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Tour de Kultur

2. Juni 2018, 17:21 Uhr von Uwe

Aufgrund regional auftretenden Feiertags wurde eine Reise in den wilden Osten unternommen. Und dabei gabs dann allerhand zu sehen. Aber der Reihe nach:

Im schönen Franken war am Donnerstag Feiertag, weswegen der Freitag als Brückentag genutzt wurde. Und wenn man schon mal so einen Standortvorteil hat, kann man den ja auch nutzen und eine Gegend heimsuchen, die diesbezüglich benachteiligt ist. Außerdem ist es inzwischen auch schon wieder ein gutes Dutzend Jahre her, dass ich das letzte Mal in der sächsischen Landeshauptstadt unterwegs war, womit ich also eine entsprechende Kulturreise plante. Der Plan sah die Anreise für den Donnerstag vor, am Freitag war dann Sightseeing und Museenbesuch angesagt, und am Samstag sollte es wieder heimwärts gehen, damit man noch was vom eigentlichen Wochenende hat.

Anreise

Das Wetter war ja schon die ganze Woche hochsommerlich mit Temperaturen über 30 Grad und schweren lokalen Gewittern. Von letzterem blieb ich verschont, ich kam bei wunderschönstem Sonnenschein am Nachmittag am Bahnhof Dresden-Neustadt an und war nach dem anschließenden Fußweg zum Hotel bereits komplett durchgeschwitzt… Immerhin hatte ich da aber schon die Premiere des Tages hinter mir: Ich hatte es endlich geschafft Deutschlands älteste Fernbahnstrecke (Leipzig-Dresden) zu befahren – bisher war ich immer nur bis Riesa gekommen, Dresden hatte ich immer von Chemnitz aus über Freiberg erreicht. Aber zurück zum Hotel: Ich verbrachte den Rest des Tages im klimatisierten Zimmer mit Blick aufs Elbufer – draußen brannte die Sonne, es ging quasi null Wind und außer Sonnenbrand wäre da nicht viel zu holen gewesen. Selbst die Klimaanlage hatte Mühe das Zimmer auf angenehmere Temperaturen zu kühlen.

Museen, Museen, Museen

Der Freitag begann wie ein guter Sightseeing-Tag beginnen muss: Mit einem ordentlichen Frühstück. Danach gings dann am Goldenen Reiter vorbei über die Augustusbrücke direkt in die Altstadt. Die ganzen Museen öffnen erst 10 Uhr, da konnte ich also erstmal noch eine knappe Stunde über die Brühlsche Terrassen flanieren, das Reiterstandbild vor der Semperoper angucken, diverse bestens restaurierte Fassaden bestaunen und eigentlich schon wieder feststellen, dass sich die Temperaturen schon am frühen Morgen weit außerhalb des Erträglichen bewegten.

Gegen 10 Uhr enterte ich dann den Innenhof des Residenzschlosses und erwarb die notwendigen Eintrittskarten für das Schloss im Allgemeinen und das Historische Grüne Gewölbe im Besonderen. Letzteres ist zeitlich zugangsbeschränkt, man soll im Voraus Buchen und muss dann zur entsprechenden Zeit da sein, weil man sonst nicht reinkommt. Allerdings stand ich 10:05 Uhr an der Kasse und bekam problemlos eine Karte für 10:30 Uhr, zumindest unter der Woche sollte das also kein größeres Problem darstellen.

Barocker Prunk

Das Schloss war mit zahllosen Schulklassen gefüllt (wobei ich der Meinung bin, dass die Ausstellungen des Grünen Gewölbes nix für Grundschulkinder sind), entsprechend war der Lautstärkepegel. Ich peilte also erstmal die Lage und fand mich dann pünktlich am Eingang des Historischen Grünen Gewölbes ein. Eine Luftschleuse später war ich dann auch schon mittendrin. Da blinkt und funkelt und glitzert es dann je nach Ausstellungsraum in allen Farben und Formen, dass man teilweise nicht weiß wo man zuerst hingucken soll. Was da an feinsten Details graviert und mit Edelsteinen besetzt und geschnitzt und gedrechselt wurde ist schwer in Worte zu fassen und in höchstem Maße faszinierend anzuschauen. Egal ob Elfenbein oder Ebenholz, Bronze oder Gold, Straußeneier oder Schneckengehäuse, verarbeitet wurde alles was selten und teuer war. Das größte Wunder der ganzen Sammlung ist für mich aber, wie man es schafft die Ausstellungsräume staubfrei zu halten…

Nachdem ich die Räume nun selbst mal gesehen habe kann ich auch nachvollziehen, warum man da mit einer Einlassbeschränkung arbeitet, die ganzen Verspiegelungen der Räume wirken viel besser, wenn man auch Platz hat um sich darin frei zu bewegen. Man kann sich alle Zeit der Welt nehmen beim Besichtigen, nur kriegt man irgendwann schmerzende Füße, denn Bänke zum Setzen gibts in diesen Räumen keine soweit ich es festgestellt hab.

Hoch hinaus

Nach diesem ersten Eindruck von Glamour und Bling Bling (wie man das neuhochdeutsch nennen würde) war erstmal Turmbesichtigung angesagt. Hintergrund war einfach die Tatsache, dass es im Lauf des Tages immer nur noch heißer werden würde, und Treppensteigen dann noch anstrengender wäre. So wahnsinnig viele Stufen sind es aber auch gar nicht, und im Gegensatz zum Hamburger Michel hatte ich auch keine Probleme mit meiner sonst immer wieder spontan auftretenden Höhenangst. Auf dem Hausmannsturm angekommen hat man einen schönen Blick über die Altstadt Dresdens, über den Elbbogen zur Neustadt, über Frauenkirche, Zwinger und Semperoper und was da sonst noch so alles an Gebäuden steht.

Noch mehr Gewölbtes

Nachdem ich mir nun auf dem Turm ein wenig die Beine vertreten hatte ging es weiter mit dem Neuen Grünen Gewölbe. Dort werden weitere Kleinode der fürstlichen Schatzkammer ausgestellt, zum Beispiel geschnitzte Kirschkerne oder ein aus Elfenbein gefertigtes Schiff oder oder oder. Was die künstlerische Ausführung angeht, sind diese Schmuckstücke sogar noch eindrucksvoller als das Historische Gewölbe, einfach weil man viel näher herankommt und die zahllosen Details viel besser sehen kann. Irgendwann ist man auch gar nicht mehr in der Lage, alles wahrzunehmen und zu erfassen.

Und noch mehr Ausstellungen

Inzwischen war es bereits früher Nachmittag und meine Motivation weiterer Museumsbesuche hielt sich aufgrund der Wettersituation doch in engen Grenzen. Allerdings haben die Museen einen unschlagbaren Vorteil: Sie sind klimatisiert. Und ich hatte den Eintritt ohnehin bereits bezahlt. Was macht man also in dieser Situation? Richtig, man guckt sich die restlichen Ausstellungen auch noch an (wenn auch nicht mehr so en detail). Da gabs aber immer noch allerhand Sehenswertes: verschiedenste Waffen, Zaumzeugs und Ritterrüstungen (wobei ich allerdings irgendwie unweigerlich ständig an Game Of Thrones denken musste), verschiedenste Exponate aus dem Osmanischen Reich, Münzen und Medaillen in allen Formen und Größen und bestimmt noch einen ganzen Haufen anderer Dinge die ich dann schon gar nicht mehr so richtig wahrgenommen habe… Man kann allein im Residenzschloss Tage verbringen, alle Ausstellungen in allen Details anzusehen.

Prima Klima

Irgendwann zwischen 14 und 15 Uhr hatte ich dann genug gesehen, bzw. war einfach nicht mehr aufnahmefähig. Die Sonne brannte noch immer, auch wenn sich einige dunkle Wolken rings um Dresden zusammenzubrauen schienen, und so beschloss ich den Besuch des mathematisch-physikalischen Salons auf einen anderen Besuch der Stadt zu verschieben. Ich lief also ganz gemütlich mit einem Umweg über Zwinger (die aufgeheizte Luft stand darin wie in einem übergroßen Kochtopf) und Theaterplatz (nur echt mit ungefähr 20 Touristengruppen aus aller Welt) zurück in Richtung Hotel, nicht ohne Abstecher vorbei am sogenannten Canaletto-Blick (der damals nicht durch Brückenbauarbeiten und Kräne verschandelt war).

Im Hotel angekommen schmiss ich mich erstmal aufs Bett und versuchte etwas Schlaf nachzuholen. Der Versuch wurde gegen 16 Uhr abgebrochen, als es draußen tatsächlich dunkler wurde und sich bis gegen 18 Uhr ein leichtes Gewitter entlud (laut Wetterkarte zog das links und rechts an Dresden vorbei). Ich ging dann kurz nach 18 Uhr nochmal in die Stadt und genehmigte mir bei einem Italiener eine Lasagne als Abschluss des Tages.

Rückfahrt

Der Tag begann (logisch) mit dem Frühstück, und dann stellte ich fest dass ich es schaffen könnte, bereits gegen 8:30 Uhr mit dem Zug abzudüsen. Das klappte auch vorzüglich, bis auf die Tatsache dass man aufgrund der Fahrzeiten (1h bis Leipzig, ca 90 Minuten bis Bamberg, nochmal 20 Minuten bis Erlangen) unterwegs nicht wirklich schlafen kann. Dafür war das Wetter in Thüringen ausgesprochen bescheiden – dunkle Wolken und so. Warum die Klimaanlage des Zuges das Wageninnere auf Kühlschranktemperaturen runterkühlen musste weiß ich allerdings auch nicht.

In Erlangen angekommen stolperte ich noch mitten in den gerade stattfindenden Comic-Salon – da rannten dann auch irgendwelche Cosplayer durch die Innenstadt. Ist schon komisch Sturmtruppler in echt zu sehen. Dafür scheint in Franken aber auch die Sonne – während ich dies hier tippe sind in meinem Wohnzimmer schon wieder schnieke 30 Grad…

Fazit

„August war reich, August war mächtig, seine Palastbesenkammer ist überaus prächtig.“ – Dresden ist definitiv eine Reise wert. Und weil es da noch sehr viel mehr zu sehen gibt als das was ich da an einem Tag und geschuldet der Wettersituation besichtigt habe sollte ich mit dem nächsten Besuch der Stadt nicht wieder 10 Jahre warten.

Ein Kommentar zu “Tour de Kultur”

  1. Ines

    Keine einzige Erwähnung des Fingerabdrucks August des Starken im Geländer der brühlschen Terrasse. Immerhin den Kirschkern hast du hinreichend erwähnt. Und nächstes Mal machst du für mich bitte ein Sonnenuntergangspanorama auf der Augustusbrücke. Danke im Voraus ^^

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