsam und getragen beginnt und sich dann episch steigert.

Fazit: Einer der großen Klassiker im Katalog der Priester, direkt an der Übergangsstelle vom Hard Rock zum Heavy Metal und mit einem ganzen Sack an Hits gespickt.

Und weils so toll war, legte die Band bereits im Herbst des Jahres nach. Die Scheibe hieß „Killing Machine“ (bzw. in Nordamerika „Hell Bent For Leather“, weil da irgendeine Kontroverse mit einem Amoklauf an einer Schule den Titel nicht ratsam erscheinen ließ – durchgeknallte Waffenfritzen gabs also schon vor langer Zeit bei den Amis).

Die Songs auf dieser Scheibe sind kürzer und geradliniger auf den Punkt komponiert, kommen aber zumindest aus meiner Sicht nicht ganz an den Vorgänger heran, auch wenn unbestritten viele Klassiker auf der Scheibe zu finden sind. Neben der Quotenballade Before The Dawn gehts hier nur hartmetallisch zur Sache, Rock Forever und insbesondere Evening Star haben unwiderstehliche Melodien, Take On The World stampft ordentlich und lädt zum fäusteschwingenden Mitsingen ein, während für mich der größte Klassiker witzigerweise die Coverversion The Green Manalishi (With The Two-Pronged Crown) ist, eine Nummer im Original von Fleetwood Mac (als sie noch Blues spielten statt radiotauglichen AOR).

Das Album sitzt ein wenig zwischen allen Stühlen – die früheren Scheiben waren düsterer und epischer, noch im klassischen Blues und Hardrock verwurzelt, die späteren Alben waren dann reinrassiger Heavy Metal. Hier findet man Elemente aus beiden Welten, die aber nicht so wirklich sauber zusammengehen. Ein gutes Album, keine Frage, aber es ist schon bezeichnend dass nur wenige Songs von der Scheibe längerfristig im Liveset blieben. Den vermutlich wichtigsten Einfluss hatte die Scheibe auf den optischen Stil des Heavy Metal mit Leder und Nieten sowie die Benutzung einer Harley als Bühnendeko.

Insgesamt kann man konstatieren, dass Judas Priest im Jahr 1978 gleich zwei wirklich gute Alben auf die Menschheit losließen. Viele Bands schaffen es ja heutzutage nicht mal, in zwei Jahren ein halbgares Album zu produzieren.

Einen Kommentar schreiben