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A Saupreiß in Bayern

1. März 2004, 00:00 Uhr von Uwe

Bevor hier irgendwelche Mißverständnisse aufkommen: Ich bin natürlich kein Preuße, sondern Anhalt(in)er, und der Rest der Truppe bestand aus Sachsen bzw. Vogtländern. Da soll es ja einen Unterschied geben, hab ich mir sagen lassen.
Aber genug der Geographie. Ursprünglich wollte Anja zusammen mit Marc zum Münchner Flughafen, um von dort am ersten März ins Land der begrenzten Unmöglichkeiten zu fliegen. Und weil sich kein Chauffeur für eine Nachtfahrt finden ließ, fragte sie mich, ob es nicht vielleicht eine Möglichkeit gäbe, mit der Bahn da runter zu fahren. Nach ein wenig Hin und Her fand sich mit Dana kurzfristig noch ein vierter Mitfahrer. Durch Vitamin B ihrerseits ergab sich auch gleich noch eine Übernachtungsmöglichkeit in München. Somit fuhren wir am Sonntag (29.2. – Schaltjahr) von Chemnitz nach München.

29.2., um 16:20 Uhr, Chemnitz Hauptbahnhof
Eli im ZugDa Marc in Zwickau und Anja erst in Plauen zu uns stießen, fuhren Dana und ich nur zu zweit von Chemnitz ab. Ich kaufte vorher noch Fahrkarten: ein SWT für die Hinfahrt am Automaten, zwei „richtige“ Fahrkarten inklusive Platzkarten für die Rückfahrt am Schalter. Mehr brauchten wir nicht, Anja und Marc würden zu diesem Zeitpunkt ja schon im Flieger sitzen. Da anschließend noch ziemlich viel Zeit war, durchstreifte ich in aller Ruhe den Buchladen und wartete auf Dana, die einen Bus später Richtung Bahnhof gefahren war. Sie traf gegen dreiviertel fünf ein und latschte ebenfalls noch durch den Buchladen, bevor wir uns an den Bahnsteig stellten und 17:11 pünktlich Richtung Zwickau aufbrachen.
Der Regionalexpreß (BR 143 + 08/15 Dostos) war relativ leer, die Fahrt ziemlich öde. Dana vertiefte sich in ein Hochglanzmagazin, ich guckte aus dem Fenster und erhaschte im Vorbeifahren einen Blick auf verfallende Industriebauten in Chemnitz-Siegmar und eine halbe Stunde später den Lokschuppen der Interessengemeinschaft Dampflokomotive 58 3047 e.V. am Bahnhof Glauchau, bevor wir relativ pünktlich und bei einsetzender Dunkelheit Zwickau erreichten.

um 18:00 Uhr, Zwickau
Im Grunde ein schöner Bahnhof mit interessant gestaltetem Empfangsgebäude, allerdings denkbar ungeeeignet, um dort eine Stunde Wartezeit zu überbrücken. Dana machte einen Buchladen unsicher, ich hingegen latschte ein wenig ziellos durch die Gegend und stellte einige Sozialstudien an. So gab es dort zum Sonntagabend nicht nur Bahnhofspenner mit dem obligatorischen Bier, sondern auch zahlreiche Soldaten auf dem Weg zum Dienst, die meisten mit den üblichen großenTaschen. Da war ich insgeheim doch froh, den Zirkus hinter mir zu haben.
Marc war in Begleitung von Freundin Anita gegen dreiviertel sieben da, und so standen wir pünktlich am Bahnsteig und warteten auf den Zug, welcher uns 19:00 Uhr nach Hof bringen sollte. Dieser „Zug“ bestand aus einer 612er-Garnitur, deren Kapazität gerade so für alle Mitreisenden ausreichte. Durch geschicktes Drängeln bei der Bereitstellung konnte ich uns ein Viererabteil mit Tisch sichern, wir brauchten ja auch noch einen freien Platz für Anja. Sie meldete sich auch kurz nach der Abfahrt per Handy und wollte wissen, wie sie uns denn im Zug finden würde. Das klappte dann auch problemlos, auch wenn es ab da ein wenig eng für meine langen Stelzen wurde. Jedenfalls waren wir pünktlich kurz nach acht in Hof.

nach 20:00 Uhr, Hof
Nachts im Zug Nachts im ZugNachts im ZugNachts im ZugDana, Marc und Anja latschten schnell mal in die Bahnhofsgaststätte, ich hingegen ließ meinen Blick in die Runde schweifen und beguckte mir die dort herumstehenden Fernverkehrs-612er etwas genauer. Diese Nahverkehrstriebwagen werden ja als hochpreisige ICs zwischen Nürnberg und Dresden eingesetzt – Kundenverarsche sondergleichen. Wir wollten aber nicht nach Dresden, aus dieser Richtung kamen wir ja, sondern weiter nach Regensburg. Der passende Zug stand pünktlich bereit und bestand aus 218 + fünf oder sechs Bim, also ehemaligen InterRegio-Waggons. Da suchten wir uns ein Fünferabteil, machten die Tür zu und hatten unsere Ruhe. Vorher quatschte uns noch ein Mädel an, ob sie gegen Kostenbeteiligung auf unserem Wochenendticket mit nach München fahren könne, was wir bejahten, sparte uns ja schließlich auch ein paar Euronen. Da der Zug noch auf Anschlußreisende wartete, verzögerte sich die Abfahrt um knapp 10 Minuten, womit der Anschluß von sieben Minuten in Regensburg schon bedenklich wackelte.
So fuhren wir in einem vergleichsweise leeren Zug durch die stockdunkle fränkisch/oberpfälzische Pampa, tranken Kaffee, unterhielten uns über Schminktipps aus Hochglanzmagazinen (Dana schaffte es den ganzen Abend über nicht, das Magazin auszulesen), Filme, Bücher und was uns sonst noch so einfiel. Ich verglich immer mal wieder den Fahrplan mit den tatsächlichen Ankunftszeiten und stellte dabei fest, daß wir unsere Verspätung nicht wirklich nennenswert verringerten.

gegen 22:45 Uhr, Regensburg
im RE nach MünchenWir kamen mit rund fünf Minuten Verspätung an, hatten jedoch Glück, daß der Anschluß Richtung München ebenfalls Verspätung hatte. So konnten wir doch in Ruhe die Überführung auf den anderen Bahnsteig nutzen – der Architekt hatte dabei wohl eher ein Flughafenterminal vor seinem geistigen Auge. Der Zug nach München bestand aus einer alten 111 und fünf oder sechs klimatisierten Dostos. Platz gab es hier reichlich, das Diskussionsthema verschob sich von Schminktipps zu unpassenden Klamotten, und etwas ermattet kamen wir gegen halb eins im Münchner Hauptbahnhof an.

nachts halb eins, München Hbf
auf dem Weg auf die MatratzeDort wartete André schon auf uns, wie nicht anders zu erwarten mit seinem Fahrrad bewaffnet. Nach kurzer Klärung der tariflichen Fragen (das SWT gilt auch im Münchner Nahverkehr und bis drei Uhr morgens) fuhren wir mit der S8 bis nach Johanneskirchen zu Andrés Wohnung. Die Fahrt dauerte knapp 20 Minuten, wir kamen ins Quatschen und hätten um ein Haar das Aussteigen verpaßt… Von der Haltestelle bis zur Wohnung war es dann nur noch ein Steinwurf, und so saßen wir gegen 1 Uhr nachts in der Küche, laberten dummes Zeug, aßen noch einen Happen und laberten weiter Blödsinn. Gegen halb drei wurde so langsam die Schlaffrage akut, und so stellte ich unter Beweis, daß ich zwar keine Ahnung vom Tuten, aber immerhin vom Blasen hab – damit ist natürlich Luftmatratze aufblasen gemeint. Diese ohnehin schon nervenaufreibende Aufgabe wurde durch die dummen Kommentare der anderen auch nicht einfacher. Mein Geschnaufe muß wohl ziemlich an Darth Vader erinnert haben, und als dann plötzlich jemand meinte, die Matratze müßte jetzt nur noch „Ich bin dein Vater, Uwe“ sagen war alles vorbei. Gegen drei Uhr nachts war die Matratze schließlich doch voll heißer Luft und somit Matratzenhorchdienst angesagt.

1.3., gegen 8:00 Uhr, München
Die vorbeiratternde S-Bahn weckte uns, und nach kurzem Durcheinander waren wir bereit fürs Frühstück. Bei Tage stellte sich nun heraus, daß die Wohnung nur etwa 30 Meter neben der S-Bahn-Strecke liegt, so daß alle paar Minuten ein Zug vorbeirumpelt. Neben den S-Bahnen verkehren auch noch Güterzüge der rollenden Landstraße und Holztransporte in Richtung Österreich. Erinnerte mich irgendwie an Güsten in seinen Glanzzeiten.

Marc bei der Morgenlektüre Anja
AndréAbschiedInzwischen war auch Simon von seiner Wochenendtour wieder eingetroffen (er wohnt dort zusammen mit André). Er ging Dana wecken, wir genossen in der Zwischenzeit die perfekten Frühstückseier. Kurz vor neun war dann auch Dana aus dem Bett gefallen und bereit fürs Frühstück. Anja und Marc mußten so langsam los zum Flughafen, und ich nutzte diesen Zeitpunkt für den Absprung in Richtung Deutsches Museum. An dieser Stelle also nochmal herzlichen Dank an André und Simon für die Unterkunft und das Essen 🙂 Bevor ich abdampfte, vereinbarte ich noch schnell mit Dana, daß wir uns 16:15 Uhr am Münchner Hauptbahnhof treffen müßten, um die Heimreise anzutreten. Ich komme am Ende nochmal darauf zurück…
Anja, Marc und ich latschten dann jedenfalls zur S-Bahn-Station und kauften die jeweils notwendigen Fahrkarten. Danach verabschiedete man sich, die beiden fuhren Richtung Flughafen und ich Richtung Innenstadt, bis zur Haltestelle Isartor, um genau zu sein. Die S-Bahnen in München werden von der DB betrieben, bestehen wohl ausschließlich aus mehrfach gekuppelten 425er-Einheiten und scheinen ganz gut ausgelastet zu sein. Egal, kurz vor zehn entstieg ich der Bahn am Isartor und folgte den Hinweisschildern die rund 300 m bis zum Museum.

gegen 10:00 Uhr, Deutsches Museum
Ich war nicht das erste Mal in diesem Museum, war allerdings das letzte Mal vor knapp zehn Jahren dort gewesen. Insofern war ich schon neugierig, was sich seitdem alles verändert hatte bzw. was es alles neues gab. Also den Eintritt von 3,50 EUR (ermäßigt für Studenten) gelöhnt, Kamera entsichert und los gings.
FlugmotorPKW-MotorSchiffsdieselFlugzeugeJu-52Der rote BaronHolografieschweres WasserLuminolMetallbaukästenalte Bergwerkstechnikniedrige StollenSalzzabbauenge Treppen (rechts)ModellbahndioramenLokhallebayr. S3/6 (1)bayr. S3/6 (2)Brückenbau und WasserwegeA fatal error has occured. Click OK to quit.

Am beeindruckendsten fand ich (neben den ganzen ausgestellten Flugzeugen, Schiffsmodellen und Raketen) mit Abstand den Bergwerksrundgang. Dieser beansprucht eine gesamte Etage und ist stilecht ausgestattet, allerdings besteht ohne Helm akute Kopfschmerzgefahr in den niedrigen Gängen. Ebenfalls interessant waren die anschaulichen chemischen Reaktionen und die Halle zum Thema Brückenbau mit vielen Knöpfen zum Draufdrücken und gucken, wie sich der Wasserfluß durch Dämme etc. beeinflussen läßt.
V2Ammoniak zum SchnuppernRaketenLegoÖlförderungneue Bergbautechnik

Die Halle zum Thema Eisenbahnen war mir (natürlich) zu klein, aber es ist halt ein Technikmuseum im Allgemeinen und keine Eisenbahnausstellung. Egal, dafür gibt es dort auch tonnenweise andere Ausstellungsstücke zu bestaunen, vom Metallbaukasten über die gerade stattfindende Sonderausstellung über die Gebrüder Wright (mit Uralt-Flugzeugen) bis hin zu alten Musikinstrumenten. Einziger Wermutstropfen war der gerade stattfindende Umzug der Automobilausstellung in die Museumshallen auf der Theresienwiese, wo ab 2005 die Ausstellungsstücke zum Thema Verkehr & Mobiles gebündelt ausgestellt werden sollen. Aus diesem Grund war die Fahrzeugausstellung nicht für Besucher geöffnet. Da von den drei Hallen der Verkehrsausstellung bereits eine eröffnet war, bin ich da natürlich auch noch hingedüst, man gönnt sich ja sonst nix. Zum Glück liegen die Messehallen recht zentral an der Theresienwiese (das ist da, wo das Oktoberfest stattfindet).

gegen 13:45 Uhr, Deutsches Museum – Verkehrszentrum
alter SilberpfeilNochmal 1,50 EUR Eintritt gelöhnt und dafür eine Halle mit diversen Autos, Motor- und Fahrrädern sowie einigen Technikbeispiele für Bremsen, Lenkung und Getriebe gesehen. Verglichen mit dem Haupthaus also vergleichsweise wenig Museum fürs Geld. Naja, wenn die anderen zwei Hallen eröffnet sind, sieht das sicherlich anders aus, da wird man sich das Museum wohl nochmal angucken müssen. Jedenfalls war ich kurz vor drei wieder da raus. So langsam machte sich auch ein leichtes Hungergefühl in der Magengegend breit, also fuhr ich die eine Station zum Hauptbahnhof und holte mir eine Bratwurst.

nach 15:00 Uhr, Münchner Innenstadt
alter Renaultschwere AntriebstechnikMethanol-MercedesDa nach diesem Imbiß noch über eine Stunde Zeit bis zum vereinbarten Treffen war, machte ich mich kurzerhand auf den Weg durch die verschneite Fußgängerzone am Marienplatz. Eigentlich war ich auf der Suche nach einem Elektronikmarkt, zwecks Preisvergleich und CD-Kauf. Dummerweise scheint es in Münchner Innenstadt aber nur Hotels, Sex-Shops und Klamottenläden zu geben. Nach einigem Herumsuchen fand ich schließlich aber doch eine Filiale von WOM (World Of Music), einer der teuersten Musikketten, die man finden kann. Egal, besser als gar nichts, und das Angebot bei denen ist in aller Regel wesentlich umfangreicher als bei den Discountmärkten. Beim Durchstöbern der Regale fand ich denn auch drei CDs, die schon recht lange auf der Einkaufsliste standen. Damit war die Zeit bis zum vereinbarten Treffpunkt auch fast rum, also fuhr ich mit der S-Bahn zum Hauptbahnhof zurück und wartete am Bahnsteig auf Dana.
Leider rächte es sich hier dann, daß wir am Morgen keinen genauen Treffpunkt ausgemacht hatten. Ich stand zwar so, daß man auf dem Weg zum Zug unweigerlich an mir vorbeilaufen mußte, allerdings fuhr laut der (defekten) Anzeigetafel zeitgleich ein zweiter Zug ebenfalls nach Nürnberg. Langer Rede kurzer Sinn: Wir liefen am Ende klassisch aneinander vorbei und ich fuhr allein zurück nach Chemnitz.

abends, Rückfahrt
Isar am Deutschen MuseumSt. Pauls KircheTheresienwiese
Die Rückfahrt fand in zwei ICs statt, der erste von München über Ingolstadt nach Nürnberg, der zweite war einer der bereits angesprochenen Mogel-ICs Richtung Dresden. Egal, um die Zeit fuhr sowieso nix anderes mehr, da konnte ich auch nicht weiter wählerisch sein. Wie auch immer, bis Ingolstadt (dem ersten und einzigen Zwischenhalt) war der Zug recht gut besetzt, es scheinen viele Leute zwischen Ingolstadt und München zu pendeln. Ab da waren die Züge so gut wie leer, die Platzkarten hatte ich somit quasi umsonst gekauft. Irgendwann muß ich mir die Gegend zwischen Ingolstadt und Nürnberg aber nochmal genauer und in Ruhe angucken, die Fahrt war dort landschaftlich recht reizvoll, leider wurde es wieder zu zeitig duster.
Schneetreiben in ChemnitzZwischen Nürnberg und Plauen machte ich ein Nickerchen, draußen war wegen der Dunkelheit eh nix zu sehen, danach strengte ich mich allerdings lieber an mit Wachbleiben, um das Aussteigen nicht zu verpassen. Kurz nach zehn kam ich dann fast pünktlich in Chemnitz an. Dummerweise fährt ja bei der CVAG um die Zeit nix mehr, also latschte ich (quasi als krönender Abschluß des Tages) vom Hauptbahnhof zum Wohnheim zurück. Dabei fielen mir dann erstmals leichte Schmerzen im großen Zeh auf, die sich im Wohnheim angekommen als zwei dicke Blasen entpuppten. Die nächsten zwei Tage hatte ich noch leichten Muskelkater in den Beinen, aber das gehört dazu.
Fazit: Eine tolle Tagestour mit einem leicht verkorksten Ende (nein, ich werde mir trotzdem kein Handy zulegen). Ansonsten war es schade, daß keiner weiter mit ins Museum wollte, zu zweit hätte das noch wesentlich mehr Spaß gemacht. Nuja, beim nächsten Mal vielleicht.

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