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Ich bin ja irgendwie beruhigt…

19. Juli 2007, 18:38 Uhr von Uwe

…dass ich nicht der einzige bin, der der Meinung ist, dass ARD und ZDF in Sachen Tour de France gewissermaßen Zensur betreiben und dass das Einstellen der Sendung totaler Käse ist. Es hat nichts mit Journalismus zu tun wenn man dem Zuschauer vorschreibt, dass er keine möglicherweise (es wurde ja bei der diesjährigen Tour noch keiner zweifelsfrei überführt) gedopten Radfahrer angucken darf, dafür aber Massenmord in den Nachrichten zu sehen ist.

Wer hat denn Jan Ullrich in den Himmel gelobt, als er um den Toursieg fuhr? Wer war (oder ist sogar noch?) Werbepartner eines Radteams von Telekomikern? Wer hat sich im Scheinwerferlicht der Erfolge von Zabel und Co gesonnt? Wer will immer neue Rekorde und Höchstleistungen verkaufen? Die sogenannten Journalisten sollten sich mal fragen, was „kritische Distanz“ zum Objekt der Berichterstattung ist. Und die Verantwortlichen im ÖR sollten sich mal an die eigene Nase fassen und überlegen, ob sie den Kaffee morgens zum Wachwerden tatsächlich brauchen, oder ob die Zigarrettenpause wirklich sein muß.

Es gibt einen Sendeauftrag, der lautet auf umfassende allgemeine neutrale Berichterstattung, und da gehört nun mal auch ein solches sportliches Großereignis dazu, egal ob es da nun gedopt wird oder nicht. Doping kann und muß man in diesem Zusammenhang natürlich beleuchten, aber bitte sachlich und journalistisch korrekt. Und wer kein Radrennen anschauen will schaltet halt nicht ein. Das sich die Programmmacher nun zu Gralshütern der Moral aufschwingen und somit Meinung machen, ist nicht nur lächerlich, sondern auch extrem gefährlich. Aber das ist typisch Deutsch, Hauptsache political correctness.

Abgesehen davon prophezeie ich dem ÖR ein Scheitern am eigenen moralischen Anspruch: Wer Radsport wegen Doping nicht zeigt, darf keine Leichtathletik, Schwimmen, Boxen, … zeigen. Und Olympia 2008 in China ist dann auch nicht drin, und Bundesliga vermutlich auch nicht. Da bleibt nicht viel übrig, eventuell könnte man noch Unterwassermikado oder die ostfriesischen Meisterschaften im Pfahlsitzen zeigen. Ebensowenig dürfte man Politikern, Wirtschaftsbossen etc. eine Plattform geben (Schmiergeldaffären, …) oder Filmstars zeigen (Alkoholprobleme, Drogenabstürze, …). Am besten man sendet rund um die Uhr nur ein Testbild.

Fazit: Doping gehört zum Leistungssport dazu und wird immer dazugehören. Das heiße ich nicht gut, im Gegenteil. Es hilft aber niemandem, das Thema nun einfach totzuschweigen. Wer glaubt, dass sich dadurch was ändert, der glaubt vermutlich auch an den Weihnachtsmann.

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