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Album der Woche

20. Oktober 2022, 18:10 Uhr von Uwe

Es gibt Künstler, die Zeit ihres Lebens nie groß rauskommen. Es gibt welche, die welche, die nicht nur groß rauskommen, sondern geradezu revolutionäre Kunst machen und bahnbrechenden Einfluss haben (Jimi Hendrix und so). Es gibt welche die ihre Erfolgsformel nie groß variieren und damit gut unterwegs sind/waren (AC/DC, Motörhead). Es gibt welche, die sich immer wieder neu erfinden (David Bowie). Und es gibt welche, bei denen hat jeder genau ein Album oder einen Song im Kopf, wenn es um den Künstler geht. Und genau das ist beim aktuellen Album der Woche der Fall.

Veröffentlicht wurde das Album vor ziemlich genau 45 Jahren von einem bis dahin relativ unbekannten Typen, der am Broadway Theater spielte und eine Rolle in der Rocky Horror Picture Show hatte. Besagter Typ hatte nicht unbedingt die passende Figur für einen Rockstar, dafür aber genug Volumen für eine herausragende Stimme – um es mal so zu formlieren. Von besagter Körperfülle leitet sich auch sein Künstername ab: Meat Loaf. Und spätestens jetzt weiß auch jeder um welches Album es geht, denn Meat Loaf hat nun mal in seiner Karriere zwar über ein Dutzend Scheiben veröffentlicht, konnte aber nie auch nur ansatzweise an den Multiplatinerfolg von Bat Out Of Hell anknüpfen können (am ehesten noch mit Bat Out Of Hell II).

Sieben Stücke finden sich auf der Scheibe, alle komponiert von Jim Steinman. Von der sparsam instrumentierten Pianoballade bis zum Bombastoverkill ist alles dabei, allein drei Stücke kommen erst nach über acht Minuten ins Ziel.

Produziert wurde das alles von Todd Rundgren, der sich einen Spaß draus machte alle Regler auf 11 zu drehen und noch bombastischer zu sein als Phil Spector’s Wall Of Sound. Funktionieren tut der Spaß trotzdem (oder grade deswegen), und das Gitarrensolo im Titelstück, das so schwer nach Motorrad klingt ist sowieso unübertroffen.

Das Album wird eröffnet vom fast zehnminütigen Titelstück, womit im Prinzip eigentlich die gesamte Karriere von Meat Loaf hinreichend zusammengefasst ist. Hier ist alles drin. Rock, Bombast, Theatralik, Drama. Im Endeffekt gehts eigentlich „nur“ um einen (allerdings ziemlich blutigen) Motorradunfall. Jethro Tull hatten sowas in Too Old To Rock’n’Roll, To Young To Die auch schon mal thematisiert. Die Nummer wurde später in einer gekürzten und völlig entstellten Variante als Single herausgebracht, die man jedem als abschreckendes Beispiel vorhalten kann.

Weiter geht es mit You Took The Words Right Out Of My Mouth. Der Song war die erste Single von Meat Loaf überhaupt und hinterließ keinen bleibenden Eindruck in den Charts. Allerdings ist es einer der eingängigsten Rocksongs auf dem Album und kommt in ziemlich genau fünf Minuten auf den Punkt. Anschließend wird es mit Heaven Can Wait deutlich ruhiger, hier gibt es in erster Linie Piano als Begleitung für Meat Loafs Stimme, die die ganze Ballade trägt. Die erste LP-Seite wird schließlich vom kürzesten Stück des Albums abgerundet, All Revved Up With No Place To Go.

Die zweite Seite beginnt mit Two Out Of Three Ain’t Bad, Jim Steinmans Variation eines „einfachen Songs“ zum Thema „I Want You, I Need You, I Love You“. Einfach heißt hier trotzdem deutlich über fünf Minuten und eine komplexe Produktion. Es folgen noch zwei Achtminüter, von denen der erste einer der großen Klassiker im Rockradio wurde: Paradise By The Dashboard Light.

Das Stück kommt daher wie Bohemian Rhapsody auf Steroiden und teilt sich mit Queen’s Magnum Opus die Dreiteilung. Allerdings geht es hier in erster Linie um jugendliches Gefummel auf der Rücksitzbank im Lichte des Armaturenbretts, und dazu läuft im Hintergrund eine Baseballübertragung voller Doppeldeutigkeiten. Die beiden Protagonisten werden sich aber nicht einig, denn sie will sich ihm nur hingeben, wenn er ihr verspricht sie für immer und ewig zu lieben und zu heiraten. Nach einigem Zögern willigt er ein, womit wir beim dritten Teil des Stücks angekommen sind, denn er wünscht sich nun nix sehnlicher als dass das Ende aller Zeiten kommt, denn er hält es nicht mehr aus mit ihr. Tja… drum prüfe wer sich ewig bindet und so… Erstaunlicherweise wurde die Nummer quasi ungekürzt als Single herausgebracht, bei rund achteinhalb Minuten Spielzeit ist das erwähnenswert.

Den Abschluss des Albums bildet danach die Powerballade (dämlicher Begriff, das passt quasi auf das ganze Album mehr oder weniger) For Crying Out Loud. Hier gibt es nochmal einen ruhigeren Beginn mit Fokus auf die Vocals, bis dann später Bombastschichten drübergelegt werden.

Fazit: Ein Album für die Ewigkeit, eins der meistverkauften Alben aller Zeiten (über 40 Mio) und ein Lehrstück in Sachen theatralischer Rockmusik. Meat Loaf tat sich schwer an diesen Erfolg anzuknüpfen, Jim Steinman hingegen produzierte später auch erfoglreiche Popsachen für Bonnie Tyler und andere.  Die Scheibe muss man kennen, auch wenn man sonst nicht allzuviel mit Rockmusik am Hut hat.

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