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Album der Woche

4. August 2022, 18:00 Uhr von Uwe

Während ich diese Zeilen tippe treten Grave Digger mit einer Kapelle von Dudelsackspielern bei höllischen Temperaturen in Wacken auf. Gestern spielten schon die Iron Maidens (eine Ami-Frauenband, die Iron Maiden covert). Und da wären wir dann so langsam beim Album der Woche, denn die Band um die es geht stammt auch aus (damals noch nicht) Brexitannien und startete ungefähr gleichzeitig mit Iron Maiden ganz groß durch.

Während die Eisernen Jungfrauen 1982 mit The Number Of The Beast eins der besten Metalalben aller Zeiten einspielten, gelang Def Leppard im Jahr darauf der große Sprung in die Heavy Rotation bei MTV. Allerdings war danach nicht alles Eitel Sonnenschein: Der Schlagzeuger verunglückte am Silversterabend 1984 schwer mit dem Auto und verlor einen Arm. Trotzdem spielte er ab Sommer 1986 wieder mit der Band. Und dann arbeiteten sie am nächsten Album, welches 1987 erschien, entsprechend einen runden Geburtstag feiert und daher Album der Woche ist: „Hysteria„.

Zu der Scheibe braucht man eigentlich nicht viel sagen, angesichts von 20 Millionen verkauften Einheiten dürfte sie ja quasi eh jeder kennen, der sich grob mit der Materie beschäftigt. Die Marschroute von Produzent Mutt Lange (u.a. AC/DC – „Highway To Hell“ und „Back In Black“, Foreigner – „4“ und weitere Alben von Def Leppard) hieß „Eine Rockvariante von Michael Jackson’s „Thriller“ erschaffen“. Jeder Song eine potentielle Single, alles genau auf den Punkt gebracht. Der Erfolg gab ihm recht, mir hingegen ist das Album grade deswegen stellenweise zu glattgebügelt und radiofreundlich. Aber hey, was weiß ich schon.

Die Produktion zog sich über Jahre(!), kostete ein Vermögen und wäre heutzutage völlig utopisch. Der Sound war dafür allererste Sahne und technisch auf dem neuesten Stand der Technik. Die Band musste (so behauptet es Wikipedia) fünf Millionen Einheiten absetzen, um überhaupt die Kosten einzuspielen. Heutzutage verkauft man vermutlich nicht mal mehr ein Prozent davon. Und der größte Witz dabei: Das Album lag gerade in Amerika zunächst wie Blei in den Regalen. In einem Interview erzählte die Band, dass das Album erst 1988 durchstartete, als sich in Florida ein paar Mädels begannen sich im lokalen Stripclub zu den Klängen von Pour Some Sugar On Me auszuziehen. Das gibt dem Sprichwort „Sex sells“ gleich einen ganz neuen Dreh.

Das Album enthält 12 Songs, und davon wurden tatsächlich über 18 Monate hinweg insgesamt sieben Singles ausgekoppelt. Love Bites (nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen Nummer von Judas Priest) toppte die Charts. Die erste Seite besteht im Prinzip nur aus Singles: Women, Rocket, Animal, Love Bites, Pour Some Sugar On Me, Armageddon It. Das dürfte eine der stärksten Albumseiten der 80er Jahre sein. Auf der zweiten Seite gibt es neben dem Titelstück noch fünf andere Songs, die allesamt im Schatten der Singles standen und stehen – es spielt aber eigentlich keine Rolle, denn das ganze mit über 60 Minuten verdammt lange Album bietet perfekt produzierten melodischen Rock mit heftiger Pop-Schlagseite.

Mir ist es wie gesagt stellenweise zu glattgebügelt – grad der gesampelte klinisch saubere Schlagzeugsound geht mir auf den Wecker. Ich halte es dann doch eher mit Iron Maiden oder Judas Priest, wobei die eingangs der zweiten Hälfte der 80er Jahre auch zahlreiche Fans mit Soundspielereien verschreckten. Könnte der Zeitgeist gewesen sein. Wie auch immer, das Album war ein Meilenstein in der Rockgeschichte, man sollte es also zumindest kennen.

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