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Album der Woche

18. September 2020, 19:52 Uhr von Uwe

Im Radio wurde heute morgen ganz wichtig einer sehr bekannten Person der Rockmusikgeschichte gedacht, die vor exakt 50 Jahren den letzten Gang antrat – Jimi Hendrix. Er revolutionierte das Gitarrenspiel nachhaltig, beeinflusste Legionen von Nachahmern und Epigonen, wurde oft kopiert und nie erreicht. Allerdings solls heute gar nicht um ihn gehen, sondern um ein Album, was exakt am gleichen Tag in die Läden kam, also heute vor 50 Jahren. Und der Gitarrist darauf ist wie Jimi Hendrix ebenfalls Linkshänder. Damit hat es sich dann aber auch schon mit dem Gemeinsamkeiten.

Ich hab in dieser Reihe schon zwei Alben von dieser Band besprochen, aber an diesem Album kommt man eben einfach nicht vorbei, das muss aufgrund des Jubiläums einfach besprochen werden. Aber genug der Vorrede: Es geht – man kanns evtl. schon erraten haben – um Black Sabbath und deren zweites Album „Paranoid„.

Eigentlich ist zu dem Album schon alles gesagt worden was groß zu sagen ist – bahnbrechend, wegweisend, das Genre überhaupt erst definierend… Die Krux ist: Es stimmt einfach mal. Heavy Metal heute würde ganz anders klingen, wenn es dieses Album nicht gegeben hätte. Und wenn ich mich für exakt ein Sabbath-Album entscheiden müsste, wäre es ein Münzwurf zwischen dieser Scheibe und „Heaven And Hell“. Zum Glück muss ich mich nicht entscheiden.

Fangen wir mal mit den negativen Dingen an (Lobhudelei gibts ja noch genug): Das Cover ist Mist. Das liegt aber daran, dass die Scheibe ursprünglich „War Pigs“ heißen sollte, der Plattenfirma das aber in den Zeiten des Vietnamkriegs nicht gepasst hat und man „Paranoid“ für besser hielt, zumal der Song auch als Single ausgekoppelt wurde. Somit passen Titel und Verpackung mal so gar nicht, aber was solls, entscheidend ist der Inhalt. Und da liefern Ozzy, Tony, Geezer und Bill ab.

Das Album beginnt mit dem ursprünglich gedachten Titelstück War Pigs. In einer ersten Version gings textlich um satanistisches Zeugs, Walpurgis und so. Da die Band aber viel weniger satanisch drauf war als der Name vermuten lässt, sondern sich sehr mit Problemen des echten Lebens befasste, gings schließlich um korrupte Politiker und Kriegstreiber. Schon das Eröffnungsriff lässt den Putz von der Decke rieseln, dazu kommt eine Luftschutzsirene und wer dann immer noch nicht in Deckung gegangen ist wird in den nächsten knapp acht Minuten einfach plattgewalzt. Das erschreckende: der Text könnte genauso gut von heute stammen.

Danach wird das Tempo erheblich angezogen, es wird sogar regelrecht banduntypisch flott. Schon die eröffnenden Klänge von Paranoid (der Song) weisen den Weg. Die Nummer ist einer der Signature-Songs der Band, war bis zum allerletzten Konzert 2017 immer in der Setlist und wird nach wie vor und immernoch in Rockradios der ganzen Welt gespielt. Auf knapp drei Minuten haben sie damit den kompletten Sound des Hardrock verschoben – Geezer bangt am Bass wie Hölle und Ozzy singkrächzt einen Text über Depressionen und Paranoia, der im Gegensatz zu damals angesagten Hippietexten zeitlos und heute aktueller denn je ist. Was ich am erstaunlichsten finde: Der Song nutzt sich einfach mal nicht ab, obwohl sie eigentlich „nur“ fünfmal die mehr oder weniger gleiche Strophe wiederholen und in der Mitte ein Gitarrensolo platziert haben. Man merkt dem Song nicht an, dass er am Ende der Aufnahmen in nicht mal einer halben Stunde zusammengebastelt wurde, weil nicht genug Material vorhanden war für das Album. Mich würde aber echt mal interessieren, wie eine Doom-Coverversion klingen würde, so mit dem Tempo auf Lavazähigkeit reduziert.

Danach folgt mit Planet Caravan erstmal eine verhaltene Ruhepause mit blubbernden Effekten, Bassgebrummel und einem Flug zu den Sternen. Aber die nächste Hymne des frühen Heavy Metal folgt auf dem Fuße: Iron Man (nee, nicht Robert Downey Jr.). Inhaltlich hat die Nummer eher was dystopisches á la Terminator, aber eigentlich stampft das Riff von Tony Iommit durch die Botanik wie ein 20t Kampfroboter – daher auch der Songtitel. Erwähnte ich schon, dass der Song ein absoluter Klassiker ist? Das folgende Electric Funeral fällt mit seinen apokalyptischen Texten auch nicht aus dem Rahmen.

Das letzte Drittel des Albums wird von einer Doom-Blaupause eingeläutet: Ein langsames Bass-Riff und ein textlich unmissverständlicher Text gegen Drogen formen die Basis von Hand Of Doom. Es folgen das noch am ehesten verzichtbare Rat Salad (im wesentlichen ein Drumsolo, sehr vergleichbar zu Moby Dick von Led Zeppelin) und Fairies Wear Boots, bei dem es keineswegs um Märchengestalten, sondern um Skinheads geht.

Fazit: Das Album gilt völlig zurecht als großer Klassiker, landete in den Charts ganz oben, wird von zahllosen Musikern, Fans und Kritikern bis heute als wichtiger Einfluss genannt und landet mindestens zur Hälfte regelmäßig bei mir aufm mp3-Player. Mindestens Paranoid und Iron Man sollte man kennen.

 

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