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Exkursion in Sachen kultureller Allgemeinbildung

24. März 2005, 18:56 Uhr von Uwe

Ursprünglich hatte ich einen Besuch des Grünen Gewölbes in Dresden bereits für den Herbst 2004 geplant, als die Ausstellung im Residenzschloß wiedereröffnet wurde. Allerdings wollte damals niemand mitfahren, und als ich dann am geplanten Reisetag frühmorgens aufstand und aus dem Fenster guckte, entschloß ich mich ob des strömenden Regens gleich zur Rückkehr ins kuschlige Bett. Dann war erstmal lange Winter, und so konnte erst jetzt ein zweiter Versuch gestartet werden.

Ich hatte mich diesmal rechtzeitig vorher mit Steffen kurzgeschlossen, der war auch gleich Feuer und Flamme, und gemeinsam konnten wir dann auch noch Anja überreden, die ihrerseits ihren Freund Markus „überredete“. Eine Woche vor dem geplanten Termin fragte ich dann noch Ina, ihres Zeichens Chemiestudentin, somit war dann auch gleich die Gefahr des Überhandnehmens von fachidiotischen Sinnlosdiskussionen gebannt. Da ich nun schon einmal beim Planen war, legte ich auch gleich die zu besichtigenden Museen fest, woraus sich nach Studium der Öffnungszeiten der Reisetag ergab.

Nachdem dies geklärt war, konnte eigentlich nur noch die Bahn mit ihren unberechenbaren Sonderangeboten ein nennenswertes Problem darstellen. Wie meine Recherche im Internet ergab, verkauft die Bahn Eintrittsgutscheine, die mit Fahrkarten nach Dresden kombiniert werden können, unter anderem auch mit dem Sachsenticket, was für uns die erste weil billigste Wahl war. In Verbindung mit den Gutscheinen verändert sich auch noch die Gültigkeitsdauer des Sachsentickets, was recht praktisch ist, da man so halbwegs pünktlich vormittags in Dresden ankommen kann und nicht erst nach dem Mittag, wenn alles schon überfüllt ist. Witzigerweise (naja, der Witzgehalt ist hier wohl Ansichtssache) fand ich diese für uns nicht ganz unwichtige Information auf einer Seite mit regionalen Angeboten für Berlin/Brandenburg – was ja nun ganz bestimmt nix mit Sachsen zu tun hat. Steffen fragte dann erstmal bei der Information an, ob es dieses komische Angebot tatsächlich gibt, allerdings war die Antwort ziemlich nichtssagend.

So ging ich also einen Tag vor Reisebeginn, bewaffnet mit einem Ausdruck der Pressemitteilung zu diesem Angebot, zum Schalter, um die Fahrkarten zu kaufen. Die Verkäuferin mußte dann erstmal in ihrem dicken Aktenordner wühlen, um das richtige Sonderangebot zu finden (schon komisch, wenn die eigenen Mitarbeiter nicht wissen, was sie alles verkaufen können), fand dann aber doch das Gewünschte. Also wollte ich fünf Eintrittsgutscheine und ein Sachsenticket erwerben. Letzteres gibt es am Automaten zwei Euro billiger als am Schalter, dummerweise können die Gutscheine nur in Verbindung mit einem Ticket gekauft werden, weil sie nur in Verbindung mit diesem gültig sind… Also nochmal raus, Sachsenticket aus dem Automaten gezogen, wieder rein (zum Glück war nur wenig Betrieb) und die Gutscheine gekauft – warum einfach, wenns auch kompliziert geht?

Damit war nun endlich alles klar und es konnte losgehen. Der Wecker wurde auf 6:30 Uhr gestellt, damit genug Zeit fürs Frühstück blieb, danach sollte es dann 7:21 Uhr mit dem Bus zum Bahnhof gehen, wo 7:47 Uhr der Zug abfuhr. Dummerweise wurde mein Nachtschlaf gegen fünf Uhr morgens von einer unerhört penetranten Alarmanlage eines Autos auf dem Parkplatz hinterm Wohnheim unterbrochen. Diese trötete minutenlang, weil irgendein Vogel zu nahe am Auto vorbeigeflogen war, und das in ohrenbetäubender Lautstärke – lauter als mein Radiowecker, und der steht am Kopfende des Bettes…

Egal, nach einmal rumdrehen konnte ich noch eine Mütze Schlaf nachholen, bevor es dann wirklich Zeit zum Aufstehen war. Die nächste Gemeinheit des Tages war dann der Bus zum Bahnhof, der unbedingt eine Minute vorm Fahrplan abfahren mußte, so daß Ina und ich ihn beinahe verpaßt hätten. Man fragt sich manchmal echt, ob der Fahrplan nur eine Empfehlung darstellt. Na jedenfalls kamen alle rechtzeitig am Bahnhof an und es blieb für mich noch Zeit, mich mit Reiselektüre in Form der aktuellen RockHard einzudecken.

Die Fahrt nach Dresden verlief dann relativ unspektakulär, BR 143 und Doppelstockwaggons, letztere zumindest mit brauchbareren Sitzen als das, was zwischen Leipzig und Halle pendelt. Zwischen Gesprächen über Prüfungsergebnisse, Themen von Diplomarbeiten und Auslandspraktika wurden dann auch die Fahrkarten kontrolliert, was überraschenderweise völlig reibungslos verlief. Kurz vor neun kamen wir dann in der Dresdener Hauptbaustelle bzw. am Hauptbahnhof an. Nun hatten wir noch eine Stunde Zeit bis zur Öffnung der ganzen Museen, also marschierten wir gemütlichen Schrittes Richtung Elbufer. Eine kurze Verpflegungspause bei McDoof (ich genoß lieber einen Apfel) und wenige Fußminuten später standen wir dann am Elbufer und begutachteten den Wasserstand – knapp fünf Meter, also gut gefüllt, aber nicht wirklich bedrohlich.

Überhaupt konnten wir uns über das Wetter nicht beklagen, es war so ziemlich der erste richtig schöne Frühlingstag des Jahres, so daß sich der Verzicht auf Stiefel und Mantel zugunsten von Turnschuhen und einfacher Jacke nicht negativ bemerkbar machte.

Nachdem nun auch die Museen langsam öffneten, ging es nun in Richtung Residenzschloß und damit zum Grünen Gewölbe. Es ist ja schon vieles über diese einmalige Schatzkammer geschrieben worden – und es stimmt alles. Diese Ausstellung ist einfach nur der blanke Wahnsinn und alleine dafür lohnt die Reise nach Dresden. Wir hielten uns insgesamt etwa drei Stunden dort auf, um auch wirklich alles zu sehen, und es war auch jede Minute wert. Neben dem Bestaunen der Ausstellungstücke unterhielten wir uns auch über so lustige Themen wie die Weltsicht der Chemiker („das sind alles nur Silikate / Kohlenwasserstoffe / was auch immer“). Irgendwann meldete sich dann nicht nur bei mir ein knurrender Magen, also lautete der nächste Beschluß, daß der Mensch was essen muß.

Nun gibt es natürlich im Kulturviertel von Dresden nur zielgruppengerechte Cafes und Restaurants, allerdings fand sich drei Ecken weiter dann auch eine Dönerbude und nebenan ein „Biergarten“, wo ich mir eine Bockwurst organisierte. Das ruhige Sitzen in besagtem Biergarten wurde von der Kellnerin gestört, die es net haben wollte, daß da vier Leute mit einem Döner sitzen… Da wir mit einer derartigen Reaktion gerechnet hatten, bestellte Steffen kurzerhand drei Bier für uns Jungs, womit das Problem auch beseitigt war. Eine runde halbe Stunde später ging es dann weiter Richtung Zwinger.

Hier besichtigten wir erstmal den mathematisch-physikalischen Salon, schließlich haben wir ja alle einen eher naturwissenschaftlichen Bildungshintergrund. Anhand der ausgestellten Globen und Sternkarten konnte uns Ina dann auch Nachhilfe bezüglich verschiedener Sternbilder und Sternzeichen geben. Die optischen Geräte sind ebenfalls sehenswert, Zerrspiegel sind halt immer wieder witzig zu sehen. Ebenfalls interessant ist die Uhrensammlung, wenngleich man hier präsentationstechnisch mehr machen könnte, so zeigen alle bis auf eine Uhr genau zweimal am Tag die richtige Zeit an – soll heißen sie stehen still. Ein paar mehr Einblicke in den mechanischen Teil hätten uns auch brennend interessiert, aber man kann halt nicht alles haben.

FlugmotorNun war es bereits nach vier, bevor wir uns schließlich der Galerie Alte Meister näherten. Anja und Markus hatten da keinen Bock drauf und besuchten die Rüstkammer, Ina, Steffen und ich ließen uns das aber nicht nehmen – wenn man schon mal da ist und eine Tageskarte für sämtliche Museen hat, muß man das ja auch nutzen. Also vereinbarten wir eine Uhrzeit, zu der wir uns dann wieder treffen wollten und los gings.

Tja, was soll ich groß sagen – die Sammlung ist einfach mal überwältigend. Allerdings zeigte sich recht deutlich, daß man schon ein gewisses Maß an Allgemeinbildung mitbringen muß, also zumindest ein paar Grundkenntnisse zu den verschiedenen Malern und insbesondere auch zu den dargestellten Bildinhalten – da kommen ja doch zahlreiche biblische und mythische Themen vor. Da habe ich doch einige Wissenslücken, die ich vor dem nächsten Besuch dort unbedingt schließen muß. Ein erneuter Besuch ist sowieso Pflicht, weil wir nicht genug Zeit hatten, auch nur die Hälfte der Sammlung wirklich anzuschauen. Dabei hatten wir sogar noch Glück, daß ein Großteil der Sammlung wegen Bauarbeiten nicht zugänglich war. Naja, beim nächsten Mal dann. Ansonsten sollte es Schulklassen verboten werden, die Sammlung zu betreten – die Mitarbeiter schienen von der Zahl der herumrennenden desinteressierten Teenies doch recht genervt. Selbiges gilt sinngemäß auch für das Grüne Gewölbe und kleine Kinder, denen gibt das einfach mal nicht wirklich was.

So langsam war es nun auch Zeit, mal an die Rückfahrt zu denken – die Aufnahmefähigkeit war ausgeschöpft und die Füße machten sich auch so langsam bemerkbar. Also ging es wieder Richtung Bahnhof, mit Zwischenstop bei McDoof (wo ich mir lieber die mitgebrachte Schokolade und Saft einflößte), weil noch viel Zeit bis zur Abfahrt des Zuges war. Hier diskutierten wir nochmal kräftig über die in einer Flasche Wasser enthaltene Anzahl von Molekülen und die Problematik, warum Männer tiefergelegte Autos fahren und warum Steffen arschwackelnden Mädels hinterhergucken muß, obwohl er gar nicht will (das Mädel, was die Diskussion auslöste, hatte eigentlich auch gar keinen Arsch in der Hose). Somit ging auch die Wartezeit schnell vorbei, und wir machten uns schließlich auf den Weg zum Bahnhof.

Ina klinkte sich hier aus, da sie nicht zurück nach Chemnitz, sondern gleich nach Hause nach Zittau fahren wollte, somit waren wir bei der Rückreise nur noch zu viert. Selbige verlief ereignislos, bis auf die komische Frau, die alle drei Minuten mit ihrem Freund/Ehemann zu telefonieren versuchte, obwohl ständig die Verbindung abbrach. Wir vertieften uns derweil in die verschiedensten Bücher und Zeitschriften. Der Steffen stieg am Hauptbahnhof aus, weil er da sein Fahrrad stehen hatte, wir drei restlichen Leute fuhren gleich weiter zum Südbahnhof, weil da der Fußmarsch zum Wohnheim einfach mal ein gutes Stück kürzer ist. Gegen 20:50 Uhr war dann eine äußerst unterhaltsame, wenn auch etwas anstrengende Reise beendet.

Daheim angekommen genehmigte ich mir dann noch ein Feierabendbier und guckte zum wiederholten Male zu, wie die Titanic effektvoll im Wasser verschwindet (das TV-Programm zu Ostern ist ja auch wieder unter aller Sau, aber das ist ein anderes Thema…).

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