Kategorien

Archive

Kalender

Juli 2019
M D M D F S S
1234567
891011121314
15161718192021
22232425262728
293031  

Ein langer Eintrag für mich, aber wenig Relevantes für die Menschheit

20. Juli 2019, 18:45 Uhr von Uwe

Wie der Titel schon andeutet bezieh ich mich natürlich auf ein ziemlich relevantes Jubiläum am heutigen Tage. Nein, nicht der 100. Geburtstag von Sir Edmund Hillary (Erstbesteiger vom Mount Everest), auch nicht der 75. Jahrestag des gescheiterten Aufstandes gegen Hitler, und auch nicht der 50. Jahrestag des ersten Tour de France-Gesamtsiegs von Eddy Merckx – obwohl ich hier beim Tippen nebenbei im TV gucke wie die Pedaltreter den Col du Tourmalet hochstrampeln. Nein, gemeint ist selbstverfreilich der 50. Jahrestag der ersten bemannten Mondlandung.

Und wie feiert ein verquerer Knilch wie ich so ein Jubiläum? Zunächst mal latscht er bei brütender Hitze 20 Kilometer durch den Wald. Und danach? Danach baut man natürlich das passende Legoset zusammen – 10266 Lunar Lander nämlich. Ein schickes schnuckeliges Set, leider mit viel zu vielen Aufklebern, was bei der 21309 Saturn-V vor einigen Jahren viel besser gemacht worden war.

The eagle has landed

Tja, und während ich da so gemütlich vor mich hinbau kam ich so ins philosophieren. Man könnte behaupten, dieser kleine Schritt für Neil Armstrong war der Höhepunkt der Entwicklung der Menschheit. Sicher, es war letztlich in erster Linie eine PR-Veranstaltung um zu zeigen dass man viel besser ist als die bösen Kommunisten, aber auch bei den Kapitalisten gings ja seither abwärts: Vietnam, Ölkrise, Watergate, Rezession, Golfkrieg, 9/11 und so weiter. Mit Weltraum hatte mans dann auch nicht mehr so, außer dem Space Shuttle gabs da nicht mehr wirklich viele bedeutende Entwicklungen – stattdessen gabs SDI, Challenger und Columbia. Und heute? Das Space Shuttle ist eingemottet, stattdessen schießt man einen Tesla ins All. Der letzte Mensch auf dem Mond verließ diesen bereits 1972, und bemannte Missionen nach irgendwohin sind nicht so wirklich in Sicht – obwohl jeden Tag die Zahl derer wächst die ich gerne auf den Mond schießen möchte 😉 Jeder Mensch hat ein Vielfaches der Rechenleistung aus den Zeiten des Apollo-Programms in der Hosentasche – und was macht man damit? Katzenbilder gucken und Verschwörungstheorien verbreiten. Wie hat es dieser Tage einer auf den Punkt gebracht? „Versprochen wurde der Mars, bekommen haben wir Facebook“.

Und auch anderswo merkt man diesen Umschwung der Wahrnehmung. Wenn ich mir alte Bücher oder Zeitschriften angucke, in denen die tollsten futuristischen Konzepte erträumt wurden stelle ich fest dass sich nicht wirklich viel verändert hat – Autos verbrennen nach wie vor fossile Kraftstoffe, statt dem Kernkraftwerk für die Hosentasche gabs Tschernobyl und Fukushima, supersonische Flugzeuge fliegen zumindest im zivilen Sektor auch keine mehr, und es zeichnet sich auch nix ab, was für die Zukunft hoffen lässt. Die Probleme der Menschheit sind ja in den letzten 50 Jahren nicht weniger geworden, im Gegenteil – Überbevölkerung, Meeresverschmutzung, Klimawandel – die Schlagworte tauchen ja regelmäßig in den Nachrichten auf.

Giant steps are what you take… walking on the moon…

Auch kulturell kann man da Parallelen ziehen. Kubrick hat seine Space Odyssey schon vor der Mondlandung ins Kino gebracht (achja, und er hat natürlich auch die Mondlandung inszeniert, bestand aber auf Aufnahmen am Originalschauplatz, hihi), aber einen Monat vor der Mondlandung war schon die letzte Folge der originalen Serie von Raumschiff Enterprise gesendet worden. Die nächsten 10 Jahre war Science Fiction und Weltraum erstmal mausetot (von Ausnahmen wie Mondbasis Alpha 1 abgesehen), bis George Lucas sein Märchen vom bösen schwarzen Ritter ins Kino wuchtete (und im Soge dessen kultige Trash-Serien wie Kampfstern Galactica und Buck Rogers im Fernsehen anliefen und selbst James Bond im Weltall bösen Schurken das Handwerk legen musste).

Damit war es dann aber auch schon vorbei mit der friedlichen Erforschung der unendlichen Weiten, stattdessen gabs unheimliche Aliens und Dystopien wie Blade Runner (by the way, der spielt im Jahr *trommelwirbel* 2019) – was für sich natürlich trotzdem super Filme sind. Der einzige, der erstmal (und quasi bis heute) weiter die unendlichen Weiten von Zeit und Raum erkundet, ist der Doctor – wobei es da aber eben auch zwischendurch eine lange Pause gab. A propos Zeitreisen – Marty McFly reiste 1985 Zurück in die Zukunft – nur ist diese Zukunft inzwischen auch schon Vergangenheit…

Ground control to Major Tom

Und so gucken wir nun heute an diesem Jahrestag der Mondlandung auch nicht in die Zukunft, sondern bleiben rückwärtsgewandt. In jeder dritten Fernsehsendung lautet die Frage: „In welchem Jahr passierte xyz?“ oder man kürt die besten/bekanntesten/bedeutendsten Songs/Filme/Persönlichkeiten der letzten 10/20/50 Jahre – anstatt dass man dran arbeitet dass da mal neue Durchbrüche in Wissenschaft, Kunst und Kultur erzielt. Stattdessen gibts den x-ten Aufguss von altbewährtem Material (meistens in schechter – Episode VIII ick hör dir trapsen).

Achja, und auch bei Lego war das früher mal besser. Da gabs classic space, das war noch weit vor meiner Zeit – da saß ich nur als kleiner Knirps sabbernd vorm Katalog mit der 6891 (und war ja damals noch auf der falschen Seite der Mauer *g*). Danach gabs aber auch noch bis Mitte der 90er Jahre echt coole Raumschiffe. Und machen wir uns nix vor, Raumschiffe sind cool, auch wenn sie nicht ausm Star Wars-Universum kommen. Sowas wie die Weltraumbasen zwischen 1986 und 1993 gabs seitdem eben auch nicht mehr, dafür kann ich grübeln wo ich im Schrank den Platz für den nächsten Sternzerstörer hernehmen soll *gg*

Fazit: Es gilt der passend schöne Spruch: „Früher war alles besser. Vor allem die Zukunft!“

Einen Kommentar schreiben