Kategorien

Archive

Kalender

Juli 2013
M D M D F S S
1234567
891011121314
15161718192021
22232425262728
293031  

Urlaubsrückblick

5. Juli 2013, 15:30 Uhr von Uwe

Nach langer Vorbereitungszeit war ich endlich für einige wenige Tage in der Schweiz, und diesmal hieß es nicht nur Zug fahren, sondern vor allem auch wandern. Den ganzen Rest gibts jetzt in einem recht länglichen Beitrag…

Vorbereitung

Die Reise unternahm ich zusammen mit einem Studienkumpel direkt im Anschluss an das Iron Maiden-Konzert in Singen, weil wir da eh schon fast in der Schweiz waren. Der Termin war damit geklärt, als Unterkunft kam für einen Irren wie mich eigentlich nur das Hotel Grischuna in Filisur in Frage – das hat nämlich den kürzesten Weg vom Bahnhof und liegt mittendrin im Weltkulturerbe der Albulabahn. Also knobelte ich eine schöne Anreiseroute und ein paar potentielle Wanderungen und Alternativpläne für schlechtes Wetter aus, packte meine Siebensachen und dann konnte es (mit Umweg übers Konzert) losgehen.

Sonntag, 30.6., Anreise

Die Fahrt begann am Bahnhof Singen, von wo aus wir um 10:36 Uhr in einem unbequemen Triebwagen auf harten Bänken (trotz 1. Klasse) in knapp 20 Minuten nach Schaffhausen gondelten. Hier suchten wir zunächst einen Geldautomaten auf, um uns mit „Monopoly-Geld“ (O-Ton der deutschen Kellnerin im Hotel) einzudecken. Um 11:18 Uhr startete dann der InterRegio (sowas gibts in Deutschland ja gar nicht mehr) nach Zürich. Dieser bestand aus einer modernen Doppelstockgarnitur mit wunderbar komfortablen Sitzen (verglichen mit dem was einem die Deutsche Bahn so anbietet). Die Fahrt selbst dauerte ungefähr 45 Minuten, erstes Highlight des Tages war dabei dir Vorbeifahrt am Rheinfall, den man vom Zug aus schön sehen kann.

In Richtung Gotthard

In Zürich stiegen wir um in den nächsten InterRegio in Richtung Locarno. Hier war ein Panoramawagen im Zug, der allerdings für eine Reisegruppe reserviert war. So mussten wir uns mit einem normalen Waggon zufrieden geben, was aber dem Reisegenuss keinen Abbruch tat. Der Reiseweg führte nun zunächst ein Stück am Zürichsee entlang, um dann nach Süden abzuzweigen und über Zug und Arth-Goldau auf die Gotthardlinie zu wechseln. Mein Kumpel las in seinem Sonderheft zum Thema Iron Maiden, ich guckte mir hingegen die schöne Landschaft an (Seen, Ortschaften, Berge, und die ersten Gipfel mit Schnee). Der Schaffner kam irgendwie aus dem Süden und sprach in erster Instanz italienisch, in zweiter Näherung dann aber auch problemlos verständliches Deutsch. Bei der DB reichts da nur zu „senk ju vor träwelling“…

Die Gotthardstrecke führt entlang des Vierwaldstätter Sees nach Süden, um dann ab Erstfeld rapide an Höhe zu gewinnen. Innerhalb von 25 Minuten geht es so ca. 630 Höhenmeter nach oben, durch Kehrtunnel, mehrere Schleifen und mit atemberaubender Aussicht auf die Gotthardautobahn, die Dorfkirche von Wassen, die Berge, die Dorfkirche von Wassen, hinunter ins Tal, die Dorfkirche von Wassen (ja genau, die sieht man dreimal) und schließlich kommt man dann direkt vor der Einfahrt in den Gotthardtunnel im Bahnhof Göschenen zum Stehen. Da wars dann trotz Sonnenschein doch noch relativ kühl.

Wir hatten etwas Zeit für einen kurzen Imbiss und ein paar Fotos. Was einem in der Schweiz dabei massiv auffällt, ist die vorbildliche Sauberkeit aller Bahnhöfe. Da ist der Bahnsteig sauber, da liegt kein Müll rum, da sind keine Kippen im Gleis, da gibts Fahrkartenschalter und selbst das Bahnhofsklo kann man ohne Infektionsrisiko nutzen. Da fühlt man sich noch wie ein Reisender, und nicht wie ein Beförderungsfall.

Den Berg hinauf

Auf jeden Fall ging es ab nun nur noch schmalspurig durchs Hochgebirge. Kurz nach 14 Uhr begaben wir uns auf das kürzeste Teilstück der Reise: die nur 10 Minuten dauernde Fahrt durch die Schöllenenschlucht hinauf nach Andermatt. Die Fahrt wird begleitet vom Quietschen der Zahnräder und dem Knacken in den Ohren, immerhin geht es auf der Schöllenenbahn mit bis zu 179 Promille Steigung den Berg hinauf, Andermatt liegt ja immerhin 330 Meter höher als Göschenen, wobei die Strecke selbst nur knappe vier Kilometer lang ist. In Andermatt war jedoch keine Zeit, wir hatten genau fünf Minuten Zeit, um aus dem Zug auszusteigen, einmal quer über den schmalen Bahnsteig zu laufen und in den Anschlusszug einzusteigen. Das komplizierteste daran war das Suchen des Waggons mit der 1. Klasse… In der Schweiz funktioniert das mit dem Umsteigen eben einfach.

Und so ging es bereits 14:27 Uhr weiter von Andermatt aus weiter den Berg hinauf in Richtung Oberalppass. So waren wir innerhalb einer knappen halben Stunde mal eben knapp tausend Höhenmeter nach oben befördert worden, womit dann gleichzeitig der Höhepunkthöchste Punkt des Urlaubs erreicht war. Nun gings auf der anderen Seite des Passes wieder hinunter nach Disentis/Mustér. Gegen halb vier Uhr nachmittags war dies das fünfte und noch nicht letzte Umsteigen während der Reise… Aber auch hier war das komplizierteste am Umsteigen die Tatsache, dass wir bis zum anderen Ende des Zuges laufen mussten, der jedoch bereits direkt gegenüber an der anderen Bahnsteigkante bereitstand.

Weiter nach Südosten

Die vorletzte Teilstrecke führte nun weiter hinab entlang des Vorderrheins, durch die Rheinschlucht, vorbei am Zusammenfluss von Vorder- und Hinterrhein bis nach Reichenau-Tamins. Hier tauchten erstmals ein paar mehr Wolken am Himmel auf, die jedoch den Sonnenschein nicht nennenswert beeinflussten. Dafür wurde der Zug ab Ilanz immer voller, es waren zahlreichende Sonntagsausflügler auf dem Heimweg in Richtung Chur.

Beeindruckend war beim Umsteigen in Reichenau, wie da mit nur zwei Bahnsteigen innerhalb von 10 Minuten vier Züge in verschiedene Richtungen inkl. Warten auf Anschlusshalt planmäßig abgewickelt werden… In der Schweiz kann man die Uhr noch nach der Bahn stellen (in Deutschland ging das übrigens auch mal…).

Auf jeden Fall begann um 17:08 Uhr nach sechsmaligem Umsteigen die letzte Etappe der Anreise. In einer knappen Stunde geht es dabei auf einer Strecke von rund 41 km ca. 400 Meter in die Höhe, durch mehrere Tunnel und über diverse spektakuläre Viadukte. Was soll man sagen, die Fahrt ist da jedes Mal wieder zu kurz, weil man keine Ahnung hat, wo man zuerst hinschauen soll in dieser Landschaft. Kurz nach 18 Uhr waren wir jedenfalls am Ziel ausgestiegen und checkten im Hotel ein.

Erster Spaziergang

Die erste Amtshandlung nach so viel Bahnfahren war ein Spaziergang zur Erkundung der Umgebung. Dieser führte uns erstmal auf kürzestem Weg zum südlichen Fotopunkt am Landwasserviadukt, wo passenderweise auch gleich zwei Züge fuhren, was gleich für ein paar mehr oder minder brauchbare Fotos genutzt wurde. Anschließend liefen wir hinunter in den Ort, um festzustellen, wo ein Supermarkt zu finden wäre. Immerhin wollten wir ja wandern gehen, und ohne ein wenig Obst und ein paar Getränke ist das eine reichlich blöde Idee. Nur etwa 50 Höhenmeter unterhalb des Hotels fanden wir dann auch gegenüber der Post den einzigen Coop des Ortes. Daraufhin ging es zurück ins Hotel zum Prüfen der Speisekarte.

Die Auswahl führte zu Bier gemischt mit ausgesprochen leckerem Cordon-Bleu, wohingegen mein Kumpel einen sogenannten Wellness-Teller, bestehend aus viel Grünzeug garniert mit Salat und Honigmelone verputzte. Und so waren wir dann vom langen Tag gut kaputt, obwohl wir außer Bahnfahren eigentlich gar nicht wirklich viel gemacht hatten…

Montag, 1.7., erster Urlaubstag

Der Tag begann pünktlich um sechs Uhr morgens mit der Einfahrt des ersten Zuges, direkt vorbei am Fenster unseres Hotelzimmers. So muss das sein. Wir standen trotzdem erst deutlich später auf und gingen frühstücken. Aufgrund eines Missverständnisses bekam ich hierbei schwarzen Tee statt Kaffee, was mich aber weder umbrachte noch sonst irgendwie störte, denn – der Blick aus dem Fenster hatte es gezeigt – wir hatten allerbestes Wetter. Der Himmel war strahlend blau, alle sichtbaren Wolken waren irgendwo hinter den sieben Bergen bei den sieben Zwergen versteckt, kurz, es versprach schön warm zu werden.

Nach dem Frühstück enterten wir also den am Vortag gefundenen Supermarkt und deckten uns mit Proviant ein, bevor es weiter hinab in den Ort und dann immer weiter nach Süden ging. Der Plan lautete „Wandern entlang der Eisenbahn über Bergün/Bravuogn nach Preda„. Da gibt es einen Eisenbahnlehrpfad und ringsrum viel Landschaft.

Auf dem Weg nach Bergün

Bereits nach wenigen Kilometern wurde Marscherleichterung befohlen, wir wechselten von Jeans zu kurzer Hose, weils bereits gegen 10 Uhr morgens mächtig warm wurde. Dabei war bis dahin noch gar nicht viel passiert, wir liefen eigentlich nur mehr oder weniger geradeaus an der Albula entlang und gewannen nur langsam an Höhe. Blöd war eigentlich nur, dass wir vom Bahnhof aus erstmal 80m Höhe verlieren mussten, während die Bahn direkt hinter dem Bahnhof durch den Greifenstein-Kehrtunnel um etwa 30m ansteigt. Wir hörten die Züge also mehr, als das wir sie sahen.

Erst kurz vor der Station Stugl führt der Weg auf kürzester Strecke steil bergan, von rund 1100 Meter auf knapp 1300 Meter. Oben angekommen findet man dafür einen supergepflegten Grillplatz mit Sitzbänken. Und 300 Meter dahinter befindet sich der ebenso gepflegte Bahnhof Stugl, an dem jedoch kein Zug mehr hält. Der Weg führt weiter den Berg hinauf, nun jedoch deutlich näher an der Bahnlinie. Wir mussten unterwegs öfter Pause machen, genossen dabei die fabelhafte Aussicht ins immer tiefer unter uns liegende Tal und hatten dann 13 Uhr den höchsten Punkt zwischen Filisur und Bergün erreicht. Die letzten paar hundert Meter ging es wieder bergab bis zum Bahnhof Bergün.

In diesem Bahnhof gibt es ein Bahnmuseum, welches jedoch (Murphy ist eben Perfektionist) just an jenem Tag nicht geöffnet hat. So kaufte ich nur einen Stapel Ansichtskarten und wir stapften weiter hinab in den Ort, von wo aus der Bahnlehrpfad weiter den Berg hinauf nach Preda führt. Also genaugenommen führt der Weg den Berg hinab von Preda nach Bergün, aber wo wir sind ist vorn, und wenn wir den Weg hinten anfangen, ist eben hinten vorn. Zumindest ist der Weg den Berg hinauf mal locker wesentlich anstrengender.

Alpenachterbahn

Die Bahn fährt zwischen Bergün und Preda ja ziemlich Karussell, so wird das Tal viermal gekreuzt, dazu kommen mehrere Kehr- und Spiraltunnel, die allesamt nur dem Zweck dienen, auf 5 km Luftlinie 400m Höhenunterschied zu überwinden, ohne dabei eine Steigung von 35 Promille zu überschreiten. Für uns als Wanderer geht der Weg hingegen deutlich steiler nach oben, wir erreichen das Niveau der Bahnlinie oberhalb von Bergün erst am ersten Albulaviadukt, wo sich die Möglichkeit für spektakuläre Fotos bietet. Wir machten hier für ungefähr 25 Minuten Pause, warteten auf den Zug und verschnauften noch etwas. Der Zug kam dann irgendwann links aus dem Tunnel, überquerte vor uns den Viadukt, verschwand im nächsten Tunnel und tauchte wenige Sekunden später 30 Meter höher hinter uns auf der nächsten Brücke auf – mächtig beeindruckend.

Wir stapften anschließend wieder weiter von einer roten Tafel zur nächsten. Entlang des Weges stehen ungefähr 25 solche Tafeln, beginnend in Preda und endend am Landwasserviadukt. Die Tafel an der Greifensteinruine oberhalb von Filisur hatten wir ausgelassen, die Wanderung war auch so lang genug. Der Pfad führte nun weiter unter den restlichen Albulaviadukten hindurch, um nach dem vierten und letzten Viadukt mit ein paar Treppenstufen das Niveau der Bahnlinie wieder zu erreichen. Von hier aus ging es nun „nur noch“ parallel zur Bahnstrecke den letzten Kilometer parallel zur Strecke bis zum Bahnhof Preda.

Wir kamen 16:35 Uhr dort an, die Züge fahren stündlich um halb ab, Murphy halt. Das störte uns aber auch gar nicht so sehr, so hatten wir noch Zeit, die Bahnhofskatze im Gras anzugucken, unsere Getränkevorräte am örtlichen Brunnen aufzufüllen und das durchschwitzte Shirt von der Sonne trocknen zu lassen. Ansonsten ist in Preda absolut genau gar nix los, spannend ist es da eher im Winter, wenn die Paßstraße gesperrt ist und zur „Schlittelbahn“ umfunktioniert wird. Dann kann man seinen Schlitten im Zug mitnehmen bis Preda und auf der gesperrten Paßstraße spektakulärerweise bis nach Bergün hinunterfahren. Die Fahrt soll wohl bis zu 20 Minuten dauern, je nach Lebensmüdigkeit des Schlittenlenkers…

Rückfahrt ins Hotel

Während unserer Wartezeit kam der Bernina-Express in zwei Garnituren durch den direkt hinter der Bahnhofsausfahrt gelegenen Albulatunnel, bevor unser Regionalzug pünktlichst einfuhr und wir uns daran machten, anhand der Streckenskizze im Reiseführer die ganze Achterbahnfahrt nachzuvollziehen. Wenn man erstmal ungefähr weiß, wo welcher Viadukt steht und von wo nach wo die Strecke sich windet, versteht man dieses Gesamtkunstwerk der Ingenieure gleich deutlich besser (vor allem wenn man bedenkt, dass die das Ende des 19. Jahrhunderts mit vergleichsweise primitiven technischen Mitteln realisierten).

Gegen 18 Uhr erreichten wir erschöpft, aber zufrieden das Hotel. Eine Dusche und eine Begutachtung der Schäden an Mensch (kleine Blase am großen Zeh, ordentlich Sonnenbrand auf Unterarmen und Nacken) und Material (T-Shirt zum Auswringen mit Salzkruste am Rücken) später ging es zur Stärkung ins Restaurant. Die erste Apfelschorle hatte ich zur großen Verwunderung der Kellnerin bereits vor der Bestellung des Hauptgerichtes hinuntergekippt… Wir tauschten die Essensbestellung des Vortages, so dass ich tatsächlich (ob meine Mutter mir das nun glaubt oder nicht) einen großen Salatteller verputzt habe. Ich hab immerhin die Rechnung als Beweis, da steht auch noch drauf, dass es nach dem Salatteller einen Eisbecher gab – man muss ja sein Gewicht halten.

Achso, wem die ganze Beschreibung der Tour jetzt viel zu langatmig war, der kann sich auch einfach das Video angucken: Die rhätische Bahn hat das Wandern entlang der Albulabahn komplett auf Video aufgenommen, da kann man sich die ganze Sache nochmal optisch schick zu Gemüte führen (Vorsicht, Flash only und sehr bandbreitenhungrig): www.webwandern.ch (Etappen 3 & 4).

Dienstag, 2.7., Zweite Wanderung

Das Wetter sah dem des vorherigen Tages zum Verwechseln ähnlich. Ich war mir nicht ganz sicher, ob ich nochmal würde wandern können, ich wusste nicht genau, wie ich als ungeübter Wanderer die doch recht heftige Wanderung vom Vortag überstanden hatte. So konstatierte ich morgens, dass ich aufgrund des Sonnenbrandes schlecht geschlafen hatte (irgendwo tats immer weh) und dass ich mir eine leichte Erkältung zugezogen haben musste, ich war nämlich ordentlich am Husten. Vermutlich stammt die aber noch vom verregneten Konzert des Samstages vor dem Urlaub… Überraschenderweise hatte ich jedoch absolut und überhaupt keinen Muskelkater.

Und so fiel dann der Entschluss, dass man auch nicht rasten muss. Stattdessen war eine kürzere Wanderung angedacht, nämlich in Richtung Davos, über den Wiesener Viadukt und durch die Zügenschlucht (hinter dem Link gibts auch eine Karte mit dem Wanderweg). Auf die ebenfalls mögliche Wanderung im Tal zwischen Wiesen und Filisur (mit Fotomöglichkeit an der Nordseite des Landwasserviaduktes) verzichteten wir hingegen – man muss sich ja Ziele für die nächsten Urlaube aufheben.

Die Wanderung begann erneut mit dem Einkauf essentieller Getränke und Nahrungsmittel in Apfel- und Bananenform, bevor wir gemächlichen Schrittes der Bahnlinie in Richtung Davos folgten. Der Weg führt hier relativ eben über ein kleines Hochplateau und klebt anschließend an der Bergflanke, ändert aber nur wenig die Höhe. Das ist dann auch für ungeübtere Wanderer machbar.

Ein erstes Highlight war das Durchqueren diverser Almbereiche. Da kommt man um die Kurve und dann steht da ein Pferd aufm Flureine Kuh aufm Weg. Und dann waren die Rindviecher noch nicht mal lila, sondern nur so beige bis braun und schüttelten unentwegt die Glocken. Wir hingegen ließen uns davon nur minimal beirren und erreichten trotz kurzem Abbiegen auf den falschen Weg (hey, wir hatten kein Navi dabei) problemlos den Wiesener Viadukt. Hier stand sich ein Eisenbahnfreund die Beine in den Bauch, weil er unbedingt einen lokbespannten Zug auf jenem Viadukt ablichten wollte, aber nur Triebwagen unterwegs waren… Wir blieben noch die paar Minuten bis zum nächsten Zug (ein Allegra-Triebwagen) und machten uns wieder auf die Socken.

Die Fotostelle überließen wir damit auch lieber der Truppe englischer Eisenbahnfreunde im Rentenalter, die im gleichen Hotel gastierten und auch hierher gewandert waren, wenn auch wesentlich gemächlicher als unsereines. Die fachsimpelten jedenfalls am Frühstückstisch oder beim Abendessen auch nur, welche Lok gerade an welchem Zug unterwegs war und dass die Waggonanzahl wegen Feriensaison erhöht worden war – Obelix hätte dazu den passenden Spruch gehabt, aber viel besser sind wir ja da auch nicht.

Zurück zum Viadukt – über selbigen führt nämlich nun der Wanderweg. Der Weg besteht dabei aus den üblichen Metallprofilen, d.h. man kann unten durchgucken. Und da gehts dann mal eben schlappe 100 Meter senkrecht nach unten, und dann kommt wenig Wasser und viel harter Fels. Das war so gesehen eine etwas andere Herausforderung für mich und meine latente Höhenangst. Beeindruckend ist es aber definitiv, da mal drüberlaufen zu können, wo hat man sowas schon?

Zügenschlucht

Direkt hinter dem Viadukt liegt die Station Wiesen, wir pausierten hier kurz, bevor es weiterging in Richtung der Zügenschlucht. Hier führt der Weg zunächst ein wenig bergan bis zur alten Zügenstraße, die noch bis 1974 für den normalen Verkehr genutzt wurde. Diese Straße bildet dann auch den restlichen Wanderweg. Der Belag besteht dabei aus Schotter, die Strecke ist auch für Mountainbiker ausgewiesen. Wenn man da langwandert, kann man sich kaum vorstellen, dass man da mit Autos langfahren kann, von Bussen oder Lastwagen mal ganz zu schweigen. Und einen Wanderweg mit Steinschlagwarnung und extra Schild „Bitte nicht rasten“ hatte ich so bisher auch noch nicht gesehen.

Der Weg selbst ist – es war ja mal eine Straße – sehr einfach zu laufen, es geht zunächst mäßig bergab bis auf das Niveau des Wassers und danach stetig leicht bergan in Richtung Davos. Gnädigerweise versteckte sich die Sonne stellenweise doch mal hinter ein paar einzelnen Wolken, warm wars trotzdem, und Sonnenbrand hatte ich ja sowieso schon.

Gegen 13:30 Uhr erreichten wir die Bahnstation Davos-Monstein, die das Ende der Zügenschlucht markiert. Mir taten inzwischen ordentlich die Füße weh, mein Kumpel hatte auch keine große Lust mehr aufs weiterlaufen, also warteten wir 10 Minuten auf den nächsten Zug (der diesmal tatsächlich mit einer Lok bespannt war, unser Eisenbahnfreund vom Wiesener Viadukt hatte aber wohl inzwischen das Handtuch geworfen) und waren 14 Uhr wieder im Hotel. Die Bahnstrecke ist dabei nicht ansatzweise so spektakulär wie der Wanderweg, führt sie doch zu 90% durch Tunnel.

Im Hotel angekommen stellte sich heraus, dass ich mir an beiden Füßen an der Ferse große Blasen gelaufen hatte und so nicht mehr vernünftig auftreten konnte. Das hatte beim Wandern die Schmerzen verursacht. Außerdem war ich sowieso noch etwas groggy vom vorherigen Tag, so verbrachte ich den restlichen Nachmittag im Bett und schlief dabei sogar noch ein Stündchen.

Den Abend (und gleichzeitig den Urlaub) ließen wir im Restaurant ausklingen, wo ich meine letzten Franken in Cordon-Bleu, Bier und einen Eisbecher investierte. Danach gings in die Falle, am nächsten Morgen mussten wir pünktlich raus.

Mittwoch, 3.7., Rückfahrt

Wir fielen kurz vor sieben aus dem Bett und waren die ersten beim Frühstück, immerhin fuhr bereits um acht Uhr der Zug nach Chur. Den erreichten wir auch völlig ohne Probleme. Das Wetter passte zu unserer Stimmung, es war bedeckt, zum ersten Mal bei dieser Reise in der Schweiz. Nun ging die Fahrt also analog zur Hinfahrt hinunter nach Reichenau-Tamins und ohne Umsteigen weiter entlang des Rheins bis nach Chur.

Damit war das Kapitel rhätische Bahn für diesen Urlaub beendet, weiter gings mit der SBB in Richtung Norden, im sogenannten Rheintal-Express nach St. Margrethen. Hier hieß es Umsteigen in einen EC, der über Bregenz und Lindau in Richtung München verkehrt. Somit waren wir für ein kurzes Stück unserer Reise auch in Österreich, darüber hinaus hatten wir einen verregneten Ausblick auf den Bodensee.

In Lindau verabschiedete sich mein Kumpel, der weiter nach Koblenz wollte, wohingegen ich weiter in Richtung München fuhr. Da zwischen Lindau und München keine Oberleitung hängt, wurde die altbewährte Baureihe 218 vor den Zug gespannt. Und so gings dann bei trübem Wetter in Richtung Nordosten, der Landeshauptstadt entgegen. Dort angekommen hatte ich eine halbe Stunde Zeit, den ICE nach Nürnberg zu erreichen, der stand sogar schon am Bahnsteig. Ich war etwas überrascht, dass er mitten in der Woche so gut wie ausreserviert war, bis mir klar wurde, dass das alles irgendwelche wichtigen Schlipsträger auf Dienstreisen sein mussten. So wars dann auch, wobei die meisten Reservierungen scheinbar verfielen, jedenfalls waren noch genügend Plätze leer.

Das Wetter wurde immer nasser, ich hörte über Kopfhörer noch ein bisserl Krach und döste zwischendurch auch mal kurz weg. Das beinahe fast letzte Teilstück führte über die Schnellfahrstrecke zwischen Ingolstadt und Nürnberg, da fährt der Zug dann auch mal 250, dafür hat man nix von der Landschaft, weil man sich ständig nur die Innenseiten irgendwelcher Tunnel anschaut… Das Umsteigen in Nürnberg in den wie üblich überfüllten Regionalzug nach Erlangen war dann ebenso wie die anschließende Busfahrt reine Formsache.

Gegen 16:30 Uhr erreichte ich dann etwas groggy, mit ein paar Blessuren und mit vielen vielen neuen Eindrücken meine Wohnung.

Fazit

Wir hatten extrem viel Glück mit dem Wetter, bei der nächsten Wanderung pack ich mehr Sonnenschutz und mehr erste Hilfe für kaputte Füße ein, die Unterkunft in Filisur ist prima, und über die Schönheit der Landschaft hab ich ja eh grad schon einen ellenlangen verschwurbelten Artikel verfaßt.

Meine Fotos vom Urlaub sind wie üblich in der Galerie zu finden. Weitere Eindrücke gibts bei hier oder hier.

Einen Kommentar schreiben