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Album der Woche

16. Dezember 2021, 16:49 Uhr von Uwe

In dieser Woche verweilen wir im schönen Jahr 1976. Da gabs nämlich neben großen Rock-Klassikern auch ganz andere Klänge zu bewundern. Synthetische Töne nämlich, Wunderwerken der modernen Elektronik sei Dank (oder auch nicht, vollelektronische Klangerzeugung kam erst später).

Während sich in Deutschland vor allem durchgeknallte Kraut-Kapellen wie Can oder Neu! diesen modernen Klängen widmeten und Mitte der 70er Kraftwerk mit futuristischen Klängen aufhorchen ließen (und dazu passend ein sehr deutsches Maschinen-Image kreierten) und in England ein gewisser Mike Oldfield instrumentale Alben im Jahrestakt in die Verkaufsregale wuchtete, bastelte ein Franzose ein Album mit ausschließlich synthetischen Klängen. Das hat moderne elektronische Musik nachhaltig beeinflusst, wird doch heutzutage quasi alles vollelektronisch zusammengebastelt und auf maximale Eingängigkeit getrimmt.

Die Rede ist von Jean-Michel Jarre und seinem Album Oxygène. Das enthält sechs Stücke, die der Einfachheit einfach durchnummeriert sind und im Endeffekt sowieso zum größten Teil ineinander übergehen und damit zwei LP-Seiten füllen.

Während Kraftwerk sehr rhythmusbetont arbeiteten, fließen hier die Klänge gemächlich und ohne Schlagzeugunterstützung ineinander über, grade im ersten Teil. Man kann sich dazu einen dahinfließenden Gebirgsbach vorstellen, oder ein Aquarium voll dahinziehender Fische oder etwas ähnlich beruhigendes. Nach gut vier Minuten wirds etwas spannender, ein großer Unterwasservulkan oder ein Hai oder was ähnlich bedrohliches taucht auf (oder man sichtet in den Tiefen des Weltalls eine vorbeiziehendes Alien-Raumschiff). Allerdings ist das nur ein kurzes Intermezzo und nach weiteren drei Minuten geht es nahtlos mäandernd in den zweiten Teil über.

Hier wirds nun etwas rhythmischer, vor meinem inneren Auge blinkt ein Pulsar durchs leere All, eine treibende Basslinie sorgt für den Antrieb des Raumschiffes und wilde Ionenblitze zucken vorm Cockpit vorbei, bis wir nach knapp zwei Minuten eine mehrfach wiederholte Nachricht aus den Tiefen des Alls empfangen (man kann sich auch was ganz anderes vorstellen, aber die Klänge haben für mich etwas sehr Science-Fiction mäßiges). Im weiteren Verlauf des Stücks reisen wir vorbei an Spiralnebeln und fremden Galaxien, auf der Suche nach dem Urheber jener Nachricht, bis wir am Ende in den Weiten des Universums verschwinden. Teile des Stücks wurden auch gern als Filmmusik verwendet, so z.B. in „Gallipoli“ (von 1981 mit Mel Gibson) oder „Die Schlange im Schatten des Adlers“ mit Jackie Chan.

Der dritte Teil ist mit knapp drei Minuten der kürzeste und klingt wie eine Begegnung mit dem Rand eines schwarzen Lochs oder einer Supernova, etwas großes gefährliches furchteinflößendes, von dem man besser genug Abstand hält – wobei aber die Tiergeräusche am Ende des Stücks mal so gar nicht in dieses Bild passen, vllt wars auch nur der Soundtrack zum Aquariumsbesuch im Zoo und am Ende kommt man wieder raus an die frische Luft…

Teil vier ist das bekannteste Stück der Scheibe und wurde auch als Single veröffentlicht. Es gleicht am ehesten einem klassischen Popsong vom Aufbau her. Ein einfaches Thema wird durch den ganzen Song (das Stück ist tatsächlich einer) in „Strophenform“ wiederholt und durch immer weitere instrumentale Farbtupfer ausgeschmückt. Dieses Grundthema ist dabei eine recht einfache und verdammt eingängige Melodie, die jedem Popsong zur Ehre gereicht.

Im fünften Teil werden Elemente des ersten Teils wieder aufgegriffen, nach gut fünf Minuten setzt aber ein treibender Rhythmus ein, der das bis dahin träge durch die Gegend gleitende Raumschiff in eine wildere Fahrt versetzt, vielleicht wurde das Raumschiff von der Gravitation eines schwarzen Lochs erfasst und kämpft nun gegen den alles verschlingenden Sog. Letztendendes aber vergeblich, nach und nach fallen alle Systeme aus, nur noch Entladungen von Ionenblitzen erhellen das Dunkel bevor es endgültig schwarz wird.

Damit geht das Stück direkt in den letzten Teil über, der klanglich damit beginnt dass man auf der anderen Seite des schwarzen Lochs wieder ausgespuckt wird (jaja, nothing escapes not even light, aber vielleicht wars ja auch ein Wurmloch und kein schwarzes Loch – bei Wing Commander gabs ja auch solche Sprungpunkte zum Reisen zwischen verschiedenen Punkten des Universums). Jedenfalls gleitet das Raumschiff nun weiter durch die unendlichen Weiten, to boldly go where no synthesizer has gone before oder so.

Klingt also alles sehr nach Science Fiction und sehr nach Soundtrack, schwächstes Stück ist tatsächlich der poppige vierte Teil, aber modern klingt das auch heute noch, und vor allem eigenständig.

Ein Kommentar zu “Album der Woche”

  1. CWeasel

    Klingt ja so ein bisschen wie der Soundtrack von Knight Rider. Der ist aber von Stu Phillips…

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