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Schwermetall in Süddeutschland

4. Juli 2013, 17:01 Uhr von Uwe

Letzten Samstag war ich erstmals seit langer Zeit mal wieder auf einem Konzert. Und das lohnte sich definitiv aber mal sowas von…

Alles begann mit einer recht spontanen Frage eines Studienkumpels, ob ich nicht mitkommen wöllte zu Iron Maiden in Berlin. Hätte ich schon gewollt, allein da gabs keine Karten mehr. Das heißt  die Karten die es gab waren für Stehplätze oben auf der Galerie, gleich neben dem Notausgang, quasi in der hintersten Ecke. Dafür wollten wir dann doch kein Geld ausgeben. Da für die anderen Konzerte (Hamburg, Offenbach und Frankfurt) die Platzauswahl effektiv genauso umfangreich ausfiel, fiel unsere Wahl schließlich auf ein Provinzkaff, dass ich nur deswegen kannte, weil ich da in der Ecke in einem früheren Arbeitsleben schon mal unterwegs war: Singen/Hohentwiel.

Und wenn man schon mal in die totale Pampa fährt, sollte man das nicht alleine tun, daher hatten sich nach einigem organisatorischen Hickhack herausgestellt, dass neben besagtem Studienkumpel noch mein Bruder mitfahren und sich ein Arbeitskollege von mir hinters Lenkrad setzen würde. Und so machten wir uns gegen 12 Uhr bei idealem Wetter auf den Weg – ideal wohlgemerkt höchstens für das nächste Hochwasser, nicht jedoch für ein Open-Air Konzert. Es war kalt, es goß aus Eimern und wir waren fest entschlossen, uns davon nicht die Laune verderben zu lassen. Zwischen Heilbronn und Rottweil konnte der Scheibenwischer tatsächlich eine Pause machen, sogar die Sonne kam als erster Special Effect des Tages mal hinter den Wolken hervor. In Singen jedoch nieselte es wieder.

Wir checkten erstmal in die Pension ein, in der wir nach dem Konzert übernachten würden und zogen uns dann so gut es ging wetterfest an. Über sehr merkwürdige Feldwege ging es dann zu einem zum Parkplatz umfunktionierten Stoppelacker, von wo aus es noch ca. 2 km zum Einlass zu laufen waren. Kaum waren wir drin, änderte sich der Nieselregen zu einem Landregen, um wenige Minuten später zu einem Wolkenbruch zu werden. Die sogenannte Arena war nix anderes als der örtliche Fußballplatz, und die Schotterfläche davor war in nullkommanix ein schlammiges Etwas. An die Bierstände war kein Herankommen mehr (zumal das Bier ebenso wie das Merchandising eh ziemlich heftig bepreist war) und wir hüllten uns in wasserdichte Plastecapes, um wenigstens nur nasse Hosen zu haben. Geholfen hat es nur bedingt…

Beginnen sollte der ganze Spaß gegen 18 Uhr, tatsächlich stand die erste Vorband, Voodoo Six, bereits 17:15 Uhr auf der Bühne. Dem große Wolkenschieber schien es zu gefallen, weswegen noch beim ersten Song der Regen aufhörte. Ich kannte die Band nicht, es ging aber für eine erste Vorband ganz in Ordnung, was da geboten wurde. Nach einer kurzen Umbaupause folgte das erste Highlight des Tages: Ghost. Die betraten voll maskiert in einer eindrucksvoll-coolen Prozession die Bühne, um dann so richtig loszurocken. Die Show war, passend zum okkulten Image, sehr reduziert, aber effektiv. Auf der riesengroßen Bühne und bei dem immer noch miesen Wetter wirkte es jedoch nicht ganz so überzeugend, wie das vielleicht in einem kleineren Klub gewesen wäre.

Die dritte und letzte Vorband waren Sabaton. Die werden gerne mal mit Manowar verglichen, weil sie totalen Klischee-Heavy Metal spielen, wobei das so nicht ganz stimmt: Bei Manowar wird der Songgenerator mit den Worten „Fight“, „Kill“, „Sword“, „Steel“, „True“ und „Power“ initalisiert, bei Sabaton hingegen mit „Fight“, „Kill“, „Panzer“, „Battle“ und „Victory“ 😉 Auf jeden Fall war auf der Bühne massig Aktion (wobei man vom Gesang zuerst überhaupt nix und auch später nur recht wenig hörte, der Mixer schien seine Ohren am Eingang abgegeben zu haben), und der Fronter ließ diverse dumme Sprüche ab, die die Fans begeistert aufnahmen. So wurde festgestellt, dass in anderen Ländern zwischen den Songs der Name der Band skandiert wird, in Deutschland hingegen erschallt schon mal der Ruf „noch ein Bier!“, was der Sänger gleich zum Anlaß nahm, sich ein ebensolches zu genehmigen und festzuhalten, dass die Deutschen ja doch ein wenig wirr im Kopp wären… Immerhin war damit der Schlachtruf für den Rest des Auftritts festgelegt.

Die Umbaupause vor Iron Maiden zog sich nun ein wenig in die Länge, was aber niemandem mehr groß den Spaß verdarb (außer dem kaputten Typen, die sich schon alle Lichter ausgeschossen hatte und nun schief „Fear Of The Dark“ brüllend durch die Gegend wankte). Bereits das übliche über den Verstärker eingespielte „Doctor Doctor“ von UFO wurde lautstark mitgesungen, bevor die Band einen Best Of-Set präsentierte, der den Eintritt alleine wert war. Es gab nur Zeugs aus der Mottenkiste (die beiden jüngsten Songs waren von 1992) – mithin also aus der besten Zeit der Band, und darunter auch Songs, die seit 1989 nicht mehr gespielt worden waren.

Die Präsentation war wie üblich allererste Sahne: Eine Bühne zum drauf verlaufen, zwei große Leinwände neben der Bühne, für jeden Song wechselnde Backdrops und jede Menge Pyros (von Bruce Dickinson passend als Wäscheschnelltrockner angepriesen). Den Jungs merkt man auch nicht an, dass sie inzwischen Mitte 50 sind, die rocken immer noch heftiger als so manch andere jüngere Band – insbesondere der Sänger schien wie üblich Hummeln im Hintern zu haben und war quasi omnipräsent auf der gesamten Bühne.

Die Fans (uns eingeschlossen) waren jedenfalls am Ausrasten (bis auf die Flachzange vor uns, die selbst die größten Klassiker nicht kannte – ‚tschuldigung, aber warum zahl ich über 70 EUR für ein Ticket, wenn ich die Songs der Band nicht kenne?) Anyway, ich kann als Fazit nur sagen: „Phantom Of The Opera“, „Aces High“ und „Seventh Son Of A Seventh Son“ an einem Abend, Herz was willst du mehr?

Nach dem Konzertende wateten wir durch den Schlamm zurück zum Feldparkplatz und hatten noch Glück, nicht durch den allgemeinen Verkehrsstau durchfahren zu müssen, so dass wir über nicht im Navi verzeichnete Feldwege innerhalb kürzester Zeit zur Pension zurückkehren konnten. Und damit gings dann reichlich erschöpft und etwas heiser gegen Mitternacht ins Bett. Am nächsten Morgen gings dann (bei Sonnenschein, das erste Extra des Sonntages) nach Singen zum Bahnhof, wo mein Studienkumpel und ich abgeladen wurden. Wir fuhren dann mit dem Zug weiter in die Schweiz, während mein Kollege meinen Bruder wieder mit nach Nürnberg fuhr.

Ein paar Impressionen gibts bei den lokalen Zeitungen: Südkurier.

Ein Kommentar zu “Schwermetall in Süddeutschland”

  1. der ich

    NOCH EIN BIER !!!!

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