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Album der Woche

5. August 2021, 19:01 Uhr von Uwe

Wir landen im Jahr 1996, und zwar bei einer skandinavischen Truppe die ursprünglich mal tödlichen Krach produziert hat, dann aber einen radikalen Kurswechsel vornahm und seitdem in experimentellen orchestralen Gefilden unterwegs ist. Der große Umstieg im Stil kam mit dem Album, was diesmal Album der Woche ist.

Skandinavische Gruppen, die mit Death Metal angefangen haben und dann in diverse andere Richtungen ausbrachen, gab es Mitte der 90er einige – Tiamat, Sentenced, Amorphis und bestimmt noch ein paar mehr. Im Gegensatz zu den genannten Bands waren Therion aber noch radikaler – mit orchestralen Arrangements und fetten Chören (also so richtige Chöre, nicht die Manowar-Heldenchöre). Bandchef Christofer Johnsson war sowieso der Meinung, dass es das letzte Album der Band sein würde, also könnte man auch over the top untergehen – warum mit nur einem Chor aufnehmen wenn man auch mit zwei Chören aufnehmen kann? Eben. Herausgekommen ist „Theli„, und das ist meiner Meinung nach bis heute ein oder gar das Highlight im Katalog der Band.

Auf der Scheibe tummeln sich 10 Stücke, mit Preludium, Interludium und Grand Finale / Postludium gibts zwei kurze und ein längeres Instrumentalstück, bei Opus Eclipse gibts außer ein paar Ohs und Ahs auch keinen Gesang. Die restlichen Songs gehen in den meisten Fall über fünf Minuten, das epische The Siren Of The Woods bringt es auf knapp 10 Minuten. Also eher mal nix so für zwischendurch.

Der Metal-Charakter der Band kommt grundsätzlich immer noch durch, To Mega Therion oder In The Desert Of Set seien als Beispiele genannt. Der Gesang erinnert noch an die Death-Metal Anfänge, aber das gibts bei Amorphis oder Sentenced ja in ganz ähnlicher Form. Über den Metal-Riffs thronen dann in vielen Stücken die Chöre, so bei Invocation Of Naamah (hoher Frauengesang) oder Nightside Of Eden (tiefer Männergesang). Am weitesten vom Metal weg ist das schon angesprochen The Siren Of The Woods. Hier gibts Gesang in akkadischer Sprache (eine ausgesprochene Sprache aus Mesopotamien, also fürwahr babylonisches Sprachenwirrwarr – was man nicht alles lernt bei Wikipedia). Dazu kommt zumindest in der ersten Songhälfte ein fast vollständiger Verzicht auf verzerrte Gitarren, dafür viele Keyboardteppiche und natürlich die Chöre.

Gerade der Einsatz der Chöre ist ein völliges Alleinstellungsmerkmal, dass so von keiner anderen Band in dieser Konsequenz umgesetzt wurde. Das Album war – für Label und Band völlig überraschend – deutlich erfolgreicher als die vorherigen Werke, war aber in seiner Komplexität nur schwer live umzusetzen. Nichtsdestoabertrotz kann ich das DVD-Set Celebrators Of Becoming von 2006 (und damit grad so semirund) absolut empfehlen – allein schon weil der Sänger ein obercooles Han Solo-Shirt trägt 😉

Fazit: Mehr oder minder gelungene Symbiosen von Klassik und Metal gibt es so einige – und viele davon sind eher halbgar und taugen nicht viel. Das ist hier definitiv nicht der Fall, da die Musik genau für diese Instrumentierung und den zugehörigen Gesang geschrieben wurde. Und nun werd ich mir das Album zur Feier des Tages nochmal in voller Länge reinziehen.

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