Kategorien

Archive

Kalender

Juli 2023
M D M D F S S
 12
3456789
10111213141516
17181920212223
24252627282930
31  

Album der Woche

21. Juli 2023, 19:49 Uhr von Uwe

In dieser Woche geht es nicht um den Typen, der für Polk High mal vier Touchdowns in einem Spiel erzielte, später als Schuhverkäufer ein paar lausige Mäuse machte und nebenbei den unsterblichen Satz prägte: „Es ist falsch Franzose zu sein!“. Es geht aber auch nicht um Chemie, wenngleich wir da schon näher am Thema sind. Ja aber um was zum Kuckuck geht’s denn dann? Die Ärzte würden jetzt großartig aufzählen: „Die Liebe, das Leben, das Bruttosozialprodukt, die Bruttoregistertonnen der deutschen Handelsmarine, …“ (und zwischendrin mindestens hundertfünfzig mal das Wort „Ficken“ unterbringen. Nichts davon stimmt, denn es geht um große Kunst. Und was hat die jetzt mit den Bundys und Naturwissenschaften zu tun?

Wie hieß der Oberbundy mit dem Loser-Image, der sich aber als Ernährer der Familie ein ansehnliches Haus leisten konnte, von dem heute viele Geringverdiener nur träumen können? Richtig, Al. Und wenn man das als Vorsilbe vor die Chemie hängt, landet man beim Thema des Albums der Woche (der geneigte Leser merkt bereits, ich denke diese Woche über besonders viele Ecken).

Die Alchimisten versuchten im Mittelalter Blei in Gold zu verwandeln (neben anderen mehr oder minder obskuren Zielen). Geschafft hat es keiner, und mit den Erkenntnissen der richtigen Chemie hat man irgendwann erkannt, dass das einfach mal nicht geht. Seitdem hat man sich drauf verlegt, Blei in Form von Munition zu benutzen, um andere zum Rausrücken ihres Goldes zu bewegen, insofern kann man dann doch Blei zu Gold machen. Jedenfalls dreht sich das Album der Woche (damit wir jetzt endlich mal zum Thema kommen) um Alchemie (am Rande), um mythische Themen wie Tarot, die Werke Aleister Crowleys und insbesondere um William Blake, einen englischen Poeten und Maler des ausgehenden 18. Jahrhunderts (quasi parallel zu Goethe).

Das alles verquirlte nun vor einem Vierteljahrhundert ein gewisser Bruce Dickinson (zusammen mit Gitarrist Adrian Smith) zu einem Koloss von einem Metal-Album. Bei den Namen sollte es nun geklingelt haben, Bruce und Adrian waren damals ehemalige Mitglieder von Iron Maiden (bevor sie ein Jahr später zu den Jungfrauen zurückkehrten, nachdem Steve Harris sich eingestehen musste, dass die Maiden-Alben der 90er keinen Stich gegen die Solowerke von Dickinson gesehen hatten). Nach dieser schier endlosen Einleitung konstatieren wir nun also endlich, dass „The Chemical Wedding“ das Album der Woche ist.

Es gibt hier also klassischen Heavy Metal, wie ihn Iron Maiden gespielt hätten, wenn Steve Harris nicht immer nur Neuauflagen von Fear Of The Dark komponieren würde. Dazu kommen noch ein paar Tricks und Kniffe in der Produktion, damit die ganze Sache ungefähr so heavy daherkommt wie ein mit Blei beladener Sattelschlepper (um mal völlig hanebüchene Vergleiche zu bemühen). Die Gitarren braten jedenfalls tief im roten Bereich der Verstärker, der Bass pumpt, und über allem thront die Simme von Bruce Dickinson.

Es ist eigentlich völlig wurscht, welchen Song man sich reinpfeift, sie haben alle was. Der zugänglichste dürfte The Tower sein, eine Nummer, die sich um Tarotkarten dreht („lovers in the tower, the moon and sun divided and the hanged man smiles“). Dazu wurde auch ein Video gedreht. Aber auch die vorherigen King In Crimson und Chemical Wedding gehen in die gleiche Richtung. Jerusalem ist eine Nummer basierend auf einem alten Gedicht von William Blake, was auch auch schon die Basis für Nummern von Emerson, Lake & Palmer und Vangelis gebildet hat. Trumpets Of Jericho beschäftigt sich (um drei Ecken natürlich) mit den Schwierigkeiten der Statik, während das abschließende The Alchemist das musikalische Thema aus Chemical Wedding erneut aufgreift.

Fazit: Die Scheibe ist etwas sperriger als der direkte Vorgänger „Accident Of Birth“, aber gut gealtert und verbläst nach wie vor einen Großteil der seitdem erschienenen Maiden-Alben.

Einen Kommentar schreiben