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Album der Woche

21. Dezember 2022, 11:13 Uhr von Uwe

Yay, letzte Ausgabe vor Weihnachten. Ich hab bereits Urlaub und bin deswegen voll im Stress, weil man ja noch Plätzchen backen muss, und Geschenke gekauft werden wollen und so weiter und so weiter, man kennt das ja. Und genau deswegen lässt man die Todoliste erstmal Todoliste sein und produziert hier neue Einträge. Im Übrigen hatten wir gestern im Bekanntenkreis erstmal die gar nicht so abwegige Diskussion, ob eine Todoliste tatsächlich eine Liste ist, oder eher eine ungeordnete assoziative Menge, oder vielleicht doch ein geordnetes Feld. Informatiker ey… ganz schlimm.

Passend zur Informatik geht es heute auch elektronisch zu, denn das Album der Woche kommt von einem Griechen, der leider in diesem Jahr verstorben ist. Evangelos Odysseas Papathanassiou, besser bekannt als Vangelis. Der hat ja, wie ich in einem früheren Beitrag schon erwähnte, diverse Filmmusiken geschrieben (u.a. Blade Runner) und nebenbei in den 1970ern neben Kraftwerk und Jean-Michel Jarre die ersten großen Werke der elektronischen Musik gebastelt. Und damit sind wir beim Thema, denn das Album der Woche ist entsprechend sein ’77er Werk „Spiral„.

Das Cover ist ja schon mal mächtig cool, da fliegt nämlich ein überdimensionaler Klinkenstecker mit Spiralkabel durch einen Wolkenhimmel. Das Album dreht (ha!) sich dabei auch um kreisförmige Dinge, so wie das was Elton John später als Circle Of Life besungen hat. Da steckt ein bissl fernöstliche Philosophie drin, aber im Endeffekt ist es trotzdem ein rein instrumentales Album auf Basis von Synthesizern und Sequenzern, das heißt den ganzen philosophischen Unterbau kann man gekonnt ignorieren. Kommen wir also direkt zum Inhalt.

Auf der Scheibe finden sich fünf Stücke, zwei auf der zweiten Seite, folgerichtig drei Stücke auf der ersten Seite. Mir ist nicht klar, warum das letzte Stück der Scheibe 3+3 heißt, wenn es doch wohl 3+2 hätte heißen müssen, aber das muss sicher so sein. Das Album beginnt dabei mit dem Titelstück, in dem auch gleich ein Sequenzer nett vor sich hin blubbert und einen hektischen Rhythmus vorgibt, über dem dann majestätische Synthesizerklangteppiche gewebt werden (Banausen würden es Keyboardgekleister nennen). Es folgt ein über acht Minuten langes ruhiges Stück namens Ballad, was aber nix mit Herzschmerzgefühlsduselgedudel zu tun hat. Die Nummer kommt aber nicht so recht aus dem Quark und ist irgendwie zähklebrig wie Kaugummi, hat dafür die einzigen Stimmen des Albums – ein paar verzerrte und verfremdete Ahs und Ohs, also eher akustische Untermalung als Gesang.

Deutlich flotter geht es dann auf dem dritten und letzten Stück der ersten Seite zu. Dervish D basiert wieder auf einem Sequenzermotiv, welches sich durch den gesamten Song zieht. Darüber werden wieder sparsame instrumentale Farbtupfer gesetzt, so dass die Nummer durch die konstante Wiederholung eine gewisse hypnotische Wirkung entfaltet, was wohl so beabsichtigt war, geht es doch um die kreisenden Tänze eines Derwischs. Mit etwas über fünf Minuten ist das auch das kürzeste Stück der Scheibe.

Kommen wir zur zweiten Seite: Da findet sich mit To The Unknown Man eines der bekanntesten und einprägsamsten Stücke von Vangelis. Auch dieses basiert wieder auf einem sehr einfachen Motiv, was über acht Minuten ausgewalzt und immer weiter ausgeschmückt wird, angefangen von mehreren Schichten Synthies über Percussion und am Ende kommt eine Art fetter Marschmusik bei raus, bevor nach gut fünf Minuten eine komplett neue Melodie übernimmt. Klassische Vangelis-Komposition, diese Art der Überlagerung auf einem Basisthema hat er in zig anderen Stücken auch demonstriert.

Den Abschluss übernimmt nun das schon erwähnte 3+3, mit knapp 10 Minuten Dauer das längste Stück des Albums. Da flirrt erneut ein Sequenzerlauf durch die Boxen, über den sich dann verschiedenste Synthies legen, die eine relativ einfache Melodie darbieten. Soundtechnisch erinnert das alles öfter mal an die vorherigen Alben des Griechen (in diese Reihe schon besprochen) und klingt durchaus auch mal nach Reisen in fantastische Weiten des Weltraums oder in eine spannende Unterwasserwelt oder so.

Fazit: Nicht ganz der Klassiker wie „Heaven And Hell“ (nein, icht die Scheibe von Black Sabbath) oder „Albedo 0.39“, aber mit zwei Klassikern ausgestattet, Spiral und To The Unknown Man nämlich. Spätere Werke von Vangelis waren dann deutlich weniger konsistent und hatten auch nicht mehr diesen prägenden Einfluss auf die Musikgeschichte, nachdem in den 80ern quasi jeder irgendwelchen Krach mit Billigkeyboards erzeugen konnte und alsbald auch die Techno-Jünger auf den Plan traten. Und nun muss ich mir mal überlegen, was nächste Woche dran ist, da hab ich nämlich überhaupt noch keinen Plan.

 

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