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Album der Woche

7. Dezember 2022, 18:57 Uhr von Uwe

Wie letzte Woche angekündigt hüpfen wir ins kalte Wasser, äh, ins Jahr 1977. Obwohl kaltes Wasser gar nicht falsch ist, denn es geht beim Album der Woche ziemlich feucht, aber wenig fröhlich zu.

Wir hatten ja schon so einige Alben des 70er Jahre am Wickel in dieser Reihe, dieses Mal ist ein Vertreter aus Deutschland angesagt. Da gab es nämlich auch diverse Vertreter, die den englischen Vorbildern nicht nur hinterhereiferten, sondern auch eigene Akzente setzten. Damals lief sowas noch unter der abwertenden Bezeichnung Krautrock. Darunter fällt aber prinzipiell fast alles von Hardrock (Birth Control) bis zur elektronischen Musik (Tangerine Dream), weswegen das zur Einordnung nur wenig tauglich ist. Selbst die stilbildenden Elektroniker Kraftwerk fingen in diesem Umfeld an.

Die Band der Woche stammt zwar ursprünglich auch aus diesem Umfeld, wandte sich aber dem Progrock/Artrock zu, wie ihn Anfang der 70er zum Beispiel Genesis oder Van der Graaf Generator spielten. Das Album der Woche ist daher wenig verwunderlich ein Konzeptalbum, und zwar über den Aufstieg und Fall von Atlantis, vertont in vier Stücken, je zwei pro LP-Seite und jeweils mindestens acht Minuten lang. Es stammt von der Band Eloy und hört auf den prägnanten Namen „Ocean„.

Der Fokus liegt, wie die Titelliste vermuten lässt, auf ausgedehnten instrumentalen Passagen mit vielen Synthies und Keyboards, das erinnert gerne mal an Pink Floyd zu Wish You Were Here-Zeiten. Tödlich nervig hingegen ist der Gesang mit einem schlimm fiesen deutschen Akzent und einer fürchterlichen Aussprache des Tieäitsch (oder wie man das schreibt)… Wie sagte Otto so schön: Ein Science-Fiction Thrpw… Thrilpw… äh, Science-Fiction… Spannungsfilm. Die Texte sind auch nicht unbedingt als Highlight zu sehen, ziemlich pathethisch und schwülstig. Zum Glück gibts aber nur wenig Text und dafür mehrheitlich instrumentale Passagen.

Einen Bonuspunkt kriegt die Platte von mir noch für den ausgesprochen kreativen Songtitel des abschließenden Longtracks: Atlantis‘ Agony at June 5th – 8498, 13 P.M. Gregorian Earthtime. Schätze der Tag hatte Struktur. Die anderen drei Titel kommen mit konventionelleren Titeln daher: Poseidon’s Creation, Incarnation Of Logos und Decay Of Logos. Decay of Logos? Da lassen sich prima Parallelen zur heutigen Zeit ziehen, soweit her ist es ja nach wie vor nicht mit der Vernunft der Menschheit. Damals wars der Kalte Krieg und der saure Regen, heute sinds Klimawandel und Pandemien. Derartige Parallelen zu sehen lag dabei auch durchaus in der Absicht der Komponisten.

Fazit: Wer mit den im Text genannten Bands was anfangen kann und sich nicht am nervigen Gesang stört findet hier eins der besten deutschen Progalben der 70er. Für den großen internationalen Erfolg hat das zwar nie gereicht, den haben aus jener Zeit eigentlich nur Kraftwerk und die Scorpions hingelegt. Und letztere haben sogar am Rande was mit dem Album der nächsten Woche zu tun. Aber das ist eine andere Geschichte.

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