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Album der Woche

4. Januar 2023, 16:26 Uhr von Uwe

Neues Jahr, neue Liste von Alben. Die Liste zusammenzustellen hat Energie gekostet. Und wo kriegt man Energie her? Richtig, ausm Kraftwerk. Und damit wären wir mit einem echt flachen Wortwitz beim Thema.

Über die Bedeutung von Kraftwerk für die elektronische Musik, Techno und was weiß der Geier sonst noch alles braucht man nix mehr sagen, das haben andere eloquenter getan. Das Album der Woche ist nun dasjenige, was das Phänomen Kraftwerk wie kein zweites auf den Punkt bringt: Die Mensch-Maschine von 1978.

In den vorherigen Alben hatten die vier Düsseldorfer Künstler ihre eigenen elektronischen Klangwelten definiert und damit experimentiert, nun wurden alle Erfahrungen in perfekter Weise verarbeitet, um ein wahrhaft künstlerisches Statement zu produzieren. Dazu gehörte der uniformierte Auftritt der Bandmitglieder (ohne politische Hintergedanken, was freilich nicht jeder verstand), Texte über futuristische Themen (zu ebenso futuristischer Musik) und daraus resultierend sechs Songs in kompakterem Format als auf den Vorgängeralben.

Eröffnet wird der rot-schwarze Reigen von Die Roboter, was die Band auch live künstlerisch aufgriff, denn da agierten dann auch mal vier lebensgroße Modelle der Musiker anstatt der Musiker selbst. Was ist noch echt? Was ist Mensch und was Maschine? Das folgende Spacelab ist quasi ausschließlich instrumental (bis auf die verzerrten Stimmen, die „Spacelab“ sagen) und klingt irgendwie nach einer frühen Form des Soundtracks zu Captain Future. Klingt so futuristisch wie es sich liest. Den Abschluss der ersten Seite liefert Metropolis, mit Sicherheit inspiriert vom gleichnamigen Film von 1927. Ein monoton-stumpfer Beat führt durch die gesamte Nummer, so ähnlich wie der Klang einer gleichmäßig laufenden Maschine. Text gibts auch hier wieder keinen, bis auf das Wort „Metropolis“.

Seite zwei wird eröffnet vom bekanntesten und erfolgreichsten Song von Kraftwerk. Das Modell ist der Prototyp sämtlicher Synthie-Pop-Songs der Spätsiebziger und Frühachtziger. Ohne dieses Stück hätte es eine Truppe wie Depeche Mode vermutlich nicht gegeben. Hier gibt es dann auch mal tatsächlich echten Gesang mit richtig Texten. Kommerzieller als hier klangen Kraftwerk nie wieder, was die Texte zur Satire werden lässt. Ganz großes Kino.

Es folgt mit Neonlicht eine Interpretation eines nächtlichen Spaziergangs durch eine hell erleuchtete Großstadt. Alles flirrt und zirpt und pulst, so wie eine Großstadt eben nie wirklich stillsteht.

Zum Abschluss kommen wir mit Die Mensch-Maschine wieder beim Ausgangspunkt an – was ist Mensch und was Maschine? Verzerrte Stimmen aus dem Vocoder über einem gleichförmigen Rhythmus des elektronischen Schlagzeugs – Kraftwerk waren damals ihrer Zeit Jahrzehnte voraus und klingen auch heute noch futuristisch.

Fazit: Wenn man nur ein Album von Kraftwerk besitzen will, dann dieses hier (allerdings verpasst man dann große Kunst wie Autobahn oder Radio-Aktivität). Die Bedeutung des Albums für die Popkultur kann kaum überschätzt werden, allein schon wegen Das Modell. Nächste Woche wirds dann wieder weniger elektronisch und mehr gitarrenlastig.

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