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Album der Woche

9. Juli 2021, 16:43 Uhr von Uwe

Aller guten Dinge sind drei (sagt man ja so, auch wenn ich glaube dass das garantiert nicht immer gilt), aber zumindest gilt es für Götterwochen zum Thema Motörhead.

Und da wären wir auch schon bei der ersten Ausnahme, denn Motörhead bestanden nicht immer nur aus drei Krawallbrüdern. Zwischen 1983 und 1995 agierte die Truppe als Quartett, denn zwei Gitarristen erzeugen mehr Lärm als einer. Einer der Gitarristen war Phil Campbell, der bis zum Bandende dabeiblieb, der andere war Michael „Würzel“ Burston. Jener welcher starb vor genau 10 Jahren, und deswegen gucken wir mal auf die relevanten Alben, auf denen er zu hören ist und die auch runden oder halbrunden Geburtstag haben. Als da wären „Orgasmatron“ von 1986 und „1916“ von 1991.

Album Nummer eins punktet bei zunächst mal mit einer fetten Monsterlokomotive aufm Cover, ist aber eben auch einer der Motörhead-Klassiker, wenn auch nicht auf dem Niveau von „Overkill“ oder „Ace Of Spades“. Zu den Highlights gehören für mich Doctor Rock, Ridin‘ With The Driver und Deaf Forever. Der Rest des Albums ist solide Motörhead-Kost, der aber die absolute Durchschlagskraft fehlt. Ganz am Ende des Albums folgt noch der Titelsong, der mit einigen Soundeffekten aus einer simpel stampfenden Nummer eine latent psychedelisch klingende Nummer macht. Im Übrigen hat der Song überhaupt nix mit Sexspielzeug zu tun.

Den Rest der 80er gings für Motörhead karrieretechnisch eher bergab, bis schließlich fünf Jahre später mit „1916“ eine der stärksten Scheiben der Bandgeschichte erschien. Die Band wagte hier einige unerwartete stilistische Experimente, die sich zwischen den ganzen klassischen Rock’n’Roll-Nummern verstecken. Als da wären: I’m So Bad (Baby I Don’t Care) – Machosong mit Machotext, No Voices In The Sky – Lemmy kritisiert zum wiederholten Male organisierte Religion, Going To Brazil – ein Lied übers Saufen aufm Flug nach Südamerika sowie Make My Day und Shut You Down.

Und nun zu den stilistischen Schlenkern: Nightmare/The Dreamtime basiert auf Horrorfilmen und klingt entsprechend – verfremdete Vocals und rückwärts gespielte Gitarren. Love Me Forever ist die beste Liebesballade, die Lemmy je geschrieben hat und enthält nebenbei einige seiner besten Textzeilen: „Everything changes, it all stays the same, everyone guilty, no one to blame, every way out brings you back to the start, everyone dies to break somebody’s heart“. Das blanke Gegenteil dazu ist R.A.M.O.N.E.S., die kürzeste Nummer des Albums und der beste Ramones-Titel den die Ramones nicht geschrieben haben. Dafür haben sie ihn später gecovert. Den stilistisch größten Schlenker bildet allerdings das Titelstück, dass sich auf die Schlacht an der Somme bezieht. Hier gibts nur Lemmy und ein paar Streicher und ein düsteres Keyboard – keine Gitarre, kein Schlagzeug, dafür ein absolut ergreifender Text: „And I called for my mother and she never came, though it wasn’t my fault and I wasn’t to blame. The day not half over and ten thousand slain, and now there’s nobody remembers our names.“

Fazit: „Orgasmatron“ ist eher mal so mittelprächtig, „1916“ hingegen ein Highlight und das beste Motörhead-Album der 90er Jahre.

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