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Iron Maiden’s gonna get all of you!

27. November 2003, 00:00 Uhr von Uwe

In Ermangelung von Zeit und Lust, einen neuen sinnfreien Labertext zu schreiben, gibt es diesmal „nur“ einen Konzertbericht. Und zwar waren der chö, der Hörri und ich am 27.11.2003 in der Arena Leipzig, da spielten nämlich Funeral For A Friend und als großes Highlight des Abends Iron Maiden, meine erklärte Lieblingsband.

Iron Maiden sind ja im Moment auf ihrer Dance Of Death-Tour quer durch Europa, und nächstes Jahr geht es nach Amerika und Asien. Da dies die letzte große Arenatour der Band sein soll, ließen wir uns dann auch nicht vom Eintrittspreis von 48,- EUR abschrecken. Ich bestellte also drei Karten, und dann ging es los, mit dem Auto nach Leipzig. Der chö fuhr, und wir stimmten uns mit einem alten leiernden Kassettenmitschnitt der Somewhere In Time auf den Abend ein.

Wir kamen dann recht pünktlich kurz vor 8 in Leipzig an, und checkten dann erstmal die Halle. Bier 2,50 EUR war ok, Merchandising (T-Shirts und so) für mindestens 30,- EUR war nicht nur mir zu teuer. Zehn Minuten nach acht stand dann plötzlich ein Typ auf der Bühne und quatschte was ins Mikro: „Leute, ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht: Zuerst die gute, Iron Maiden sind hier und werden auch spielen. Und nun die schlechte, der Schlagzeuger von Funeral For A Friend liegt im Backstagebereich mit Krämpfen und Magenverstimmung und deswegen werden sie heute nicht spielen können. Wir versuchen jetzt, Iron Maiden so schnell wie möglich auf die Bühne zu kriegen, aber 45 Minuten wird das wohl dauern. Also trinkt noch was und amüsiert euch!“

FotoFotoNunja, über die Vorband hatte ich nur schlechte Berichte gelesen, aber niemals auch nur einen Song gehört – es hätte mich zumindest interessiert, wie sie live auftreten, um mir meine eigene Meinung zu bilden. Naja, was solls, latschten wir halt noch eine Weile durch die Halle, der chö hielt ein paar Schwätze mit ein paar Bekannten, und so langsam wurde es spannend.

FotoFotoDie Zuschauer wurden dann mit dem alten UFO-Gassenhauer „Doctor Doctor“ geweckt, dann folgte ein kurzes Intro, und plötzlich standen da fünf Typen auf der Bühne (+einen hinterm Schlagzeug) und sorgten für totale Begeisterung. Los ging es mit Wildest Dreams, mit sehr schönem Break vor dem Solo. Danach folgten erstmal die Klassiker Wrathchild, Can I Play With Madness und The Trooper, alle mit wechselndem Backdrop hinter der Bühne, und dem obligatorischen Fahneschwenken bei The Trooper.

FotoFotoBeim folgenden Dance Of Death (also dem Song, Tote tanzten nicht) trug Bruce dann plötzlich eine Maske wie die Figuren auf dem Cover des Albums (der zugehörige Backdrop war übrigens eine gezeichnete Version eben dieses Covers – warum sie nicht einfach die computergenerierten Figuren aus dem Albumcover genommen haben, ist mir nicht ganz klar) Bruce sprang jedenfalls wie ein Derwisch mit Maske und Umhang über die Bühne und hatte dabei was von Mephisto aus Goethe’s Faust. Danach gabs zur Erholung erst mal die leichtverdauliche zweite Single des Albums, Rainmaker. Im Gegensatz zum Album zündeten die Songs live wesentlich besser, weil der schlechte Mix nicht störte.

FotoFotoDas Vorgängeralbum Brave New World wurde mit dem Titelsong gewürdigt, da ging dann beim Refrain auch die Menge wieder richtig ab. Danach tauchten plötzlich zwei Stacheldrahtzäune auf der Bühne oben links und rechts vom Schlagzeug auf, dazu ein düsteres Bild eines Schlachtfeldes und Kanonendonner. Es folgte ein von Bruce gesprochenes (aber vom Band eingespieltes) Intro, bevor das Inferno von Paschendale entfesselt wurde. Jede Menge Trockeneis, Bruce in Uniformmantel und mit Helm, kurz gesagt einfach eine perfekte Umsetzung des Songs auf die Bühne. Auf dem Album ist er mit Abstand der beste Song, und an diesem Abend war er (neben den abschließenden Klassikern) das absolute Highlight.

FotoFotoDer Stacheldraht wurde wieder abgebaut, und dann folgte mit Lord Of The Flies ein kurzer Ausflug in die Blaze-Bayley-Ära. Ich muß zu meiner Schande gestehen, daß ich zuerst Schwierigkeiten hatte, den Song zu erkennen, aber dann entpuppte sich diese Live-Version als allererste Sahne, insbesondere die doch recht andere Stimme von Bruce (der zudem in Topform war) veränderte den Charakter des Songs gehörig. Dieser Sänger ist ein absolutes Phänomen, wie er es schafft, wie von der Tarantel gestochen kreuz und quer über die Bühne zu sprinten, zu springen und auf den Aufbauten herumzuklettern, und gleichzeitig noch so zu singen, ist mir teilweise ein echtes Rätsel. Der Rest der Band steht dem aber in nichts nach, Bassist Steve Harris und Gitarrist Janick Gers waren ebenfalls omnipräsent an allen Ecken und Enden der Bühne. Ganz im Gegensatz zu den beiden anderen Gitarristen Dave Murray und besonders Adrian Smith, der seine Soli völlig lässig und betont cool aus dem Handgelenk schüttelte.

FotoFotoDas große Finale leitete dann No More Lies ein, zu dem man sehr schön herumbrüllen kann, was wir uns natürlich nicht nehmen ließen. Spätestens bei den folgenden Songs Hallowed Be Thy Name und Fear Of The Dark brachen dann endgültig alle Dämme, es wurde gebangt, die Fäuste in die Luft geschwungen und lauthals mitgesungen, daß es nur so eine Freude war. Der chö haute mir seine Haare mehr als einmal in den Rücken und ging gerade bei den Soli voll ab. Leider war mit dem folgenden Iron Maiden das Konzert fast schon wieder vorbei. Aber vorher zog die Band mit einem riesigen Eddie-Grim Reaper nochmal alle Register.

FotoFotoDie lauten Rufe nach einer Zugabe wurden erhört, und zwar mit Journeyman, einer ruhigen Akustik-Nummer, bevor dann die berühmten Worte „Woe to you, oh Earth and Sea“ erschallten. The Number Of The Beast wurde wieder frenetisch gefeiert, und auch das abschließende Run To The Hills wurde begeistert mitgegrölt (von Singen konnte zumindest bei mir zu diesem Zeitpunkt keine Rede mehr sein…). Leider blieb es dann bei diesen drei Zugaben, ehe das Licht wieder anging und wir mit den Klängen von Monty Python’s Always Look On The Bright Side verabschiedet wurden.

FotoAlso schnappten wir uns unsere Jacken aus der Garderobe, latschten zum Auto, trugen unterwegs noch schnell das Bier ins Gebüsch und machten uns auf die Heimreise. Während wir hinzu Landstraße gefahren waren, wollten wir auf dem Rückweg dann gleich Autobahn fahren, weil da um die Zeit sicherlich ein besseres Durchkommen war. Dieser Plan ging bis Döbeln auch auf, leider wurde dann die Sicht kontinuierlich schlechter, bis wir dann mit etwa 30m Sicht durch die Gegend schlichen. Selbst auf der A4 war die Sicht nur stellenweise besser, aber gegen 0:30 Uhr landeten wir dann doch wohlbehalten wieder in Chemnitz.

Fazit: Ein geiles Konzert, das allerdings für den Preis und unter Berücksichtigung des Ausfalls der Vorband mit reichlich 90 Minuten zu kurz und vor allem ziemlich überteuert war. Naja, was tut man nicht alles für seine Lieblingsband. In diesem Sinne, Up The Irons!

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