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Album der Woche

9. Juni 2021, 14:18 Uhr von Uwe

Aus gegebenem Anlass gibts diese Woche mal wieder ein Doppelpack, schließlich gilt es einen wegweisenden britischen Musiker zu ehren.

Besagter Musiker würde heute 80 Jahre alt werden, ist aber leider schon vor knapp 10 Jahren verstorben. Er beeinflusste die Entwicklung des Hardrock und die Fusion von Rock und Klassik maßgeblich und beeinflusste Heerscharen von Musikern. Für Fans wird er wohl hingegen in erster Linie als der einzig relevante und wahre Keyboarder bzw. Organist von Deep Purple (und Whitesnake) bleiben – Jon Lord nämlich. Und deswegen beleuchten wir heute auch zwei Alben von Deep Purple (und streifen vllt am Ende noch eine Scheibe von Whitesnake).

Album Nummer eins ist „Fireball“ aus dem Jahr 1971. Deep Purple hatten im Vorjahr mit „In Rock“ einen absoluten Meilenstein abgeliefert und waren eine der angesagtesten Rockbands jener Zeit. Alle Welt wartete also gespannt auf den Nachfolger. Die Band lieferte zwei Hitsingles ab, nämlich Strange Kind Of Woman (nur auf der US-Version des Albums vorhanden und nicht mal auf Rereleases enthalten, ich hab den Song nur auf einer obskuren und vermutlich inoffiziellen ungarischen Best Of im Schrank) und Fireball. Während erstere Nummer danach jahrzehntelang im Liveset blieb, war Fireball nur kurz dabei, weil man extra für den Song eine zweite Bassdrum auf die Bühne rollen musste, damit Ian Paice ordentlich ins Mett hauen konnte. Fireball (der Song, nicht das Album) ist denn auch eine der härtesten Nummern der Bandgeschichte und einer der wenigen großen Klassiker des Albums. Aber der Reihe nach.

Sieben Songs sind enthalten, dazu kommen auf den Rereleases noch jede Menge Outtakes. Darunter sind einige stilistisch sehr obskure Nummern wie Anyone’s Daughter (witziger Text, musikalisch mit seinen Akustik/Country Anleihen aber sehr experimentell), Fools (ein fett stampfender Rocker mit sehr psychedelischen Soli im Mittelteil) oder Demon’s Eye (klassischer Rocker wie er auch auf den Nachfolger „Machine Head“ gepasst hätte). The Mule funktioniert klingt orientalisch beeinflusst und dürfte am ehesten wegen seines Schlagzeugsolos bei Liveauftritten in Erinnerung geblieben sein. Man sieht, die Band experimentierte wild in alle Richtungen, hatte aber offenbar entweder nicht die Zeit oder nicht den Überblick, die Ergebnisse in ein konsistentes Gesamtbild zu bringen. Das Album hinterlässt somit einen relativ zerfahrenen Eindruck, ganz anders als die beiden Meilensteine, die davor und danach auf die Welt losgelassen wurden. Trotzdem war es kommerziell ausgesprochen erfolgreich. Nicht für Neulinge im Deep Purple-Universum, aber unter den Top 10 der Bandgeschichte, würde ich jetzt mal so sagen, ohne mich konkret festzulegen.

25 Jahre später (nach Bandpause, Reunion, elfunddrölfzig Besetzungswechseln und diversen stilistischen Schlenkern) etablierte sich schließlich eine konsistente Besetzung, bestehend aus vier Fünfteln der klassischen Mark II-Besetzung. Lediglich Ritchie Blackmore war nun endgültig raus, stattdessen durfte nun Steve Morse an die Gitarre (und ist inzwischen schon sehr viel länger in der Band als es Blackmore je war). Das ’96er Album „Purpendicular“ war nun das erste Album dieser Besetzung, und ich halte es für so ziemlich das Beste, was die Band in den letzten 30 Jahren rausgebracht hat.

Die Band bastelte ein sehr entspanntes Rockalbum, erneut mit stilistischen Schlenkern – The Aviator zum Beispiel kommt als erste Nummer seit eben Anyone’s Daughter mit akustischen Einsprengseln daher – nur passt es hier eben alles zusammen. Der Opener Vavoom: Ted The Mechanic ist ein klasse Rocker mit schickem Text und vergleichsweise wenigen Keyboards, Hey Cisco oder Cascades: I’m Not Your Lover sind hingegen typische Rocker mit Platz für ausgedehnte Soli. Über allem thront aber Sometimes I Feel Like Screaming (allein der Songtitel hat schon einen Sonderpreis verdient) mit seinem ausufernden Gitarrensolo am Ende. Damit hatte Steve Morse schon mal ganz klar gezeigt, dass die Jungs auch ohne Ritchie Blackmore bestehen konnten. Der Song gehört zu meinen Alltime-Faves in der an Highlights ohnehin nicht armen Bandgeschichte.

So, aller guten Dinge sind drei, also beschließen wir den Beitrag mit einem Album von Whitesnake aus dem Jahr 1981, nämlich „Come An‘ Get It„. Da spielten mit Jon Lord, Ian Paice (Schlagzeug) und David Coverdale (Gesang) zu jener Zeit gleich drei ehemalige Mitglieder von Deep Purple, während Deep Purple ja zwischen 1976 und 1984 gar nicht existierten. Die Alben von Whitesnake waren hier also sowas wie eine Ersatzdroge und bieten schicken Bluesrock, wobei die Texte sich in erster Linie um die klassischen Themen Wine, Women an‘ Song drehen. Mein Highlight des Albums ist mit Abstand Don’t Break My Heart Again, aber auch die anderen Songs kommen schön schnörkellos auf den Punkt. Klingt alles ein bissl anders als bei Deep Purple, ist aber auch ein runder Klassiker.

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