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Album der Woche

7. Juli 2022, 18:38 Uhr von Uwe

Und am siebenten Tage des siebenten Monats begab ich mich hinauf auf die fünfte Etage, um dort die Wunder der modernen Technik auszuprobieren, die einem auf Knopfdruck kochendheißes Wasser mit Kaffeegeschmack kredenzen können. Jepp, ich war nach über zwei Jahren Pause mal wieder im Büro. Da gibts jetzt neue Kaffeemaschinen, und der Kaffee taugt sogar was. Ganz nebenbei passte das Wetter zur Stimmung, nach wochenlanger Hitze regnete es nämlich, was mir aber ganz recht war, so wurde das Fahrrad nämlich gleich mal entstaubt. Was das jetzt mit dem Album der Woche zu tun hat? Gar nix.

Das Album der Woche ist ziemlich genau 30 Jahre alt und stammt von einer Band, die wir in dieser Reihe überhaupt noch nicht hatten. Ich kann mich auch nicht mehr genau dran erinnern wann ich mir das Album gekauft habe, das muss irgendwann in den späten Nuller Jahren gewesen sein (die Dateien auf meiner Festplatte sind vom September 2008). Dann sah ich die Band zufällig live bei einem Festival 2009 im Vorprogramm von Blind Guardian. Und daraufhin kramte ich das Album nochmal ausm Schrank, nahm die Stöpsel ausm Ohr und hörte genauer hin. Und dann machte es auch klick.

Das Album, um dass es hier geht, hört auf den schönen Titel „The Crimson Idol“ und stammt von WASP, der Truppe um Blackie Lawless, die Mitte der 80er mit expliziten Titeln wie Animal (Fuck Like A Beast) und einer Bühnenshow im Stile von Alice Cooper für Furore sorgte. Musikalisch wars aber in erster Linie ein  eingängiger Verschnitt aus Hardrock und Heavy Metal, wie ihn zum Beispiel auch Twisted Sister zelebrierten. Textlich gings dabei auch nicht gerade tiefschürfend zu, was diverse Sittenwächter auf den Plan rief, die sich auch an der exzessiven expliziten Bühnenshow störten. Ende der 80er veränderte sich der Fokus der Band, die Texte wurden ernster, und dann kam 1992 „The Crimson Idol“.

Das Album stellt eine Rockoper dar, die die tragische Lebensgeschichte eines Musikers erzählt, laut Blackie Lawless zumindest teilweise autobiographisch. Als solches ist das Album ein Konzeptalbum, was auch an diversen Stellen durch entsprechende musikalische und lyrische Leitthemen deutlich wird. Die Geschichte wird dabei in zehn Stücken erzählt, die zwischen der dreieinhalbminütigen Overtüre und einem fast zehnminütigen Rausschmeißer pendeln.

Die Overture setzt dabei die ersten musikalischen Themen, die später wieder aufgegriffen werden. Die folgenden The Invisible Boy und Arena Of Pleasure sind hauptsächlich für die Fortführung der Geschichte relevant. Am Ende von The Invisible Boy wird außerdem eins der zentralen lyrischen Themen vorgestellt: „Is there a love to shelter me? Only love, love sets me free“. Hier nur begleitet von der akustischen Gitarre.

Das erste große Highlight ist Chainsaw Charlie (Murders In The New Morgue), ein Blick hinter die Kulissen der Musikindustrie, die die Künstler im Namen des Profits abschlachtet. Selten klangen elektrische Gitarren so schön nach Kettensäge. Das folgende The Gypsy Meets The Boy ist eher ein Zwischenspiel, greift aber musikalisch auf Themen aus The Invisible Boy zurück und bringt das lyrische Leitthema voran: „I just wanna be the crimson idol of a million eyes“.

Doctor Rockter ist das kürzeste Stück des Albums, zitiert musikalisch ausgiebig bei Chainsaw Charlie und rockt entsprechend heftig. Das folgende I Am One markiert den Höhepunkt der Geschichte im Sinne des Erfolgs den der Protagonist hat, bevor seine Geschichte ins tragische abrutscht. Das lyrische Thema „Is there a love to shelter me?“ wird erneut aufgegriffen, diesmal aber mit fetter Begleitung durch elektrische Gitarren und Schlagzeug.

Das zweite ganz große musikalische Highlight ist das nun folgende The Idol, welches sich voll und ganz mit dem bereits angesprochenen lyrischen Motiv befasst und es in einer superstarken Rockballade leicht abwandelt: „Where is the love to shelter me?“ Selbst der große musikalische Erfolg des Protagonisten hat seine innere Leere nicht erfüllen können. Es geht balladesk akustisch weiter, Hold On To My Heart kommt fast vollständig ohne kräftig verzerrte Begleitung aus.

Das dritte Highlight ist nun das abschließende The Great Misconceptions Of Me, dass die Geschichte zu ihrem tragischen Abschluss bringt: „I don’t wanna be a crimson idol for a million eyes.“ Auch das zweite Thema wird erneut aufgegriffen: „There is no love to shelter me.“ Auch musikalisch werden die verschiedenen Themen der vorangegangen Stücke wieder aufgegriffen und zum Abschluss gebracht: „I am no idol, no crimson king. I don’t wanna be the crimson idol of a million eyes.“

Fazit: Die Scheibe bleibt einer der ganz großen Klassiker im Katalog der Band, man muss sie aber komplett hören um die ständigen Querverweise musikalischer und textlicher Natur nachzuvollziehen.

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