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Tiere hinterm Busch

7. September 2004, 00:00 Uhr von Uwe

Es sind momentan noch immer Ferien, was bei Studenten heißt, das man entweder Prüfungen vorbereiten muß oder über Hausarbeiten brütet. Mit Ferien hat das nur insofern was zu tun, als das man keine Vorlesungen hat. Nun wird aber kein durchschnittlich intelligenter Student bei schönem Wetter seine Aufzeichnungen wälzen, sondern wie jeder normale Mensch weniger anstrengenden Tätigkeiten fröhnen, wie zum Beispiel Rasenmähen, Fenster putzen oder wandern gehen. Und da ich meiner bescheidenen Meinung nach zu dieser Menge der durchschnittlich intelligenten Studenten gehöre, ließ ich die Hausarbeit über den Einfluß des Sonnenlichts auf das Liebesleben der Pflastersteine links liegen und fuhr lieber nach Leipzig in den Zoo.

Irgendwie wollte aber keiner weiter mitkommen, also blieb mein Rucksack der einzige Begleiter für diesen Tag. Los gings kurz nach neun mit der Fahrt zum Bahnhof, wo zunächst das Abenteuer des Fahrkartenkaufs anstand. Vor den Schaltern standen schon eine ziemliche Menge Leute, also versuchte ich mein Glück am Automaten, nur um nach fünf Minuten Getippe festzustellen, daß das Gerät meine ec-Karte nicht akzeptieren wollte. Typischer Fall von „nur Bares ist Wahres“. Also doch noch in die Warteschlange eingereiht und darüber sinniert, daß der Erwartungswert für die Wartezeit gleichbleibt, wenn immer der letzte in der Reihe zuerst drankäme. Zehn Minuten später und inzwischen dank gestiegenem Puls und Blutdruck auch tatsächlich munter war ich dann endlich an der Reihe und konnte meine Fahrkarte erstehen. Dank der in weiser Voraussicht eingeplanten halben Stunde hatte ich somit noch genug Zeit, mir in Ruhe einen Sitzplatz zu suchen.

FotoFotoFotoFotoFotoFotoDies stellte sich als relativ kompliziert heraus, da die guten Plätze bereits durch eine Schulklasse und die akzeptablen Plätze durch eine chinesische Reisegruppe belegt waren. Also zwängte ich mich irgendwo in eine Sitzbank und lauschte in den folgenden 90 Minuten einer schaurig-schönen Sinfonie, bestehend aus dem Geplapper von zwanzig Chinesen und untermalt vom monotonen Brummen des Dieselmotors unter meinen Füßen. Naja, im anderen Zugteil wärs schlimmer geworden, da saß die Schulklasse drin. Langer Rede kurzer Sinn, kurz nach elf war ich in Leipzig und konnte flinken Fußes zum Zoo laufen.

FotoFotoFotoFotoFotoFotoDort war bereits Himmel und Hölle in Bewegung, es herrschte ein Andrang, als gäbe es da Bananen, oder wenigstens Sprit für 50 ct/l. Den Kauf der Eintrittskarte verzögerte dies aber auch nur minimal, witziger war schon eher die Erfassung der Postleitzahl der Besucher, denn am benachbarten Schalter stand der Leiter einer Reisegruppe aus Taschkent… Anscheinend haben die in Usbekistan also auch fünfstellige Nummern. Nunja, egal, also rein ins Vergnügen.

FotoFotoFotoFotoFotoFotoUnd so wurde ich dann mehr oder weniger von den Massen in Richtung Aquarium geschoben. An ein ruhiges Betrachten der Fische war bei dem Gedrängel nicht zu denken, man mußte ständig aufpassen, nicht von resoluten Rentnern umgerannt zu werden, oder mit den Knien einem der herumrennenden Kinder eine Gesichtskorrektur zu verpassen. Das war mir dann schnell zu blöd, also raus und erstmal weiter in Richtung Elefantenanlage. Da waren zwar auch Menschenmassen, aber Elefanten kann man auch aus der zweiten Reihe noch gut betrachten. Danach folgte ich dem ausgeschilderten Rundgang und kam folgerichtig in der Tigertaiga an.

FotoFotoFotoFotoFotoFotoDas Tigergelände ist zwar wesentlich artgerechter als die früher üblichen kleinen Käfige zur Präsentation, allerdings hat das für den Besucher den Nachteil, daß sich die Tiere eine ruhige Ecke suchen und dann allenfalls hinter irgendwelchen versteckten Büschen zu sehen sind. So war das jedenfalls bei den Tigern der Fall, die hatten am frühen Nachmittag keinen Bock und legten vermutlich ein Nickerchen irgendwo im Schatten hin.

FotoFotoFotoFotoFotoFotoWeiter gings mit dem Rundgang in Richtung Pongoland, wo sich Gorilla und Schimpanse gute Nacht sagen. Das Gelände ist sehr großzügig eingerichtet, mit viel Platz für die Menschenaffen, denen der ganze Trubel auch relativ wurscht war. Ein Gorilla hielt sein Nickerchen, die Orang-Utans klettern gelangweilt in der Gegend herum, und die Schimpansen saßen hinter einer Scheibe und schnitten den Zuschauern Grimassen. Dem Andrang der Besucher nach zu urteilen, scheinen die meisten Menschen die Affen tatsächlich für Verwandte zu halten, denen man unbedingt einen langen Besuch abstatten muß. Das Verhalten der meisten Besucher ließ mich jedenfalls zu der Erkenntnis kommen, daß sie statt der Scheiben mit Blick auf die Affen auch vorm Spiegel hätten stehen können. Oder anders ausgedrückt, es war nicht immer klar, wer nun Mensch und wer Affe ist, bzw. ob beide Parteien auf der jeweils korrekten Seite der Absperrung hockten.

FotoFotoFotoFotoFotoFotoNachdem ich mich dort also durchgekämpft hatte, ging es weiter nach Afrika. Diese sächsische Miniaturausgabe beherbergt im wesentlichen Giraffen, Zebras, Strauße und Hyänen auf einer großzügigen Savannen-Anlage. Zwei Steinwürfe weiter haben die Löwen ihr neues Domizil gefunden, allerdings ließ sich der König der Tiere nicht herab, für schnöde Besucher seinen Mittagsschlaf zu unterbrechen. So hätte ich nur eine schlafende Löwin knipsen können, leider fokussierte die Kamera ständig auf den danebenstehenden Baum, und außerdem war eine dreckige Scheibe im Weg (hinter der jedoch eine Kreuzspinne ihr Netz gespannt hatte).

So langsam war es Nachmittag geworden und damit fast Fütterungszeit für Pinguine und anschließend die Seebären. Bevor es soweit war, enterte ich das Aquarium ein zweites Mal, diesmal war dort wesentlich weniger Betrieb und genug Platz zum entspannten Betrachten und Fotografieren der Haie. Den Abschluß des Zoorundgangs bildeten wie bereits erwähnt die Fütterungen, bei denen die Mitarbeiter übrigens Mikrofone benutzen, die dem Typ gleichen, der von den Professoren in der Vorlesung genutzt wird. Es funktionierte auch dementsprechend, nämlich gar nicht beziehungsweise nur mit Wackelkontakt. Dem Spaß tat es aber keinen Abbruch, die verspielten Seebären sorgten für Begeisterung rundum.

Nun machte sich bei mir doch langsam ein gewisses Hungergefühl breit, also machte ich mich auf den Weg zurück zum Bahnhof, allerdings über einen Umweg, so daß ich die gesamten Gleisanlagen vor dem Bahnhof querte und von einer Brücke aus einen schönen Blick auf den Bahnhof genießen konnte. Gegen vier war ich dann im Bahnhof angekommen. Eine Bockwurst und eine Cola später war ich dann auch in der Lage, die Zeit bis zur Abfahrt mit einem Bummel durch den im Bahnhof ansässigen Saturn totzuschlagen, wo ich doch tatsächlich einige Schnäppchen fand. Damit ging es dann kurz nach fünf wieder gen Chemnitz, wo ich gegen 19:15 Uhr wieder eintraf.

Fazit: Ein schöner Tagesausflug zu einem sehr lohnenswerten Reiseziel. Es war sicherlich nicht mein letzter Besuch im Zoo, zumal ja kräftig am Umbau zum Zoo der Zukunft gebastelt wird.

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