Kategorien

Archive

Kalender

Juli 2020
M D M D F S S
 12345
6789101112
13141516171819
20212223242526
2728293031  

Wanderurlaub Tag 4

16. Juli 2020, 22:13 Uhr von Uwe

Einen Tag nach der Radtortour ging es nun wieder per pedes durch den Wald. Also zumindest da, wo noch Wald da war, größtenteils war der nämlich bereits Opfer des Borkenkäfers. Ziel der Aktion waren drei Stempelstellen in der Nähe des Brockens.

Zum System der Stempel hatte ich ja schon was geschrieben, Wikipedia hat auch Infos, das wiederhol ich jetzt also nicht alles. Der Tag begann mit einer recht frühen Abfahrt in Richtung Schierke, denn frühes Kommen sichert gute Parkplätze.

Allerdings hatten wir die Rechnung ohne die Wirte gemacht, erstens waren nämlich die Schranken zu (was früher immer eine gute Ausrede war, wenn man von der großelterlichen Wohnung bis zum Konsum zwar nur 300m laufen, aber dabei zwei Bahnübergänge je zweimal überqueren musste, und da fuhren gefühlt alle fünf Minuten Züge lang – heute gibts noch vier Züge pro Stunde plus den einen oder anderen versprengten Güterzug und auch nur noch die Hälfte der Bahnübergänge), und zweitens hatte Frau Mutter ihr smartes Phone vergessen. Das geht natürlich gar nicht, ohne smartes Phone kann man ja keine Fotos von allem möglichen Grüngestrüpp dies- und jenseits des Weges machen. Also nochmal kehrt, Smartphone holen, und dann waren die Schranken schon wieder geschlossen… Der Rest der Anreise erfolgte dann deutlich unspektakulärer – bis auf eine ausgebüxte Kuh mitten auf der Straße – und pünktlich gegen 10 standen wir am Bahnhof Schierke.

Von da aus kann man entweder für teuer Geld mit der Dampfeisenbahn zum Brocken gefahren werden, oder man wandert knapp 500 Höhenmeter bis zum Brocken hinauf (und ggfs auch wieder runter, das ist ne schöne Tageswanderung, aber nix für komplett untrainierte). Wir wollten ja aber sowieso nicht auf den Brocken, sondern drei Stempelstellen abklappern, eine an der Brockenstraße, eine an der großen Zeterklippe und eine am Molkenhausstern (eine Wegkreuzung mitten in der Pampa). Das ergab eine Rundwanderung von gut 15 km, und durchaus auch einige Höhenmeter.

Das Wetter war wie am Vortag sonnig, aber mit einigen Wolken. Das war auch gut so, denn der Wald bot in  Ermangelung von Bäumen quasi nirgends Schatten, überall ragten nur noch tote Baumstümpfe empor, den Rest hatten die Borkenkäfer erledigt. Nach den Erfahrungen des Vortags wurde nun zunächst Lichtschutzfaktor aufgetragen, ebenso war statt kurzem T-Shirt lang und hemdsärmelig angesagt.

Wir folgten zunächst der Bahnlinie (und machten das obligatorische Foto vom Dampfzug mit Menschenmassen), drehten dann an der alten Bobbahn in Richtung Norden und folgten danach der Brockenstraße bis zur ersten Stempelstelle auf 900m Höhe. Den Brocken ließen wir links liegen und wanderten weiter in Richtung der Zeterklippe.

Dort war dann aber weder Zetern noch Mosern angesagt, stattdessen gabs Verpflegungspause und anschließend Klippenklettern zwecks Aussichtsgenuss. Wenn man sich die toten Bäume wegdenkt war die Aussicht auch gar nicht so übel, zumal das Wetter mitspielte. Beim nächsten Sturm dürfte aber von den senkrechten Hölzern ringsum nicht mehr viel übrig bleiben, das sieht echt trostlos aus. Einige Wanderwege sind wegen Sturmschäden auch gesperrt, da liegen Baumreste kreuz und quer in der Botanik herum.

Wir hingegen liefen nun wieder bergab in Richtung Molkenhausstern und von dort relativ geradlinig zurück in Richtung Schierke. Hier ergaben sich stellenweise schöne Aussichten vorbei an toten Baumresten hinunter in Richtung Wernigerode, wir passierten auch eine Radarkontrolle für Luchse, und ich musste einer schwarzen Wegschnecke Vorfahrt gewähren, die kam nämlich von rechts, dafür aber auch nicht ausm Knick.

Nach ungefähr fünfzehneinhalb Kilometern und ungefähr fünf Stunden Wanderzeit waren wir wieder am Bahnhof angekommen. Letzter Aufreger kurz vor Schierke war dann ein fieser Baum, der mit trockenen Ästen nach harmlosen Wanderern warf. Er verfehlte meine Lieblingsmutter jedoch um gut 10 Meter. Und das war an einer Stelle, wo nix mit Borkenkäfer war, da waren die Bäume noch grün (den Lamettawitz spar ich mir jetzt hier). Die Abfahrt verzögerte sich wegen Holzverladung und dadurch verursachten Rückstau noch um fünf Minuten, aber dann waren wir unterwegs und dann auch pünktlich wieder daheim. Abends gabs dann noch einen Besuch beim örtlichen Gastronom zwecks Vertilgung von Schnitzel und Pommes, und damit war auch dieser Tag erfolgreich absolviert.

Fazit: Es gibt auch abseits des Brockens interessante Wanderziele, nur sollte man den Harz echt besuchen, solang noch Bäume übrig sind, ansonsten ist zu befürchten dass das dort in den nächsten Jahren eher hochalpines Wandern ohne Schatten wird.

Einen Kommentar schreiben