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Von mangelnder Vorbereitung

19. Januar 2004, 00:00 Uhr von Uwe

Die letzten Tage entsprachen dem üblichen deutschen Winter: naßkalt, kein Schnee und alles schön grau in grau. Nix mit dem idyllischen Bild einer irgendwo in der skandinavischen Pampa herumstehenden Berghütte mit Kamin und Bärenfell. Nun hats heute (ironischerweise am gleichen Tag, an dem hier ganz groß das chinesische Frühlingsfest gefeiert wird) trotzdem geschneit, und zwar nicht gerade wenig – und schon waren wieder alle völlig überrascht, wie das mitten im Januar passieren konnte…

Und so liest man jeden Winter mehrfach die gleichen Schlagzeilen: Da steht dann was von „plötzlichem Wintereinbruch“, wenn mal wieder irgendwo ein Zug verspätet war oder die Unfallzahlen extrem anstiegen. Als wenn der Winter urplötzlich mitten im Januar über uns gekommen wäre… Das gleiche gilt für den Herbst, denn die Blätter fallen ja auch völlig überraschend von den Bäumen und verschmieren die Straßen. Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, das die Leute den Sommer für einen Dauerzustand halten.

Nur so kann ich mir erklären, daß man im Oktober keine Winterreifen aufzieht – obwohl jeder Autofahrer weiß, daß man schon bei geringen Schneehöhen mit Sommerreifen kaum noch Kontrolle über das Auto hat. Eigentlich wäre es daher angebracht, daß die Polizei zwischen November und Februar bei Kontrollen nicht nur den Fahrer auf Alkoholkonsum, sondern auch das Auto auf Winterreifen prüft. Aber Winterreifen alleine nutzen natürlich auch nix, wenn die Autofahrer wie die Bekloppten fahren und die Fahrweise nicht der Witterung anpassen, wie man es in der Fahrschule so schön beigebracht kriegt. Entweder kriechen sie nur noch im Schrittempo, sobald auch nur eine Schneeflocke hochkant auf der Fahrbahn steht, oder sie scheren sich nicht drum und rasen trotzdem über die verschneiten Straßen.

Womit wir beim nächsten Problem wären: Der Winterdienst ist üblicherweise auch jedes Jahr aufs Neue erstaunt, daß es mitten im Dezember oder Januar mal eben 30 Zentimeter Schnee vom Himmel hauen kann. Da reichen dann die Räumfahrzeuge und Einsatzkräfte natürlich hinten und vorne nicht. Besonders lustig ist es darüber hinaus, wenn man die Räumungsprioritäten so seltsam setzt wie hier in Chemnitz: Da steh ich früh kurz nach sieben an der nicht geräumten Bushaltestelle, der Bus rutscht bedrohlich nahe am Bordstein vorbei, eiert dann über die nicht geräumten Hauptstraßen(!) der Innenstadt(!!), um dann schlitternd an der Bushaltestelle nahe der Uni zu halten. Und siehe da, die Fußwege sind einwandfrei geräumt und gestreut – bereits früh um sieben. Wie gut, daß ich nicht Auto fahren muß – die durften sich auch am späten Vormittag noch an zentimeterdicken Schneeschichten auf den Straßen erfreuen.

Dabei saßen sie zumindest noch im warmen Auto. Lustig – naja, das ist wohl Ansichtssache – wird es, wenn man bei schönem Schneegestöber zu Fuß unterwegs ist. Es muß Leute geben, die davon ausgehen, daß Schnee völlig trocken ist und zudem eine Temperatur von 20 Grad hat. Anders kann ich mir nicht erklären, wie man mit dünnen Stoffturnschuhen durch tiefen Schneematsch waten kann. Genausowenig kann ich Leute verstehen, die nur eine dünne Sommerjacke anhaben, anstatt sich in einen dicken Mantel zu mummeln. Und dann stöhnen alle über Erkältungen… Schnee ist nunmal naß und verdammt kalt, da pfeif ich doch aufs Aussehen und zieh die dicken Wollsocken an, zwäng mich in die wasserdichten Stiefel und kram Schal und Mütze aus dem Schrank. Besonders gilt das mit dem Aussehen natürlich für die Vertreter der holden Weiblichkeit, die nicht umhin kommen, nur ein knappes T-Shirt anzuziehen, damit auch jeder das Bauchnabelpiercing bestaunen kann… Verdammt, was nutzt mir der schöne Anblick, wenn das Mädel eine rote Triefnase hat, dauernd am Husten ist und grade noch heiser krächzen kann? Da gilt immer wieder der alte Spruch „Es gibt kein falsches Wetter, nur falsche Kleidung“.

Aber was reg ich mich hier auf – irgendwann wirds mal wieder Sommer, und dann stöhnen alle über die unerträgliche Hitze, die Mücken, Wespen und sonstigen nervigen Insekten, von Heuschnupfen und änlichem Mist mal ganz zu schweigen. Also genießen wir den Winter, so lange wir können. Zu welcher Jahreszeit kann man sonst Schneemänner bauen, sich guten Gewissens einen Glühwein gönnen oder das warme kuschlige Bett zum Lieblingsort in der Bude machen?

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