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Album der Woche

23. November 2022, 21:13 Uhr von Uwe

Letzte Woche gings um majestätische Gesänge zu ebenso majestätischen Gitarrenriffs, heute gehts immerhin königlich zu. Und das gleich im Doppelpack, denn doppelt hält besser.

Die königliche Ära wurde vor ziemlich genau 40 Jahren eingeläutet. Der König war damals schon ein erfolgreicher Künstler, insbesondere in den Vereinigten Staaten. Er trat auch (allerdings nicht als König, sondern nur als Entertainer) beim 25. Thronjubiläum der Queen auf – eine Tatsache die ich bis eben auch noch nicht wusste. Aber Wikipedia weiß alles und alles besser.

Auf jeden Fall geht es also um keinen Anderen als den King of Pop, Michael Jackson nämlich. Der hat zwar in seiner Karriere auch viel Schrott produziert und sah in späteren Jahren eher wie eine vom Blitz erschreckte Antiwerbung für Schönheits-OPs aus, ABER (und das ist ein großes ABER) er hat eben auch mindestens zwei unantastbar große Alben veröffentlicht, die dieses Jahr runde bzw. semirunde Geburtstage feiern. Nebenbei hat er natürlich die Popkultur nachhaltig beeinflusst, das Musikvideo als kreative Kunstform vorangebracht und so weiter und so weiter. Ja, umstritten war und ist er wegen diverser Themen auch, damit will ich mich aber gar nicht befassen. Konzentrieren wir uns aufs Wesentliche, nämlich das meistverkaufte Album aller Zeiten und seinen Nachfolger.

Im Jahre 1982 erschien Thriller. Das klingt jetzt nicht so wahnsinnig weltbewegend, aber es definierte im Lauf des folgenden Jahres die Popmusik neu. Bis heute verkaufte es sich weltweit über 50 Millionen mal – so viel kriegen andere weltbekannte Interpreten nicht mal im Lauf ihrer ganzen Karriere zusammen. Heutzutage ist ja schon eine sechsstellige Verkaufszahl ein Riesenerfolg. Sieben Singles wurden ausgekoppelt, darunter zwei weltbekannte Nummer 1-Hits (der Rest knackte in Amerika immerhin die Top 10). Aber eigentlich ist das alles wumpe, von dem Album hat eh jeder schon mal gehört, insofern brauch ich hier auch niemandem was vom Pferd erzählen.

Das Album umfasst neun Songs, lediglich Baby Be Mine und The Lady In My Life wurde nicht als Single veröffentlicht (dementsprechend kennt die im Vergleich zu den anderen Nummern auch quasi niemand). Längstes Stück des Albums ist das eröffnende Wanna Be Startin‘ Something, spannend ist auch die erste Single The Girl Is Mine, weil da nämlich Paul McCartney mit von der Partie ist. Die beiden Singles am Ende der Scheibe, Human Nature und P.Y.T. (Pretty Young Thing) sind für mich ziemlich wurscht (ist halt nicht meine Musik), wirklich relevant an dem Album sind die drei Songs in der Mitte, nämlich der letzte Song der ersten LP-Seite und die ersten beiden auf der zweiten Seite. Die kennt nämlich nun wirklich jeder, der die letzten 40 Jahre nicht irgendwo hinterm Mond gelebt hat.

Fangen wir mal mit der zweiten LP-Seite an: Die beginnt mit Beat It (Bonuspunkte gibts dafür, dass „Weird Al“ Yankovic die Nummer als Eat It parodieren konnte – übrigens spielt Daniel „Harry Potter“ Radcliffe die Rolle von Yankovic in seinem aktuellen biographischen Film, aber das nur am Rande). Über Beat It selbst brauch ich ja wohl eigentlich nix schreiben, kennt jeder, hat jeder ungefähr drölfzig Millionen Mal gehört und das Musikvideo (eher eine Art Kurzfilm) mit tanzenden Gangs dazu ist ebenso legendär. Cooles Highlight ist in der Nummer das Gitarrensolo von niemand geringerem als Eddie Van Halen.

Superhit Nummer zwo und direkt nach der Nummer auf dem Album ist Billie Jean. Kennt auch jeder, und die Bates haben 1995 eine schick rockende Punkversion mit einem Hitchcock-Musikvideo dazu gemacht. Das Original kommt ebenfalls mit einem wegweisenden Musikvideo daher, vor allem weil Jackson bei einer Liveaufführung der Nummer 1983 das erste Mal den Moonwalk präsentierte, der danach sein Markenzeichen wurde.

Der Überknaller ist natürlich der verbliebene Song, nämlich das Titelstück. Dazu wurde nicht einfach nur ein Musikvideo gedreht, sondern Hollywoodregisseur John Landis (u.a. Blues Brothers) drehte einen knapp viertelstündigen Horror-Kurzfilm mit Zombies und Werwölfen, der in Deutschland nur nach 23 Uhr gezeigt werden durfte und mal eben eines der einflussreichsten Musikvideos aller Zeiten sein dürfte. Zum Song selbst brauch ich glaub ich auch nix weiter sagen, kennt eh jeder – und 2009 wurde er in meinem damaligen Wohnort von der Blaskapelle im Karnevalsauftakt nachgespielt. Wichtige Erinnerung sowas…

Fazit: Drei weltbekannte Superhits, den Rest verbuche ich persönlich eher unter „ganz nett, aber da es nicht wirklich rockt, ist es ziemlich fürn Arsch“. Aufgrund der musikhistorischen Bedeutung führt trotzdem kein Weg dran vorbei.

Gleiches gilt für das fünf Jahre später veröffentlichte „Bad„, dass keineswegs so schlecht ist wie der Titel suggeriert, eher im Gegenteil. Auch hier gibts wieder zehn Songs, von denen neun(!) als Singles ausgekoppelt wurden (gut, ein Song nur im Vereinigten Königreich, aber trotzdem). Ich persönlich finde auch dass das Album insgesamt besser ist als Thriller (rockt einfach mehr), bei dem neben den drei besprochenen Singles auch viel Murks bei ist. Aber der Reihe nach:

Die eher unwichtigen Füllstücke hier sind Speed Demon (die einzige Nicht-Single), I Just Can’t Stop Loving You, Leave Me Alone, Just Good Friends (mit Stevie Wonder) und Liberian Girl. Eröffnet wird das Album vom Titelstück Bad, welches wieder mit so einem Riesenvideo beworben wurde, gedreht von niemand geringerem als Martin Scorsese (Taxi Driver, Departed, Wolf Of Wall Street usw.). Da spielt auch Wesley Snipes mit, der ja später in Hollywood noch Karriere machte. Muss ich sonst noch irgendwas zu dem Song sagen?

Weiter gehts mit The Way You Make Me Feel. Kennt man, passt schon. Der Rest der A-Seite ist dann eher unter Ulk einzusortieren. Die B-Seite ist die eigentlich spannende Seite, da geben sich die bekannten Songs die Ehre. Das beginnt mit Another Part Of Me und Man In The Mirror und endet mit Dirty Diana und Smooth Criminal. Gerade die beiden letztgenannten sind meine Favoriten hier, weil sie am meisten rocken.

Fun fact am Rande: Jackson traf wohl irgendwann vor einem Konzert mal auf Lady Di, die ihn fragte, ob er Dirty Diana spielen würde, das sei ihr Lieblingsstück. Er spielte es wohl nicht, das sei eine Frage des Respekts. Tja… Kann man nun so oder so sehen. Auf jeden Fall ist die Nummer wegen der Gitarren mein Lieblingsstück auf der Scheibe, gespielt übrigens von Steve Stevens, der auch Gitarrist für Billy Idol war.

Fazit: Noch mehr Hits und weniger Totalausfälle als bei „Thriller“ und damit popgeschichtlich ziemlich unverzichtbar.

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