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Album der Woche

28. Oktober 2021, 18:00 Uhr von Uwe

Heute wirds rund. Gut, ist jetzt erstmal nicht überraschend, es geht um Musik, und die wurde in den letzten öchzig Jahrzehnten hauptsächlich in Form runder Scheiben unters Volk gebracht. Und eine dieser runden Scheiben feiert dieser Tage runden Geburtstag, den 50. um genau zu sein.

Das Album enthält zwar eigentlich nur zwei wirklich relevante Stücke, die kommen aber zusammen auf etwa 30 Minuten Spielzeit. Außerdem wird es als stilprägend für die Entwicklung der Band angesehen. Spätere Werke der Band verkauften sich in dreistelliger Millionenhöhe, was also Grund genug ist, hier mal in das quasi letzte der Frühwerke zu schauen. Das Album der Woche ist dieses Mal „Meddle“ von Pink Floyd.

Insgesamt finden sich sechs Songs auf dem Album, bzw. fünf Songs und ein überlanges Epos auf der zweiten LP-Seite. Von diesen Songs ist eigentlich nur der erste wirklich relevant, und deswegen sprechen wir erstmal kurz über den Rest: A Pillow Of Winds ist ein hauptsächlich akustisches Stück, völlig untypisch für alles was man landläufig von Pink Floyd kennt, und prinzipiell fünf Minuten verzichtbares Geschrammel. Gleiches gilt für die ersten vier Minuten von Fearless, bevor man die akustischen Gitarren ausblendet und ins Liverpooler Fußballstadion kommt, in dem die Fans You’ll Never Walk Alone skandieren. San Tropez klingt ebenfalls recht untypisch für Pink Floyd, beschwingt, mit Pianoklängen unterlegt, aber im Endeffekt genauso verzichtbar. Das nächste Stück, Seamus, gefällt mir sogar so wenig, dass ichs aus meiner Playlist verbannt habe – was will ich auch mit zwei Minuten Hundegeheul? Gut, immerhin wär das experimentell und damit zu Pink Floyd passend.

Gut, nachdem wir also die ganzen Lückenfüller in der Mitte durchgekaut haben kommen wir nun zu den wirklich wichtigen Dingen: Das Alpha und das Omega des Albums, One Of These Days und Echoes. Ersteres beginnt mit einer ganz fiesen Basslinie auf zwei Bässen, die gegenseitig ihr Echo bilden. Nach und nach setzt der Rest der Band ein und es entsteht ein aggressives Stück Instrumentalmusik, aufgelockert in der Mitte durch die heftig mit Effekten verzerrte Stimme des Schlagzeugers, der da meint „one of these days I’m going to cut you into little pieces“. Live baute David Gilmour hier auch gerne mal ein paar Takte aus dem Intro von Doctor Who ein. Das Stück ist eine Blaupause für instrumentale Rockmusik und war auch live lange Jahre gesetzt. Dazu kommen am Anfang und am Ende des Stückes noch schöne Windgeräusche, die auch später immer mal wieder zum Einsatz kamen (am Ende von Wish You Were Here zum Beispiel).

Während es also hier in sechs Minuten noch recht kompakt zugeht, nimmt Echoes mal eben die gesamte zweite LP Seite ein und kommt erst nach über 20 Minuten zum Abschluss. Das Stück ist nicht wirklich in klare Teile aufgeteilt, wurde aber aus diversen Fragmenten heraus entwickelt, so dass sich am Ende doch eine gewisse Dreiteilung ergibt. Das Intro liefert ein stark verfremdetes „Pling“ vom Piano, welches auch im restlichen Stück immer mal wieder auftaucht, während drumherum wild experimentiert und soliert wird. David Gilmour und Roger Waters erzeugen grade im Mittelteil wilde Geräusche, die mal an Wale im Meer und mal an kreischende Möwen erinnern – das kommt nicht von ungefähr, geht es doch textlich um den Ozean im Allgemeinen und Besonderen. Die für mich stärkste Phase ist für mich der Übergang vom Mittelteil zum letzten Abschnitt, wenn sich Bass und Gitarre langsam steigernd aus den Unterwasserwelten erheben und kraftvoll drauflosrocken – wenn man das so nennen kann, ist ja immer noch Pink Floyd und nicht Judas Priest. Es folgt die letzte Strophe, bevor das Stück und damit das ganze Stück ausklingt – die Blaupause für so ziemlich alles, was Pink Floyd auf den nächsten Alben noch perfektionieren sollten.

Und zur Feier des Tages werd ich mir die beiden Stücke jetzt reinpfeifen (und die anderen gepflegt ignorieren).

 

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