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Album der Woche

7. Oktober 2021, 18:41 Uhr von Uwe

Es gibt Tage, da kommt alles zusammen – von der blöden Mücke im Schlafzimmer über den Deppen von Kollegen bis zum nicht anspringenden Auto und der Dauermigräne der Freundin. Und für genau solche Tage ist das Album dieser Woche.

Das Album stammt aus dem Jahr 1986 – ist auf den Tag genau 35 Jahre alt – und enthält für sensible Ohren einfach nur Krach. Und zwar den damals schnellstmöglichen Krawall. Es war ein Statement, welches die Band später nie wieder erreichte, gilt als Meilenstein und wurde von meiner Lieblingsfachzeitschrift für den angewandten Krawallkonsum unter die Top 10 der wichtigsten Metal-Alben aller Zeiten gewählt. Die Rede ist von „Reign In Blood“ von Slayer.

Die Gitarrsten Kerry King und Jeff Hanneman hacken durch die Stücke wie die Kreissäge durchs Unterholz, Bassist und Sänger Tom Araya klingt wie das personifizierte Böse (allerdings ohne Textblatt eher schwer verständlich) und Dave Lombardo verdrischt das Schlagzeug mit Hyperschallgeschwindigkeit. Nach nicht mal 30 Minuten ist der Spuk vorbei, die zehn Songs kommen im Schnitt auf deutlich unter drei Minuten auf den Punkt, und nennenswert ausgefeilte Soli oder gar Melodik sucht man hier natürlich vergeblich. Eine halbe Stunde Lehrmaterial, wie man als Metalband voll auf die Fresse haut – vorher undenkbar und später nie wieder erreicht. Und ich gebe ehrlich zu, dass ich anfangs echte Schwierigkeiten hatte, mich mit diesem Sound anzufreunden – und bis heute ist das auch so ziemlich die Obergrenze an Härte, die ich mir freiwillig antue. Aber es ist halt Krach für Leute, die sich auch am Geräusch vorbeifahrender Güterzüge ergötzen.

Einzelne Songs herauszuheben ist eigentlich nicht möglich und bei der Kürze der Songs auch ziemlich unnötig – trotzdem stechen zwei Stücke heraus, nämlich Raining Blood am Ende mit über vier Minuten und natürlich der Opener Angel Of Death mit der knackigen ersten Textzeile „Auschwitz, the meaning of pain, the way that I want you to die“ – ein böses Thema mit einem bösen Text für ein böses Album, was natürlich für jede Menge Kritik sorgte. Dabei beschreibt der Text „nur“ wertungsfrei „sickening ways to achieve the Holocaust“. Die anderen Songs sind textlich auch weit entfernt von Friede, Freude, Eierkuchen und Gänseblümchen – die Songtitel wie Criminally Insane (mit einem fiesen Tempowechsel in der Mitte) oder Altar Of Sacrifice sprechen für sich.

Fazit: Meilenstein, genredefinierend und so weiter und so weiter. Mir persönlich sind die später erschienen Werke tatsächlich sogar lieber, bei denen sie bewusst das Tempo etwas drosselten und dadurch noch heftiger und bösartiger klangen. Jeff Hanneman starb 2013 im Endeffekt an zu viel Alkohol, und Slayer lösten sich 2019 auf – man kann sich auch schlecht vorstellen, dass sie diese Songs mit 80 noch auf der Bühne zocken können, es sind ja nicht die Rolling Stones (denen ja inzwischen auch der sehr relevante Schlagzeuger fehlt).

Und nächste Woche gibts dann das totale Kontrastprogramm 🙂

 

 

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