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Starker Zahlensalat

27. September 2020, 20:08 Uhr von Uwe

In der Reihe „Zahlensalat für Freunde des motorisierten Im-Kreis-Fahrens“ wird es Zeit, mal tiefer in die Salatschüssel zu gucken. Bis jetzt wurde ja nur festgestellt, dass weder die absolute noch die relative Menge an Siegen, WM-Titeln und ähnlichem irgendeine Aussage zulässt, ob ein Fahrer wirklich was drauf hat(te). Also probieren wir jetzt mal was anderes.

Es wurde ja schon die Vermutung in den Raum gestellt, dass gewisse Fahrer vor allem deswegen so erfolgreich waren, weil sie praktisch keine Konkurrenz hatten. Ergo lautet der Beschluss, dass man sich das mal ansehen muss: Wie hochkarätig war denn die Konkurrenz so im Laufe der Jahrzehnte? Also bin ich (computergestützt) durch sämtliche Rennen durchgegangen und habe zusammengerechnet, welche Erfolge die Fahrer da so zusammenbrachten. Die Idee dahinter ist relativ simpel: Wenn sich ein Fahrer in einem Feld, wo noch fünf Weltmeister und zehn Rennsieger unterwegs sind, ist das höher einzuschätzen als wenn er nur gegen einen Haufen Dünnbrettbohrer angetreten ist.

In folgenden Kategorien wurde herumgezählt: Anzahl der Rennsiege, der schnellsten Runden, der Pole Positions, der Podiumsplatzierungen, der Rennteilnahmen und der WM-Titel. Und ums so richtig auf die Spitze zu treiben wurde das dann noch aufgedröselt in Erfolge die bis zum Zeitpunkt des Rennens errungen wurden und solche die in der Zukunft lagen (nur weil z.B. ein Lewis Hamilton 2010 noch ziemlich am Anfang seiner Karriere stand heißt das ja nicht dass er einfacher zu besiegen ist als ein Michael Schumacher, der damals bereits ziemlich am Ende seiner Karriere angekommen war, dafür aber die Erfahrung aus rund 300 Rennen in die Waagschale werfen konnte). Achja, und natürlich werden die ganzen Zahlen nach Klassen sortiert, damit man auch wirklich die maximale Zahlenmenge produziert. Also hinein ins Vergnügen. Aber Vorsicht, Mund-Nase-Schutz aufsetzen, die Zahlenwüste ist trocken und staubig 😉

50cc

Die kleinste Klasse wurde ja nur von 1962 bis 1983 ausgetragen. In dieser Zeit war es üblich, dass Fahrer in mehreren Klassen parallel antraten, das spiegelt sich in den Ergebnissen wieder. In den meisten Kategorien stechen Rennen zwischen 1975 und 1978 hervor, da gabs in dieser Klasse also die größte Konkurrenz. Dazu kommen einzelne Rennen aus den Jahren 1962, 1964 und 1965.

Die meisten Rennsieger überhaupt (also klassenübergreifend) waren 1962 auf der Isle Of Man am Start: 14 der gestarteten Fahrer sollten sich im Lauf ihrer Karriere irgendwo in einer Siegerliste eintragen, darunter u.a. Ernst Degner, Luigi Taveri, Hans Georg Anscheidt, Bill Ivy und Ralph Bryans. Im gleichen Rennen wurde auch der Rekord für die meisten (späteren) Weltmeister im Starterfeld aufgestellt, sieben der Starter wurden im Lauf ihrer Karrieren Weltmeister.

Die größte Anzahl von Rennsiegen in der Klasse (aufsummiert über die Teilnehmer des Rennens) liegt bei 81, aufgestellt 1975 bei zwei Rennen. D.h. die Fahrer sollten im Lauf ihrer Karrieren diese Anzahl von Rennen in der Klasse gewinnen. Allein Ángel Nieto gewann ja schon 27 Rennen in der 50cc-Kategorie. Noch verrückter wirds, wenn man auch Siege in anderen Kategorien einrechnet, dann kommt man auf 205 Siege, aufgestellt 1964 in Frankreich. Da traten unter anderem Hugh Anderson und Hans Georg Anscheidt an, außerdem der spätere Formel 1-Rennsieger Jean-Pierre Beltoise, aber auch Tarquinio Provini, Umberto Masetti, Ralph Bryans oder Luigi Taveri. Und nicht zu vergessen natürlich Ángel Nieto, der ja alleine schon 90 der 205 Siege für sich verbucht. Das Starterfeld bei diesem Rennen sollte insgesamt auch 28 WM-Titel, 213 schnellste Rennrunden (davon hatten sie 112 schon errungen, die restlichen kamen später) und 474 Podiumsplatzierungen einfahren (davon waren 302 bereits unter Dach und Fach, der Rest kam später) – alles Rekorde.

Beim Rennen 1975 in Holland waren die meisten Fahrer am Start, die sich zu diesem Zeitpunkt bereits Rennsieger nennen durften – zehn Starter hatten bereits Rennen gewonnen, davon acht in der 50cc-Klasse. Die meisten Rennsiege (zum Zeitpunkt des Rennens) verteilten die Fahrer beim GP von Deutschland 1982 auf sich, 45 Siege in der 50cc-Klasse hatten die bereits mehrfach genannten Nieto, Dörflinger und Co. bereits errungen. Das ist allerdings noch nix gegen den GP von Frankreich 1965, da war ein Fahrerfeld am Start, dass bereits 118 Rennsiege in verschiedensten Kategorien eingefahren hatte. Hier startete zum Beispiel auch ein Jim Redman, der sonst eher in höheren Klassen unterwegs war. Damit waren bei dem Rennen auch 5 Fahrer am Start, die sich bereits 13 WM-Titel teilten – ebenfalls Rekord. Zwei weitere Fahrer würden später noch Weltmeister werden.

Ein weiteres herausragendes Rennen war der GP von Deutschland 1978, da waren 3 Weltmeister am Start die zu diesem Zeitpunkt schon 7 WM-Titel in der 50cc-Klasse in der Tasche hatten und insgesamt 13 WM-Titel erzielen sollten. Im gleichen Rennen traten Fahrer an, die bereits 47 schnellste Rennrunden in der Klasse eingefahren hatten. Zwei Jahre später wurden ebenfalls in Deutschland andere Rekorde aufgestellt: Es war das Rennen mit dem erfahrensten Fahrerfeld – 16 der gestarteten Fahrer hatten bereits auf dem Podium gestanden, das Starterfeld kam in Summe auf 1363 Rennstarts (davon 809 in der Klasse).

Chart by Visualizer

80cc

Diese Klasse gab es nur für wenige Jahre, deswegen gibt es hier auch nur sehr wenige herausragende Starterfelder. In den meisten Kategorien liegt der GP von Baden-Württemberg 1986 ganz vorn. Es war das letzte Rennen von Ángel Nieto, der der mit Abstand erfahrenste und erfolgreichste Fahrer war, der in dieser Klasse antrat – er war ja bereits seit Mitte der 1960er dabei. Das Fahrerfeld bei diesem Rennen bestand aus 9 (zukünftigen) Rennsiegern in der Klasse, die 44 Siege in der 80cc-Klasse erringen sollten, bereits 155 Siege in verschiedenen Kategorien erreicht hatten (allein Nieto mit 90 Siegen) und noch weitere 77 Rennen gewinnen würden. Im Starterfeld waren 4 Weltmeister, die 21 WM-Titel erzielt hatten, hinzu kamen zwei Fahrer die noch Weltmeister werden sollten. 17 der Starter sollten im Lauf der Karriere insgeamt 237 schnellste Rennrunden einfahren, wobei sie zum Zeitpunkt des Rennens bereits 157 geschafft hatten. Bei den Pole Positions sieht es ähnlich aus, 114 Pole Positions hatte das Starterfeld bereits erreicht, weitere 69 sollten noch folgen. Die größten Zahlen liefern die Podiumsplatzierungen: Die Fahrer hatten bereits 330 Podiumsplatzierungen zu Buche stehen, weitere 219 sollten noch folgen. Und natürlich war das Fahrerfeld auch das Erfahrenste in der Geschichte der Klasse, insgesamt standen 1569 Rennstarts auf der Liste.

125cc

Diese Klasse gabs ja nun schon seit 1949, daher verteilen sich die Ergebnisse durchaus. Ein Rennen sticht trotzdem heraus, nämlich der GP von Katalonien 2003. Bei diesem Rennen war das Starterfeld ausgesprochen hochkarätig: u.a. waren da Dani Pedrosa, Andrea Dovizioso, Casey Stoner, Jorge Lorenzo und Marco Simoncelli am Start, die allesamt später Weltmeister werden und MotoGP fahren sollten. 25 (spätere) Rennsieger waren dabei, die zusammen auf 353 Rennsiege kommen sollten. Dreizehn Fahrer bei dem Rennen waren schon oder wurden später Weltmeister, 28 bzw. 25 Fahrer (quasi das gesamte Starterfeld) sollten schnellste Rennrunden bzw. Pole Positions erreichen, insgesamt stehen 356 schellste Rennrunden und 349 Pole Positions in der Statistik. Ebenso werden die Fahrer 1062 Podiumsplatzierunge erreichen, davon 391 in der 125er-Klasse. Nur bei der Rennerfahrung ist der GP von Katalonien 2006 höher zu bewerten – das Fahrerfeld bei jenem Rennen sollte später auf 6129 Rennteilnahmen kommen.

250cc

Hier wirds nun ganz schwierig – die Ergebnisse der Statistik verteilen sich auf sehr viele Rennen, je nach Zählweise ist jedes Mal ein anderes Rennen der Spitzenreiter. Einzelne Rennen herausgreifen ist sehr schwierig, man erkennt nur Tendenzen zu den Jahren 1978 und 1988.

Beim GP von Frankreich 1978 beispielsweise waren 24 Fahrer am Start (unter ihnen Kenny Roberts sr., Franco Uncini, Kork Ballington, Jon Ekerold, Walter Villa und Toni Mang), die irgendwann mal Rennsieger waren oder noch wurden, davon 19 die dies in der 250er-Klasse schafften. Das Fahrerfeld von 1988 (zum Ende der Karriere von Toni Mang) stellte Piloten, die schon 74 Rennen in der 250cc-Klasse gewonnen hatten (und noch 60 mehr gewinnen sollten), 14 der Fahrer hatten schon schnellste Runden in dieser Klasse erzielt, 18 Fahrer sollten zu Polesettern werden (oder waren es schon), und 216 Podiumsplätze in der Kategorie gingen auch schon auf ihr Konto (weitere 167 sollten noch folgen). 1964 waren in Deutschland hingegen Fahrer wie Phil Read, Jim Redman, Giacomo Agostini oder Luigi Taveri am Start, die insgesamt sogar 299 Rennen gewinnen würden. Die Starter in diesem Rennen wurden später auch insgesamt 36 mal Weltmeister und sollten auf 282 schnellste Rennrunden kmmen.

Andererseits waren 1978 auch 14 Piloten am Start, die schon mal ein Rennen in der Klasse gewonnen hatten, 18 Fahrer hatten schon schnellste Runden erzielt, 26 Piloten hatten schon auf dem Podium gestanden. Das wird nur übertroffen vom britischen GP von 1989, da waren 18 Fahrer am Start die schon mal Rennen in beliebigen Klassen gewonnen hatten, sowie 22 Fahrer die zu diesem Zeitpunkt schon Pole Positions erzielt hatten, von denen wiederum 17 Polesetter in der 250cc-Klasse waren. Beim gleichen Rennen war auch das erfahrenste Fahrerfeld am Start, 2380 Rennstarts insgesamt und 1695 in der 250er-Klasse stehen da zu Buche.

Einige weitere Rekorde wurden 1985 in Südafrika aufgestellt, da hatten die Fahrer (u.a. Freddie Spencer und Toni Mang) zusammen bereits 170 Rennsiege, 132 Poles, 169 schnellste Rennrunden und 19 WM-Titel erreicht (zumindest wenn ich der Statistik glauben kann – Ángel Nieto war für das Rennen gemeldet, startete aber wegen Verletzung nicht und könnte hier eventuell die Statistik massiv verfälscht haben).  Weitere Rekorde? Sicher, 1966 standen in Spanien und Deutschland 6 Fahrer am Start, die schon mal den Titel in der 250er-Klasse geholt hatten. 1977 standen in Holland 10 (zukünftige) Weltmeister am Start.

350cc

Die statistisch herausragende Zeit der 350er-Klasse sind klar die späten 1970er, so um 1976-78 herum. Da traten unter anderem Kork Ballington, Jon Ekerold, Franco Uncini, Toni Mang und Johnny Cecotto an, während Giacomo Agostini seine allerletzten Rennen bestritt.

So waren 1978 in Deutschland 21 Fahrer am Start, die sich schon in Siegerlisten eingetragen hatten, plus sieben die sich noch eintragen würden, 12 von ihnen hatten schon Rennen in der 350er-Klasse gewonnen. 10 der Fahrer in diesem Rennen sollten WM-Titel erringen können, 3 waren bereits Weltmeister in der 350er-Klasse (Ballington, Ekerold, Mang). 22 Fahrer hatten schon schnellste Runden gefahren, weitere sechs hatten das noch vor sich, 19 von ihnen in der Klasse. 19 der Fahrer hatten schon 90 Poles erreicht, weitere sieben Fahre sollten noch folgen. Insgesamt sollten die Fahrer 187 mal Polesetter werden. Außerdem kam das Fahrerfeld auf 2220 Rennstarts – alles Rekorde.

Ebenfalls rekordverdächtig war der GP der Nationen in Monza 1973 (das Rennen direkt vor der Katastrophe, als im 250er-Rennen Renzo Pasolini und Jarno Saarinen tödlich verunglückten). Hier traten u.a. Agostini, Walter Villa, Dieter Braun, Renzo Pasolini und Phil Read an. Das Starterfeld hatte bereits 23 WM-Titel errungen und 203 Rennen gewonnen sowie 206 schnellste Rennrunden eingefahren und 443 Podiumsplatzierungen in die Statistik eingetragen.

1976 in Deutschland, einem der allerletzten Rennen von Giacomo Agostini (und noch ganz am Anfang der Karrieren von Kork Ballington, Toni Mang und Jon Ekerold), traten sieben ehemalige bzw. zukünftige Weltmeister der 350er-Klasse an, die zusammen 15 WM-Titel auf der Habenseite verbuchten. Diese Fahrer würden auch auf 110 schnellste Runden und 62 Poles in der Klasse kommen und 234 Podiumsplatzierungen in der Klasse auf sich verteilen.

Nur die Tourist Trophy von 1965 kann das noch in drei Kategorien toppen – da starteten Fahrer, die auf 362 Rennsiege, 353 schnellste Runden und 825 Podiumsplätze kommen (in verschiedensten Klassen). Aber da traten eben auch Jim Redman, Phil Read, Giacomo Agostini, Mike Hailwood, Renzo Pasolini und Bill Ivy an, neben einigen anderen.

500cc

Bei der großen Klasse verteilen sich die Ergebnisse ähnlich, wobei tatsächlich nur ganz wenige Rennen vor 1976 rekordverdächtig sind. Tatsächlich gibts drei häufiger auftretende Zeiten: Zunächst Mitte bis Ende der 1970er, vom Ende der Ära Agostini bis zum Anfang der Ära Kenny Roberts, mit Fahrern wie Johnny Cecotto und Barry Sheene sowie einigen Privatfahrern wie Wil Hartog. Dann das Ende der amerikanisch/australischen Dominanz Anfang der 90er mit Namen wie Wayne Rainey, Wayne Gardner, Kevin Schwantz, Mick Doohan, Eddie Lawson und Randy Mamola, die einen am Ende der Karriere, die anderen ganz am Anfang. Und schließlich das Ende der 500er-Ära selbst um die Jahrtausendwende, direkt nach dem Karriereende von Mick Doohan, als zunächst ein Dutzend Piloten gute Aussichten auf die Nachfolge hatten bevor ein gewisser Valentino Rossi aufkreuzte.

Nehmen wir den GP von Österreich 1978: 21 Fahrer hatten schon auf dem Podium bei 500er-Rennen gestanden, 16 hatten schon irgendwo Rennen gewonnen, weitere vier Fahrer aus dem Starterfeld werden sich im Lauf ihrer Karrieren noch als Sieger feiern lassen können.

Im Jahr 2000 gab es Rennen mit 12 Piloten, die schon mal ein 500er-Rennen gewonnen hatten und ebenso 12, die schon schnellste Rennrunden in der 500er-Klasse gefahren waren. Das Starterfeld sollte es im Lauf ihrer jeweiligen Karrieren auf 300 Rennsiege, 270 Poles, 293 schnellste Rennrunden und 830 Podiumsplätze bringen. In jenem Jahr traten auch 13 Fahrer an, die schon mal auf Pole gestanden hatten.

Ähnlich hochkarätig ging es 1989 in Belgien zu, hier trat zu den oben genannten nämlich auch noch Freddie Spencer an, eins der wenigen Rennen wo dies der Fall war. Die dort angetretenen Piloten sollten 192 Rennen der 500er-Klasse für sich entscheiden, 16 WM-Titel in der Königsklasse gewinnen, 176 schnellste Rennrunden sowie 188 Poles in der Klasse verbuchen.

1992 in Südafrika, zum Ende der Karrieren von Gardner, Lawson und Mamola, war das Fahrerfeld erfahren wie selten: 112 Rennsiege, 103 schnellste Rennrunden, 95 Poles und 322 Podiumsplatzierungen standen zu Buche, und das nur in der Königsklasse. In anderen Kategorien rangieren die Rennen 2001 ganz vorn: Die Fahrer hatten schon 2022 Rennstarts auf sich versammelt und sollten es auf insgesamt 3542 Rennstarts bringen, gleichzeitig traten hier 7 Weltmeister an (Rossi, Biaggi, Crivillé, Roberts jr, Haruchika Aoki, Capirossi, Olivier Jacque)

Anfang der 80er traten die meisten Weltmeister an – so gab es zwischen 1983 und 85 zahlreiche Rennen mit 4 Fahrern (je nach Jahr waren das Barry Sheene, Kenny Roberts, Freddie Spencer, Eddie Lawson, Franco Uncini, Marco Lucchinelli), die schon 500er-Weltmeister waren. 1983 in Holland traten gleich sieben Fahrer an, die irgendwann mal 500er-Weltmeister waren oder noch werden sollten. Diese Zahl erhöht sich auf 9 wenn man WM-Titel in anderen Klassen dazuzählt. Im Vorjahr waren in Holland gleich 17 Fahrer angetreten, die schon einmal irgendwo auf Pole gestanden hatten, drei weitere sollten später noch auf Pole stehen.

Bleiben noch die Rennen von 1976, dem letzten Jahr mit Giacomo Agostini. In Belgien vereinigten die Starter 226 Rennsiege auf sich (davon über die Hälfte von Agostini). Ebenso hatten die angetretenen Fahrer 10 WM-Titel in der Königsklasse gesammelt (Agostini acht, Phil Read zwei), 494 Podiumsplätze gesammelt und 210 schnellste Runden gefahren. In drei Rennen der Saison traten gar Fahrer an, die zu diesem Zeitpunkt 25 WM-Titel auf sich vereinigten (Agostini 15, Read 7, Braun 2, Cecotto 1).

Einen weiteren speziellen Rekord stellte das Rennen in Belgien 1959 auf: Die versammelten Fahrer (u.a. Mike Hailwood, John Surtees, Geoff Duke, Jim Redman und Gary Hocking) würden im Lauf der Zeit 32 WM-Titel einsammeln.

Chart by Visualizer

Moto3

In der Moto3 siehts nun wieder ganz anders aus: Die Serie gibts erst seit 2012 als Nachfolge der 125cc-Klasse. Und gleich im ersten Jahr gings da hoch her: die da versammelten Fahrer (u.a. Maverick Viñales, Álex Rins, Miguel Oliveira, Álex Márquez, Brad Binder, Jack Miller, alles Rennsieger und in der MotoGP angekommen) sollten später 142 Rennen gewinnen (oder sind noch immer am Gewinnen, die meisten fahren ja noch), 149 schnellste Rennrunden, 126 Poles und 433 Podiumsplatzierungen einfahren und 3798 Rennstarts ansammeln (Stand Ende 2019). Fünf Fahrer wurden später Moto3-Weltmeister.

Das andere Extrem gab es Ende 2019 (weil da meine Statistik endet), da war das Starterfeld am erfahrensten: 13 Fahrer die schon mal gewonnen hatten, ein Fahrerfeld mit bereits 40 Rennsiegen, 19 Fahrer die zusammen schon 55 schnellste Rennrunden gefahren hatten, 13 Fahrer mit zusammen 47 Poles (oder so in der Größenordnung), und 20 Fahrer mit zusammen 123 Podiumsplatzierungen. Alle zusammen kamen sie damals auf 1630 Rennstarts.

Piloten mit WM-Titeln gibt es in der Moto3 üblicherweise nicht, wer Weltmeister wird steigt meistens in die Moto2 auf. Nur Danny Kent trat 2017 für zwei Rennen nochmal in der Moto2 an.

Moto2

In dieser Klasse ist das Bild sehr ähnlich zur Moto3. Die Klasse gibt es erst seit 2010. Der Weltmeister steigt üblicherweise in die MotoGP auf, nur Johann Zarco blieb in der Klasse und wiederholte seinen WM-Titel, bevor er in die MotoGP wechselte. Márc Márquez, der dominierende Motorradrennfahrer des Jahrzehnts, fuhr 2011 und 2012 in dieser Klasse, entsprechend sind in den meisten Statistiken Rennen von 2012 oder (wenns um Erfahrung geht) 2019 zu finden.

So fuhren 2012 in Valencia Rennfahrer mit, die damals schon 132 Rennsiege verbucht hatten und aktuell (Ende 2019) bei 251 Rennsiegen stehen (davon 101 in der Moto2). Ebenso hatten sie 122 schnellste Rennrunden auf dem Konto, und sollten bis Ende 2019 weitere 118 folgen lassen. Noch krasser ist es bei den Pole Positions – damals stand das Feld bei 128, heute bei 266. Im gleichen Jahr fuhren 5 Fahrer mit, die später noch Moto2-Weltmeister werden sollten. Die Fahrer aus jener Saison stehen aktuell bei 17 WM-Titeln. Die meisten Podestplätze versammelte das Fahrerfeld ebenfalls in diesem Jahr, 401 an der Zahl Stand 2012, 701 Stand 2019.

Die größte Rennerfahrung in der Klasse gab es Ende 2019: Fahrer mit 44 Rennsiegen in der Klasse, 55 schnellsten Rennrunden, 54 Poles und 1749 Rennstarts standen da zum Saisonende 2019 am Start.

MotoGP

Die MotoGP gibt es seit 2002. Im Wesentlichen kann man sie in drei Abschnitte aufteilen – Ära Rossi bis 2009, eine Übergangsphase bis 2012 und seitdem die Ära Márquez. Das stärkste Fahrerfeld gab es dabei 2018, im letzten Jahr mit Dani Pedrosa. So traten zum GP von Deutschland 23 Fahrer an, die schon mal Rennen gewonnen hatten (logisch, in die MotoGP kommt man nur wenn man in den unteren Klassen was reißen kann), ein weiterer Fahrer hat sich danach noch in die Siegerlisten eingetragen. Diese Fahrer haben 522 Rennsiege verbucht. 13 dieser Fahrer waren Weltmeister, insgesamt 35 WM-Titel stehen da in der Statistik (alleine Rossi mit 9, Márquez mit 8, Lorenzo mit 5, Pedrosa mit 3, Zarco mit 2). 25 Starter stehen mit zusammen 470 schnellsten Rennrunden in der Statistik, 23 Fahrer haben zusammen 491 Poles. Ebenso stehen für dieses Fahrerfeld 1363 Podiumsplatzierungen zu Buche, bei 5541 Rennstarts. Zum Saisonende 2018 hatten die Fahrer nur in der MotoGP 216 Rennen gewonnen sowie 199 Poles und 586 Podiumsplatzierungen eingesackt, bei 2328 Rennteilnahmen. 17 Fahrer hatten in jenem Jahr schon Podiumserfahrung in der Königsklasse.

Ebenso hochkarätig war die Saison 2015: 12 (zukünftige) MotoGP-Rennsieger mit (zukünftig) 245 Rennsiegen in der MotoGP, Fahrer mit (zukünftig) 234 schnellsten Rennrunden in der MotoGP, mit (zukünftig) 218 Poles in der MotoGP und (zukünftig) 683 Podestplätzen in der MotoGP bei (zukünftig) 3329 Rennteilnahmen in der MotoGP.

Maximal vier Weltmeister der MotoGP waren bisher gleichzeitig am Start (Rossi, Hayden, Lorenzo, Stoner 2008-2012 oder später mit Márquez statt Stoner). 2019 fuhren mit Rossi, Márquez und Lorenzo auch 14 MotoGP-WM-Titel um die Wette.

F1

Ich war recht gespannt wie die Statistiken hier ausfallen würden, ob etwa die großen absoluten Zahlen an Erfolgen eines Michael Schumacher sich hier wiederfinden würden. Und ja, zum Teil ist das der Fall. So taucht die Saison 2012 relativ häufig auf.

In jener Saison trafen regelmäßig Fahrer aufeinander, die damals schon 224 Rennen gewonnen hatten und 205 Poles ausgefahren: 18 der Fahrer hatten schon 209 schnellste Rennrunden erzielt. Sechs der Fahrer waren schon insgesamt 14 mal Weltmeister gewesen. Bis heute haben diese Fahrer in Summe 348 Rennen gewonnen, 320 schnellste Runden und 326 Poles erzielt und 22 WM-Titel verbuchen.

Die restlichen Ergebnisse sind einigermaßen überraschend: Das Jahr 1978 taucht oft auf, und in einigen Statistiken schlagen die Motorrad-Erfolge von Mike Hailwood und John Surtees durch, die ja später auch Formel 1 fuhren. So waren 1972 in den USA neun (zukünftige) Weltmeister am Start, unter ihnen eben auch Hailwood und Surtees. Damit hatte das Fahrerfeld bei jenem Rennen schon 22 WM-Titel in der Tasche, wobei der Großteil aber eben die Motorrad-Titel der beiden sind. Spannend ist aber, dass aus diesem Feld noch 8 zukünftige WM-Titel vergeben wurden (3 an Niki Lauda, 2 an Emerson Fittipaldi, je 1 an Mario Andretti, Jackie Stewart und Jody Scheckter).

Im Jahr 1978 fuhren teilweise 15 Fahrer mit, die schon mal ein F1-Rennen gewonnen hatten. In anderen Rennen des gleichen Jahres starteten 22 Fahrer, die entweder schon gewonnen hatten oder noch gewinnen sollten. Ebenso sollten 22 der Fahrer mal schnellste Rennrunden verbuchen oder Pole Positions erringen, 25 Fahrer sollten es in ihrer Karriere mal aufs Podium schaffen.

Die größte Anzahl an (zukünftigen) Weltmeistern war 1970 (Andretti, Brabham, Fittipaldi, Hill, Hulme, Rindt, Stewart, Surtees), 1978 (Andretti, Fittipaldi, Hunt, Jones, Lauda, Piquet, Rosberg, Scheckter) und 1980 (Andretti, Fittipaldi, Jones, Mansell, Piquet, Prost, Rosberg, Scheckter) am Start: Jeweils acht Fahrer sollten sich irgendwann F1-Weltmeister nennen dürfen.

Das erfahrenste Fahrerfeld beim Thema Poles gab es 1976 – 15 Fahrer hatten schon mal auf Pole Position gestanden, 20 hatten schon Erfahrungen mit dem Siegertreppchen der Formel 1. Das wird nur getoppt von den Werten zweier anderer Saisons: 2007 traten Fahrer an, die es zusammen auf 881 Podiumsplatzierungen schaffen sollten und die zusammen auf 4148 Rennteilnahmen kommen würden. Und 2016 zum Saisonabschluss (und Karriereende von u.a. Nico Rosberg) hatte das Fahrerfeld bereits auf 2527 Rennteilnahmen und 881 Podestplätze zurückblicken können.

Fazit

He, hallo, aufwachen! Das war nun zugegebenermaßen eine wunderschön staubtrockene Zahlenwüste, lediglich aufgelockert durch zwei eher wenig aussagende Diagramme… Und das schlimmste: Sie hilft nicht einmal dabei, irgendwie nachzuweisen ob der WM-Sieg eines Mick Doohan höher einzuschätzen ist als der eines Valentino Rossi. Die Zahlen sagen nämlich nur etwas über die Extremfälle aus, wann ein Starterfeld besonders viele erfolgreiche Fahrer versammelt hatte – aber nix darüber wie erfolgreich die in diesem Jahr waren. Was nutzten die vielen Siege und die ausufernde Rennerfahrung damals einem Michael Schumacher bei Mercedes? Richtig, quasi nix, er erreichte in drei Jahren nur eine Podiumsplatzierung. Da muss also eine andere Metrik her.

Was die Diagramme angeht: Ich find den Unterschied bei der Anzahl der Sieger zwischen Formel 1 und Motorradrennen interessant. Ebenso kann man erkennen, dass Giacomo Agostini tatsächlich quasi keine Konkurrenz hatte – in der Saison 1969 war er quasi der einzige Rennsieger der überhaupt am Start war. Ähnliches gab es zuvor nur 1962 nach den Rücktritten bzw. Unfällen von John Surtees und Gary Hocking. Die niedrigen Spitzen um 2002 herum liegen lediglich an der Erstellung der Zahlen aufgrund der Umstellung von 500cc nach MotoGP. Dass seit der Jahrtausendwende keine Weltmeister in den niedrigen Klassen am Start sind liegt einfach daran dass die Weltmeister ja wie beschrieben dann in die höhere Klassen aufsteigen. Einen sehr charakteristischen Knick machen die Kurven der Formel 1 Anfang der 90er mit den Karriereenden der großen Fahrer der 80er Jahre (Mansell, Prost, Piquet) und dem Unfalltod Ayrton Sennas.

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