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Wanderurlaub Tag 3

15. Juli 2020, 21:02 Uhr von Uwe

Am dritten Tag des Urlaubs war nicht wandern angesagt, sondern radeln. Das sorgte am Ende des Tages für reichlich Verdruss – aus mehreren Gründen…

Der Plan lautete: ein Stück Boderadweg bis zur Mündung der Bode in die Saale, und dann ein Stück entlang der Saale und zurück zum Elternhaus – ungefähr 33 km. Und so sattelten wir nach einem ausgiebigen Frühstück und bei allerbestem Sonnenschein die Pferde, äh, Räder. Meine Eltern haben sich irgendwann Klappräder gekauft, so origamimäßig zum Zusammenfalten, ich hingegen durfte Vaters älteres Trekkingrad steuern.

Die Route verlief zunächst entlang diverser Nebenstraßen grob nord-nordostwärts durch Kuhkaffs der Umgebung, und anschließend über alte Landwirtschaftswege (betoniert IX/1987 hab ich bei einem gelesen). Ziel war der Boderadweg, welchen wir exakt an der Bodebrücke der ehemaligen Kanonenbahn bei Hohenerxleben erreichten.

Bis dahin gings also bei stetem Sonnenschein über freies Feld, nun  gings über einen schmalen Waldstreifen am Ufer entlang Richtung Osten, unter der A14 hindurch bis zur Bodebrücke vor Neugattersleben. Da war aber Ende im Gelände wegen Baustelle. Das alleine war aber noch nicht nervtötend genug, lästig waren auch die Fliegenschwärme, die einen hier überfielen. Nun mussten wir also die ganze Strecke zurück nach Hohenerxleben radeln und kamen am dortigen Schloss heraus. Ab dort war nun auch tatsächlich eine Umleitung des Radweges ausgeschildert.

Also radelten wir wieder zurück (also zurück vom zurück, nun wieder in Richtung Osten) auf einer einsamen Landstraße, die an der früheren Bahnstrecke endete. Die Bahngleise sind seit Jahren abgebaut, die Brücke hat man asphaltiert und zu einem Landwirtschaftsweg gemacht. Und nun war das auch die Umleitung für Radfahrer. Mir wärs ja lieber, man hätte die Bahnstrecke nie abgebaut, aber was will man machen. So bin ich nun also mit dem Fahrrad über eine Bahnbrücke gefahren. Das ist schon irre, die Brücke ist mehr oder minder nagelneu (also gerechnet auf die Lebensdauer einer Brücke), enthält wenn ich das richtig gedeutet habe Fundamente für Oberleitungsmasten (für die nie erfolgte Elektrifizierung) und die einzigen, die die Brücke nutzen sind Mähdrescherfahrer und dämliche Radtouris wie ich. Aber ich will mich hier nicht über die Beschränktheit der deutschen Schienenverkehrspolitik auslassen…

Auf jeden Fall gings nun weiter über Neugattersleben in Richtung Nienburg/Saale, dort mündet nämlich die Bode in die Saale. Zwischendurch gabs auch Verpflegungspausen, und so allmählich machte sich deutlich bemerkbar, dass mein Allerwertester und der Sattel von Vaterns Fahrrad nicht recht kompatibel zu sein schienen. Ich musste fortwährend an die großen Worte unseres Maschinenbau-Profs aus der Vorlesung Ergonomie in der Informatik (oder wie die Vorlesung hieß, ging jedenfalls um Ergonomie am Arbeitsplatz, richtiges Sitzen und sowas) denken. Der hatte nämlich über die Sitze von Fluglotsen doziert und dabei die Worte ausgesprochen „Der Steiß muss frei hängen“. So, tat meiner aber nicht, und das war irgendwie ätzend, vor allem auf Kopfsteinpflaster wie im Stadtzentrum von Nienburg.

Inzwischen war Mittag, ein gewisser Hunger machte sich auch breit, zumal wir durch die Umleitung wegen der Brückensperrung etliche Kilometer extra gefahren waren. Allerdings waren wir noch recht weit entfernt von jeglicher Zivilisation, wir radelten jetzt nämlich erstmal südwärts über die Felder in  Richtung Bernburg/Saale. Dort wurde eine Runde um das riesige Zementwerk gedreht (welches kilometerweit sichtbar und größtes Landschaftsmerkmal der Gegend ist), anschließend das Fahrrad durch die Talstadt geschoben und schließlich bei Reimann’s eingekehrt.

Das ist in Bernburg eine Institution als Wander- und Ausflugskneipe, gelegen direkt an der Saale gegenüber dem Schloss. Ich hab ja in Bernburg mein Abi gemacht und war daher schon öfter mal dort, aber das letzte Mal ist auch schon wieder einige Jahre her. Eine Bockwurst und ein Bier waren jedenfalls bei brütender Hitze genau das richtige, und normalerweise gehört da noch ein Sole-Ei dazu.

Frisch gestärkt ging es nun zurück zum Elternhaus, zunächst entlang der Saale und dann noch einige km auf dem Wipperradweg vorbei an diversen Kuhkaffs, auf Landwirtschaftswegen, auf denen ich schon als kleiner Steppke mit Opa radelmäßig unterwegs gewesen war. Nach gut 40km war die Tour dann pünktlich zum Kaffee vorbei, und viel länger hätte es mein Hintern auch nicht durchgehalten. Ich hab mich dann mal spaßeshalber auf Vaterns Klapprad gesetzt, das hat einen viel besseren Sattel, da hätte ich keine Probleme gehabt. Vor der nächsten Radtour verlange ich also ein besseres Polster für meinen Hintern.

Davon – und vom irrwitzigen Sonnenbrand auf den Unterarmen – abgesehen war es aber eine wirklich schöne Tour. Der Sonnenbrand war allerdings eine echt böse Überraschung, den hätte ich so heftig nicht erwartet.

Abends wurde dann noch gegrillt, und damit war auch dieser Urlaubstag gut überstanden. Und  schlafen konnte ich dann auch, trotz fies schmerzender dunkelroter Handrücken.

2 Kommentare zu “Wanderurlaub Tag 3”

  1. CWeasel

    Das ist aber auch ein fieser Wiederholungsfehler. Sonnencreme ist schon sehr nützlich. Auch vor ein paar Jahren in der Schweiz war sie aber nicht dahin geschmiert, wo sie geholfen hätte.

  2. Uwe

    Ach Quatsch Schweiz – erinnerst du dich an das Wetter am Lausitzring vor 15 Jahren?

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