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Album der Woche

12. Januar 2023, 18:19 Uhr von Uwe

Die erste Arbeitswoche des Jahres ist fast um, die wichtigste Aufgabe ist schon erledigt (Urlaub beantragen, höhö), die letzten zwei Tage lief Bud Spencer im TV, läuft also. Zeit sich mit den krawalligen Seiten des Lebens zu befassen. Und die kommen diese Woche aus Sheffield und feiern dieses Jahr runden Geburtstag.

Sheffield ist in erster Linie für Kohle und Stahl bekannt. Andererseits stammt auch Joe Cocker aus dieser Stadt, und außerdem entliefen vor über 40 Jahren einige Wildkatzen von hier in die weite Welt, um sich mit ohrenbetäubendem Krach die Trommelfelle zu zermatschen und als taube Leoparden Anfang der 80er heftig auf MTV zu rotieren. Jepp, es geht um Def Leppard und deren drittes Studiowerk „Pyromania„.

Nach zwei eher mittelprächtigen Alben gelang der Band hier ein großer Sprung, insbesondere eben aufgrund von MTV in Amerika. Ein Haufen Singles (vier in UK, sieben in den USA) wurden ausgekoppelt, zwei davon kamen in den USA in die Top 20 (Billboard) bzw. Nummer 1 der Rockcharts, während sich der Erfolg in Europa in Grenzen hielt. Ich vermute dass man in Europa eher auf „richtigen“ Heavy Metal abfuhr (Iron Maiden und Co), während Def Leppard eher melodischen Hardrock fabrizierten, den man gut und gerne als Vorläufer von Bon Jovi und Co ansehen kann – was natürlich in den USA ein riesiges Potential hatte.

In der Band hatte es personelle Änderungen gegeben – Gitarrist Pete Willis war wegen übermäßigen Alkoholzuspruchs gefeuert worden, Phil Collen ist seitdem Gitarrenhexer. Ähnliche Suchtprobleme sollten die Band Jahre später beim zweiten Gitarristen Steve Clark erneut heimsuchen. Hier aber ist Steve in Topform und schrieb an fast allen Songs mit.

Anyway, der erste Hingucker am Album ist die Verpackung. Spätestens seit dem 11. September kommt man damit nicht mir in die Läden, wobei mir der Zusammenhang zwischen Artwork und Albumtitel nicht so recht einleuchten will. Auf die beiden Seiten der LP verteilen sich nun zehn Songs, je fünf pro Seite. Die meisten pendeln so um die vier Minuten, nur die jeweils letzten Songs der Seiten kommen auf ungefähr sechs Minuten.

Geboten wird, wie eingangs erwähnt, größtenteils melodischer Hardrock, hier aber noch mit Betonung auf Rock, weniger auf melodisch, und wesentlich weniger glattgebügelt als vier Jahre später beim Nachfolger „Hysteria“.

Der Opener Rock! Rock! (Till You Drop) klingt genau so wie der Titel vermuten lässt – die Gitarren treiben das Stück flott voran und geben damit die Marschrichtung vor. Danach folgt das bekannte Photograph, was auch als Single rauskam und heute noch oft im Rockradio läuft. Stagefright ist danach mehr oder minder vergleichbar mit dem Opener, während Too Late For Love als eine Art Halbballade durchgeht. Hier kommen die Harmoniegesange als typisches Stilmittel der Band gut zur Geltung. Die Seite wird abgerundet von Die Hard The Hunter, dass erst nach einem gut einminütigen atmosphärischen Intro richtig durchstartet.

Die zweite Seite wird von Foolin‘ eröffnet, ebenfalls eine der bekannteren Nummern im Katalog und typischer Beitrag im Rockradio. Rock Of Ages schlägt in die gleiche Kerbe und ist besonders bekannt für das gesprochene Intro aus deutschen Fantasieworten zum Anzählen. Das haben sich The Offspring viele Jahre später für Pretty Fly (For A White Guy) ausgeborgt. Comin‘ Under Fire ist danach eher Füllstoff, das nachfolgende Action! gehört wiederum in die Kategorien des Openers, also rifflastiger Rock ohne Schnörkel. Und damit wären wir schon beim Albumabschluss, Billy’s Got A Gun, dessen Intro mich irgendwie an Holy Diver von Dio erinnert, bevor der Song sich in ganz andere Richtungen entwickelt.

Fazit: Diverse Magazine haben das Album zum besten in der Bandgeschichte gekürt. Da würde ich nicht ganz mitgehen, „Hysteria“ enthält dann doch eine ganze Latte bekannterer Stücke. Wem andererseits „Hysteria“ zu glattgebügelt ist, der wird hier glücklich.

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