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Album der Woche

1. April 2023, 11:39 Uhr von Uwe

Nächste Woche ist Ostern, was ja irgendwo irgendwann vor langer langer Zeit in einem weit weit entfernten Land mal was mit ollen Römern zu tun hatte: Links zum Tor hinaus, jeder nur ein Kreuz und so. Und deswegen gehts heute im weiteren Sinne um das Thema, dass man es manchmal im Kreuz hat (oder so ähnlich).

Tatsächlich taucht das Kreuz namensgebend im Albumtitel auf. Es geht dabei um Geschichtsunterricht der krawalligen Sorte. Es geht (unter anderem) um Mythen und Legenden in Verbindung mit Robin Hood, um die schottische Unabhängigkeit sowie die Zusammenhänge zwischen Indy Jones und Monty Python.

Dieser Geschichtsunterricht wurde vor 25 Jahren von Grave Digger präsentiert, die damals in ihrer „Middle Ages“ Trilogie unterwegs waren. Der erste Teil „Tunes Of War“ drehte sich im weiteren Sinne um die psychologische Auswirkung von Dudelsäcken auf die Kampfeinstellung englischer Soldaten. Der dritte Teil „Excalibur“ greift wiederum Monty Python auf, weil das Verteilen von irgendwelchen Schwertern aus irgendwelchen Seen heraus keine Grundlage für eine Regierung sein kann – Geralt von Rivia würde da sicher auch widersprechen. Heute gehts also um den zweiten Teil – „Knights Of The Cross“ von 1998.

Thematisch gehts also um die Geschichte des Ordens der Tempelritter zur Zeit der Kreuzzüge. Die Band achtete aber sehr genau drauf, dass man sich an historisch verbürgte Fakten hielt, soweit das anhand der verfügbaren Aufzeichnungen möglich war. Namen, Daten und Orte sind also wohl ziemlich korrekt.

Selbstverständlich ist das Album damit ein Konzeptalbum und muss als solches mehr oder weniger am Stück gehört werden, weil man sonst Lücken in der Geschichte hat. Tatsächlich stehen die Songs aber auch gut für sich alleine, und wenn man sich über die größeren Zusammenhänge keinen Kopp macht hat man einfach elf Metalsongs plus ein Intro, am letzten Song hängt noch direkt ein kurzes Outro dran. Bei Grave Digger gings immer um die klassischen Stampfer im Accept-Stil, gepaart mit den Reibeisen-Vocals von Chris Boltendahl. Farbtupfer gibts in Form von diversen Keyboard-Einsprengseln, aber definitiv weit davon entfernt irgendwie alles mit Keyboardflächen zuzukleistern. Je nach Thema gibts auch mal kurze akustische Atempausen.

Die Geschichte beginnt (Knights Of The Cross) mit dem ersten Kreuzzug und der Eroberung Jerusalems durch die Kreuzzügler im Jahre 1099. Zwanzig Jahre später wird der Templerorden gegründet, um die heiligen Stätten Jerusalems bzw. das Heilige Land gegen die Moslems zu verteidigen. Ist halt blöd, wenn die die gleichen heiligen Gebiete beanspruchen. Das wird im Song Monks Of War thematisiert. Tatsächlich waren es also Ritter im päpstlichen Auftrag, nicht etwa Mönche, die der heiligen Schrift durch scharfkantige Meinungsverstärker mehr Nachdruck verleihen wollte. Die Tempelritter wuchsen schnell zu einer Armee, die eine entsprechend große Rolle als religiöser, politischer und militärischer Machtfaktor in der Region und weit darüber hinaus spielte.

Ihnen gegenüber standen die stärker werdenden muslimischen Kämpfer, darunter die mythischen Assassine aus Persien. Die kämpften mit Methoden, die noch heute von Geheimdiensten angewandt werden und nutzten eher List und Heimtücke, da sie kein Heer für eine große Feldschlacht hatten. Das Wort Assassine hat übrigens den gleichen Wortstamm wie Haschisch, denn sie nutzten die Droge wohl tatsächlich. Dieses ganze Thema wird in Fanatic Assassins durchgekaut.

Robin Hood kommt im folgenden Song ins Spiel, König Richard I. (Löwenherz) kämpfte ja im Dritten Kreuzzug im heiligen Land, während der Held in Strumpfhosen im Sherwood Forest Postkutschen überfiel (oder so ähnlich). Logischerweise heißt der Song zum Thema Lionheart. Indy Jones kommt danach dran, denn die Legenden behaupten dass die Tempelritter den Heiligen Gral bewachten (Keeper Of The Holy Grail). Die ganze Geschichte fand auch ihren Eingang in die Geschichten um König Arthur und die Ritter der Tafelrunde, für weitere Forschungen zum Thema kann man ja auch mal wieder Indiana Jones And The Last Crusade spielen bzw den gleichnamigen Film gucken.

Das Ende des Ordens wird in den nächsten vier Songs thematisiert. Da kommt nun Monty Python dazu, denn „Nobody expects the Spanish Inquisition“). Gut, bei den Templern warens keine Spanier, aber die Templer waren gewissen politischen Kreisen zu mächtig und einflussreich geworden, weswegen man ihnen nun unter dem Vorwand der Häresie die Inquisition auf den Hals hetzte. Angeblich beteten die Tempelritter den Gott Baphomet an, was wohl eine Umschreibung für Mohammed sein könnte. Philipp IV von Frankreich hatte große Schulden beim Templerorden, was wohl der Hauptgrund für ihn war, gegen den wohlhabenden Orden vorzugehen. Papst Clemens V wurde schließlich von ihm gezwungen den Orden 1312 aufzulösen. Wenige verbliebene Ritter flohen aus Frankreich in Richtung England (Over The Sea). Der letzte Großmeister des Ordens, Jacques de Molay wurde 1314 getötet. Angeblich verfluchte er vom Scheiterhaufen aus den französischen König und den Papst, die beide innerhalb des kommenden Jahres starben (The Curse Of Jacques).

Zum Abschluss des Albums gehts nochmal um schottische Kampfdudler, denn im Jahr 1314 kämpften in der Schlacht von Bannockburn die Schotten gegen eine Übermacht der Engländer und gewannen, was nach weiteren Kämpfen schließlich zur (vorübergehenden) schottischen Unabhängigkeit führte. Angeblich kämpften auf Seiten der Schotten einige wenige, dafür aber kampferprobte Tempelritter (Battle Of Bannockburn).

So, nun hab ich viel über die historischen Inhalte gelabert, aber nicht viel zur Musik gesagt. Anspieltipps sind aus meiner Sicht das Titelstück, Lionheart und das abschließende The Battle Of Bannockburn. Das sind klassische Hymnen mit fetten Chören, etwas schneller und mit ordentlich Doublebass geht es bei Monks Of War und Fanatic Assassins zur Sache, während Heroes Of This Time und The Keeper Of The Holy Grail eher schleppend durchs Heilige Land stampfen. Richtiggehend getragen passend zum Thema wird The Curse Of Jacques dargeboten.

Fazit: Geschichtsunterricht der anderen Art, klassisch teutonische Metallfachverarbeitung und eins der stärksten Alben im Katalog von Grave Digger.

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