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Album der Woche

9. Juni 2022, 18:23 Uhr von Uwe

Diese Woche wirds aus gegebenem Anlass klassisch, denn der Komponist hätte heute Geburtstag. Allerdings hat der Konjunktiv seinen Grund, denn besagter Komponist lebt nur noch in seiner Musik weiter (was bei Komponisten klassischer Musik jetzt wenig wundern dürfte).

Besagter Komponist verstarb vor 10 Jahren, wenige Tage nach der Fertigstellung seines letzten Werkes. Eben dieses Werk ist daher Album der Woche. Und nun gibts zu dem Werk noch einiges zu erzählen, es ist nämlich eigentlich viel älter. Die erste Aufnahme fand 1969 statt, und zwar mit dem Royal Philharmonic Orchestra in der Royal Albert Hall in London – mit einem Orchester, dass nix von der Musik hielt, und weiteren Musikern, die nix vom Orchester hielten. Kurz danach verschwanden die Partituren im Orkus der Geschichte, das Werk wurde nach einer weiteren Darbietung in Los Angeles nie wieder aufgeführt – war aber damals immerhin aufgenommen worden.

30 Jahre später hatte ein umtriebiger und musiktheoretisch begabter Fan die Partituren anhand der damaligen Aufnahmen(!) rekonstruiert. Ergo fand 1999 eine zweite Aufführung statt, diesmal mit dem London Symphonic Orchestra, erneut in der Royal Albert Hall. Und diesmal hatte sowohl das Orchester Bock drauf als auch die anderen beteiligten Musiker (darunter Sam Brown (Backgroundsängerin bei Pink Floyd auf der PULSE-Tour) und Ronnie James Dio). Natürlich wurde auch das wieder aufnahmetechnisch verewigt.

Im Jahr 2012, kurz vor seinem Tod, konnte Jon Lord schließlich eine Studioaufnahme seines „Concerto For Group And Orchestra“ fertigstellen. Hierbei spielte das Royal Liverpool Philharmonic Orchestra zusammen mit unter anderem Joe Bonamassa, Bruce Dickinson und Guy Pratt.

Über das Concerto selbst kann man wenig sagen, das muss man sich halt als klassisches Werk mal am Stück anhören – drei Sätze von knapp einer Stunde Gesamtspielzeit und als solches wegweisend für die Verbindung von Rockmusik mit klassischer Musik. Sowas wird ja heute von jedem gespielt der nicht bei drei aufm Baum ist – selbst in Wacken sind Bands schon mit Orchester aufgetreten. Die wenigsten Bands aber kriegen da wirklich eine Symbiose hin (Therion z.B.), die meisten benutzen das Orchester „nur“ zur Ausschmückung, während andere Bands wie Nightwish zwar bei Aufnahmen die volle Bombastschiene fahren, das ganze aus organisatorischen Gründen aber nicht live machen. Anyway.

Die Erstaufnahme fand wie gesagt 1969 statt, vor dem Concerto wurden damals noch mehrere Stücke von Deep Purple gespielt, darunter eine Protoversion von Child In Time, das Album „In Rock“ erschien ja erst im Sommer 1970. Im Internet findet man sogar Videoaufnahmen von damals.

Die zweite Version ist meiner Meinung nach die bessere, da hier kein Ritchie Blackmore versucht die ganze Sache zu ruinieren. Im Rahmenprogramm wurden einige Solonummern aus dem Deep Purple-Umfeld gespielt, die Zugaben bestehen aus damals aktuellen Purple-Nummern im Orchestergewand wie Ted The Mechanic. Ganz groß ist dabei die Version von Sometimes I Feel Like Screaming. Das unvermeidliche Smoke On The Water wird weniger aufgewertet, dafür darf Dio mitsingen.

Die finale Studioaufnahme hat demgegenüber die beste Klangqualität und mit Bruce Dickinson den besten Sänger (wobei es ja eh nur eine sehr kurze Textpassage ist).

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