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Album der Woche

22. Dezember 2021, 16:43 Uhr von Uwe

„Der Weg zum Griechen immer lohnt, auch wenn man etwas weiter wohnt.“ – Was für Terence Hill richtig ist kann für mich nicht völlig falsch sein, auch wenn ich schon seit ungefähr vier Jahren nicht mehr in nem griechischen Restaurant war. Aber es geht ja auch gar nicht ums Futtern, sondern um das Album der Woche.

Das stammt von einem Griechen mit kompliziertem Namen, der in Deutschland vor allem bekannt wurde, weil Henry Maske mit der gleichen Musik in den Ring stieg mit der auch schon Christoph Kolumbus in Amerika angekommen war (oder so ähnlich). Allerdings hat Vangelis schon Jahre vorher wesentlich interessantere Musik gemacht, weswegen er (neben Jean-Michel Jarre, siehe letzte Woche) zu den Pionieren der elektronischen Musik gehört. Und somit wären wir nun beim Album der Woche: „Albedo 0.39„.

Nach demWeltraumtrip von letzter Woche gibt es diesmal nun wirklich ein Konzeptalbum über Physik und Weltraum. Das ganze klingt aber wesentlich weniger nerdig als es sich liest. Neun Stücke sind auf dem Album versammelt, die gerne Namen mit Bezug zum Weltall haben, wie Pulstar, Sword Of Orion oder Mare Tranquillitatis.

Eröffnet wird die Scheibe mit Pulstar, einem Fünfminüter, der rund um einen ständig wiederholten Synthesizerlauf aufgebaut ist – wie eben ein Pulsar auch immer wieder pulsiert. Am Ende folgt ein abrupter Wechsel und man hört die Zeitansage vom Analogtelefon – sowas gibts ja heutzutage gar nicht mehr. Das folgende Freefall ist eher Freiform-Klangexperiment mit verschiedenen Glockentönen und Pfeifgeräuschen und für mich verzichtbar. Danach landen wir für nicht einmal zwei Minuten im Mare Tranquillitatis, also auf dem Mond. Passend dazu eingestreut sind Sprachschnipsel der Apollo-Missionen, während die Musik sehr ähnlich wie bei Jarre verschiedene Synthie-Teppiche webt. Das folgende Main Sequence klingt ausgesprochen hektisch und erinnert mich eher an eine Verfolgungsjagd im Actionfilm (oder meinethalben im Science-Fiction-Actionfilm), nimmt stellenweise klanglich aber Blade Runner vorweg (Vangelis hat ja dafür den Soundtrack gemacht).

An fünfter Stelle folgt nun Sword Of Orion, und auch das klingt als hätten Jarre und Vangelis zusammen im Studio gehockt, ein Sammelsurium verschiedener Synthiesounds, aber kein Songwriting im klassischen Sinne. Nach knapp zwei Minuten ist das Stück aber auch schon wieder vorbei. Wesentlich konventioneller, damit aber auch eingängiger und für den Hörer leichter verdaulich wirds mit Alpha. Ein kurzes Synthesizermotiv durchzieht das gesamte Stück und wird nach und nach mit immer weiteren Instrumenten, Verzierungen und so weiter ausgebaut. So ähnlich hat das Mike Oldfield in der Mitte von Tubular Bells auch gemacht, als er sämtliche Instrumente der Reihe nach vorgestellt hat – nur ist hier halt alles elektronisch. Das Stück baut sich jedenfalls in über fünf Minuten aus dieser kleinen Melodie in ein sehr majestätisch klingendes Stück auf und gehört zu den Highlights des Albums.

Es folgen zwei Teile von Nucleogenesis. Der erste Teil wird getragen von einem schnellen pulsierenden Sequenzerlauf, über den dann weitere Instrumentallinien gelegt werden. Der zweite Teil ist sehr ähnlich aufgebaut, hier ist aber ein Schlagzeug das treibende Element. Auf jeden Fall gehts in beiden Fällen sehr ryhthmusbetont und schnell zur Sache – passend zum Thema der Stücke eben. Und mittendrin taucht nochmal die Wählscheibe vom Telefon auf, warum auch immer.

Das kälteste Stück des Albums folgt ganz am Ende – das Titelstück. Auf einigen wenigen sphärischen Synthieflächen werden planetare Eigenschaften der Erde rezitiert, Ekliptik, Länge des siderischen Jahres, Gravitation, Umlaufzeiten und so weiter. Und eben auch der Albedo, der Anteil des einfallenden Lichts, der von einem Himmelskörper reflektiert wird (laut Wikipedia irgendwo zwischen 0.306 und 0.434 in Abhängigkeit von der Position der Lichtquelle in Relation zum Betrachter). Und irgendwo kommt jetzt bestimmt einer mit ner Radiosity-Gleichung um die Ecke…

Anyway, das Album verkaufte sich gut genug um in England recht weit oben in den Charts zu landen und enthält mindestens drei Klassiker aus dem großen Werk des Griechen, weswegen sich der Weg zur Erkundung definitiv lohnt. Und jetzt hab ich Hunger.

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