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Album der Woche

10. Dezember 2021, 20:28 Uhr von Uwe

In dieser Woche springen wir richtig weit zurück, nämlich ins Jahr 1966. Und wenn wir schon mal so weit zurückgehen, gibts nicht nur ein Album der Woche, sondern zwei – vom gleichen Interpreten, damals war man nämlich noch fleißig und hat nicht fünf Jahre für die Aufnahmen gebraucht, weil man erstmal neun Monate die richtigen Schwingungen der Drums feinjustieren musste (looking at you, Metallica).

Die trendigen Alben der Woche stammen aus Amerika, nämlich aus USA! USA! (kleiner Seitenhieb auf „Far Out“ feat. Mirco Nontschew, R.I.P.) Allerdings gehts da wesentlich ernsthafter zur Sache, insbesondere textlich. Konkret geht es nämlich um Simon & Garfunkel. Die veröffentlichten in jenem Jahr gleich zwei Alben, nämlich „Sounds Of Silence“ und „Parsley, Sage, Rosemary And Thyme„. Auf diesen finden sich einige ihrer bekanntesten Songs, und weil man sie inzwischen für schmales Geld als Box mit allem inklusive „Bridge Over Troubled Water“ kaufen kann gibt es keinen Grund sie nicht ins Regal zu stellen. Es sei denn man kann mit Folkrock und anspruchsvollen Texten gar nix anfangen.

„Sounds Of Silence“ erschien im Januar 1966 und wird vom beinahe gleichnamigen Song eröffnet, einem der bekanntesten des Duos überhaupt (und spätestens seit Disturbed das Ding vor sechs Jahren gecovert haben müsste auch die junge Generation mit dem Song was anfangen können). Daneben existieren aber auch Coverversionen von Nevermore und anderen. Die Nummer hat ohnehin eine interessante Geschichte, entstand sie ja bereits 1964 als reine Folknummer mit ausschließlich akustischer Gitarre. Später mixte ein Produzent ohne Absprache eine elektrische Gitarre sowie Bass und Schlagzeug dazu und plötzlich stand die Nummer ein Jahr später auf Platz 1 der Charts. Nur deswegen kamen Simon & Garfunkel wieder zusammen um weitere Musik aufzunehmen. Wäre das nicht passiert würde ich heute nicht über diese Alben schreiben.

Der Rest des Albums ist dann nicht weiter erwähnenswert, bis auf den letzten Song: I Am A Rock hat nämlich einen der besten Texte, die mir je untergekommen sind – in dem Sinne dass ich mich darin sehr gut wiederfinde. Außerdem beschreibts Dezember und Schnee, das passt grad. Und das mit der Selbstisolation ist ja auch grad irgendwie mächtig angesagt, wenn auch aus anderen Gründen.

Kommen wir also zum Album mit dem sperrigen Gewürznamen. Dieses enthält deutlich mehr bekannte Songs und wurde zumindest teilweise auch im Soundtrack von „Die Reifeprüfung“ (mit Dustin Hoffman) verwendet. Das Album beginnt gleich mal mit einem großen Klassiker, nämlich Scarborough Fair/Canticle, von diesem stammt auch der Albumtitel ab. In der Mitte der ersten Seite versteckt sich Homeward Bound, was stimmungsmäßig grade gut passt, so von wegen über Weihnachten nach Hause bzw. zur Verwandtschaft fahren. Ein positives fröhliches Highlight ist der Abschluss der ersten Seite, The 59th Bridge Song (Feelin‘ Groovy). Die Brücke verbindet übrigens Manhattan mit Long Island. For Emily, Whenever I May Find Her ist ein schönes kleines herzergreifendes Liebeslied, und damit sind wir auch schon fast durch durch das Album.

Den Abschluss bildet, und das passt wieder zur Jahreszeit, Silent Night. Allerdings werden hier die 7 o’clock news in das Lied eingeblendet. Diese berichten vom Vietnamkrieg, einem Protestmarsch von Martin Luther King und den Tod von Komiker Lenny Bruce. Das kontrastiert also ganz fies mit dem besinnlichen Charakter der stillen Nacht (Parallelen mit 2021 sind rein zufällig).

Fazit: Schöne Melodien und textlich schwere Kost, aber irgendwie auch große Musikgeschichte. Und ich mache mir jetzt glaube ich einen Wein auf und toaste auf John Miles (der Typ mit „music was my first love“), der ist nämlich auch diese Woche gestorben.

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