Bla(h)fasel-Blog

…sitzen sie in der ersten Reihe, aber sie sehen nichts. Zumindest nicht, wenn sie heute Radrennen gucken wollten. Gut, jeder halbwegs ernsthaft am Renngeschehen interessierte Zuschauer schaltet eh nur Eurosport ein, weil dort das Rennen kommentiert wird, anstatt dass über Weinsorten und Käseherstellung referiert wird, aber heute gab es dann gleich gar keine öffentlich-rechtliche Übertragung mehr.

Der Grund ist ebenso banal wie für mich unverständlich: Anfang Juni testete man einen (inzwischen bei der Tour ausgestiegenen) Fahrer auf Dopingmittel und heute kam nun raus, dass er wohl irgendwas genommen hat (oder auch nicht, ist ja nur die A-Probe bis jetzt).  Als Konsequenz wollen ARD und ZDF nun keine Tour de France mehr übertragen, um dem Doping nicht noch eine öffentliche Plattform zu bieten.

Selten sowas beklopptes gesehen. Nach den ganzen bekannten Skandalen im Vorfeld war doch eigentlich jedem klar, dass es jederzeit einen weiteren Dopingfall geben könnte und wohl auch geben wird. Aber nein, man glaubt ja noch an das Gute im Profisportler und es haben ja auch alle eine Ehrerklärung unterschrieben, dass sie nicht dopen. Und deswegen karrt man vom Geld der dummen GEZ-Zahler unzählige sogenannte Experten nach Frankreich, die über alles und jeden berichten, der ihnen vor die Kamera kommt. Warum müssen eigentlich ARD und ZDF beide übertragen? Vom ganzen Drumherum mit Internetportal (wo man auch nach dem Ende der Übertragung noch die Ergebnisse und alles relevante nachlesen konnte) und Berichten in der Sportschau und in den Nachrichten mal ganz zu schweigen.

Und nun ist das Gejammer groß, dass da doch einer irgendwie gedopt ist. Das ist doch alles scheinheiliges Getue von selbsternannten Moralaposteln.  Im Profisport ist Doping (lies: Einnahme von nicht verbotenen leistungssteigernden Mittelchen) gang und gäbe, Doping (lies: Einnahme von verbotenen leistungssteigernden Mittelchen) hingegen betreibt nur, wer nicht clever genug ist. Und an dieser Tatsache wird sich nichts ändern, solange es um Geld – viel Geld – geht. Wem diese Tatsache nicht in den Kram paßt, der muß halt die Konsequenzen draus ziehen:

Konsequentes Verhalten in diesem Fall wäre gewesen, erst gar nicht zu übertragen. Und dann aber auch keine Erwähnung in den Nachrichten oder in der Sportschau. Oder man ziehts eben andersherum konsequent auf und überträgt weiter, denn es schauen ja offenbar genug Leute zu, dass es sich auch für einen Privatsender wie Eurosport lohnt. Entweder ganz oder gar nicht.

Eine solche Inkonsequenz wie das Verhalten von ARD und ZDF ist eigentlich nur ein Anschlag auf die Glaubwürdigkeit dieser Sender. Die Tour wird weitergehen, die Leute, die zugucken wollen, werden weiter zuschauen, und der Gebührenzahler ärgert sich darüber, dass seine Gebühren für solche infantilen Spielchen ausgegeben werden.