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Album der Woche

17. November 2022, 19:06 Uhr von Uwe

Manche Tage sind zum Vergessen. Da braucht man eine bestimmte Sorte Musik um wieder runterzukommen. Am besten bleischwer, erhaben und majestätisch. Und wie es der Zufall will passt das Album der Woche genau zu dieser Beschreibung.

Wir begeben uns nach Schweden und hüpfen ins Jahr 1987. Dort werkelte eine Band an ihrem zweiten Album, nachdem das Debüt zwei Jahre vorher bereits gut angekommen war. Allerdings gab es im Vorfeld mehrere Besetzungswechsel, darunter auch einen sehr wichtigen Wechsel am Mikroposten. Dort war jetzt ein langhaariger Unhold namens Messiah Marcolin am Werke, der auf der Bühne passend zum Künstlernamen in einer Mönchskutte gewandet auftrat.

Dem Kenner dürfte damit klar sein, dass es um Candlemass geht, womit dann auch geklärt wäre, dass das Album der Woche auf den Titel „Nightfall“ hört. Candlemass wurden damit zu den wichtigsten Vertretern des sogenannten Doom Metal – gekennzeichnet in erster Linie durch langsame Riffs (zähflüssiger noch als die langsamsten Werke der frühen Black Sabbath, die ja eh die Urväter von so ziemlich allen Stilen sind). Der Name Doom Metal kommt im Übrigen vom Debütalbum der Band „Epicus Doomicus Metallicus“, nur damit das auch geklärt ist.

Das Album – also „Nightfall“ – erschien Ende 1987 und enthält zehn Songs, darunter vier Instrumentalstücke. Die sind eher als kurze Zwischenspiele, Intro und Outro zu verstehen, die eigentlichen Songs walzen sich hingegen nicht unter fünf Minuten durch die Lautsprecher. Den Kontrast zu den fetten Riffs bildet die hohe und klagende Stimme von Messiah Marcolin. Verpackt ist die Scheibe in eine Hülle mit dem Gemälde aus der Serie „The Voyage Of Life“ von Thomas Cole von 1842 – soll noch einer sagen, Metal und Kunst hätten keine Schnittmengen.

Das Album beginnt mit dem Instrumental Gothic Stone, dass nahtlos in The Well Of Souls überleitet, seines Zeichens der längste Song der Platte. Das Riff erinnert frappierend an (ich erwähnte es) frühe Black Sabbath, der Gesang ist jedoch völlig anders und absolut eigenständig. Das folgende Instrumental Codex Gigas ist nicht wirklich eine Verschnaufpause, sondern rifft tonnenschwer durch die Botanik. Zweiter echter Song der ersten LP-Seite ist danach At The Gallows End. Man merkt, textlich gehts jetzt nicht unbedingt um Gänseblümchen oder Friede, Freude & Eierkuchen. Der Song beginnt mit einem eher ruhigen semiakustischen Intro, bevor hier tatsächlich zwischendurch mal so das Gaspedal zumindest gestreichelt wird, nur um im Refrain wieder voll in die Eisen zu steigen.

Die Seite wird abgeschlossen vom Überklassiker Samarithan, einem der eindrücklichsten Songs in der Geschichte des Genres. Besonders deutlich werden hier die religiösen Motive, die sich durch sämtliche Songtexte ziehen: „I joined with my destiny,  eternally. I knew I was born again, an angel to be, a vision beyond my dreams called me by name. So in devotion I spread my wings, to heaven I had come to stay“ Und mit diesem Abflug in himmlische Sphären endet die erste Seite.

Die zweite Seite wird von Chopin eröffnet, bzw. mit einer Bearbeitung seines Totenmarsches. Danach geht es ebenso schleppend weiter mit Dark Are The Veils Of Death. Jo, dunkel, düster, schwer und als Song vergleichsweise flott. Die Handbremse wird aber danach gleich wieder angezogen, Mourners Lament kommt dann auch noch mit schweren Glockenschlägen daher. Der letzte Song des Albums, abgesehen vom abschließenden Instrumentalstück Black Candles ist schließlich Bewitched: „Sing with me, meet your destiny. Set yourself free to the magic. So come with me my kingdom to see. Believe me you’re captured my friend. You are bewitched…“ Hier gehts also eher in Richtung ewiges Höllenfeuer.

Man sieht, das Album ist nix für Leute die nur noch nach einem Grund suchen, möglichst schnell das bessere Jenseits aufzusuchen. Für alle anderen gibts hier sechs gute Gründe, ganz irdischen Klängen zu lauschen, die das Genre des Epic Doom Metal (mit)begründeten und noch heute wichtige Eckpfeiler des Stiles sind.

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